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die nach wie vor in Produktion sind, ist nur der Kauf von sehr frühen Ausführungen interessant. Diese verfügen über Details in ihrer Herstellung, die sich von heutigen Lizenz-Produktionen – auch Originalen – mehr oder weniger unterscheiden. Und es sind genau diese kleinen Unterschiede, die den langfristigen Wert ausmachen. Die heute neu produzierten Varianten eines Eames Lounge Chair oder eines Barcelona Chair werden vermutlich nicht diese Wertsteigerung erfahren, wenn man die Stückzahlen betrachtet, die davon heute hergestellt werden. Der Marktwert eines gut erhaltenen Eames Lounge Chair im Originalzustand aus den 60er Jahren hat sich in den letzten 10 Jahren verdoppelt. Der Hype auf die allseits bekannten Vertreter der Designklassiker birgt aber auch die Gefahr einer schnellen Übersättigung an diesen überall anzutreffenden Formen und Silhouetten. Die starke mediale Präsenz wird zur Folge haben, dass dieser Trend nicht ewig anhalten wird. Schon jetzt spürt man eine Veränderung des Marktes – weg von dem inzwischen allzu Bekannten, hin zu noch unbekannten, unentdeckten Entwürfen. Bewegt man sich zum Beispiel in der skandinavischen Szene, kann man jetzt schon erkennen, wie bei vielen Modellen der großen Namen wie Finn Juhl, Hans Wegner und Arne Jacobsen der Glanz bereits wieder zu verblassen beginnt. Zu oft und zu viel gesehen, heißt es dann. Hat man vor 5 Jahren noch richtig hohe Preise bezahlt, selbst für durchschnittliche Entwürfe und Produktionen aus den 80er Jahren dieser skandinavischen Platzhirsche, sind es auf Dauer auch hier sicher nur die ganz frühen Ausführungen oder Erstserien, die selten produzierten Exemplare und vor allem auch die in der Breite unbekannte zweite Garde an Designern, die langfristig eine deutliche Wertsteigerung erfahren dürften. In der Szene der drei großen europäischen Hotspots für Vintage-Möbel – Skandinavien, Frankreich und Italien – sucht man nach neuen Namen, unbekannten Designs, Kleinserien und Unentdecktem. Nach Entwürfen, um die sich bisher keiner gekümmert hat, oder die im Schatten eines anderen standen und für einige Zeit in Vergessenheit gerieten. Sicher der spannendste Bereich für eine Geldanlage. Wer hier einsteigt, schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe. Man umgibt sich mit etwas, das noch nicht bei drei guten Freunden im Eingangsbereich als Statussymbol platziert ist, und aufgrund der noch humanen Anschaffungspreise ist die Chance auf eine Wertsteigerung gerade hier enorm. Denn interessierte und informierte Sammler suchen neue Namen und Formen. Für tolle Entwürfe nicht definierter Herkunft sowie für gerade neu entdeckte Möbelserien bisher unbekannter Architekten oder Designer der Nachkriegszeit werden mittlerweile selbst auf Versteigerungen renommierter Auktionshäuser gute Preise erzielt. Es ist nicht nur der Name, der zählt, sondern gerade auch die Aura und Ausgefallenheit, die Unbekanntheit und Seltenheit eines Möbelstücks, die für Sammler immer wichtiger werden. Es ist also ganz einfach: Investieren Sie in frühe und im Zustand unbedingt komplett originale Ausführungen der „Blue Chips“ wie Eames, Jacobsen etc. – oder kaufen Sie etwas, das bis jetzt nur wenige kennen. Aber bitte kaufen Sie in jedem Fall nur dann, wenn es Ihnen gefällt! Trends 2014 Über den Autor : Tobias Markus ist Inhaber der seit 2008 bestehenden Galerie für Vintage Design und Mid-Century-Möbel in Nürnberg. Diese hat sich im Laufe der letzen fünf Jahre mehr auf die Nischenprodukte dieser Branche konzentriert. Vor allem gutes Design wenig- oder noch unbekannter Italiener und Franzosen aus den 50er Jahren wird dort besonders geschätzt. Im Fokus sind vor allem Formen und Linienführungen die auf dem Markt noch eher selten zu finden sind. Hier gibt man qualitativ hochwertigen Stücken mit nicht dokumentierter Herkunft, sowie den unbekannteren Namen aus der Zeit den entsprechenden Raum um zu wirken und bekannt zu werden. Aber auch der eine oder andere bekannte Klassiker wird angeboten, wenn es sich um ein besonders schönes und altes Exemplar handelt. Eine interessante Mischung aus Möbeln und Leuchten, abgerundet mit ausgesuchten Metall- oder Glasobjekten bis hin zu Schmuckstücken, geben einen Einblick in alle Sparten des Mid- Century-Designs. Gesucht und gefunden wird ausschließlich in den Herkunftsländern, und auf Originalität und einen bestmöglichen Gesamtzustand wird viel Wert gelegt. Die Philosophie ist, dass alles was man hier gezeigt bekommt, im Alltag eingesetzt werden soll und nicht nur als Dekorationsgegenstand dient. 98 // Anlagetrends 2014


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