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AKTIEN & MÄRKTE  UNTERNEHMEN  FONDS  ZERTI FIKAT E  Rohstoffe  Lebensart beispielweise wurden deshalb eine Version des „S“ mit Rechtssteuerung entworfen und ebenfalls neue Ladestationen eingeplant. Der Umsatz lag mit 431 Millionen Dollar im dritten Quartal 2013 fast neunmal so hoch wie im Vorjahreszeitraum. Das ist ein traumhafter Wert, die Kalifornier schafften es trotzdem nicht aus den roten Zahlen. Tesla schreibt unter dem Strich noch Verluste, weil die Ausgaben für Forschung und Entwicklung enorm hoch sind. Immerhin konnte das Unternehmen den Verlust von 111 Millionen auf 38 Millionen Dollar eindämmen. Außerdem wurde der erste Quartalsgewinn überhaupt verzeichnet. Abseits der eigenen Produktion und Vermarktung kooperiert Tesla Motors auch mit anderen Automobilherstellern, darunter Daimler und Toyota. Die Mercedes B-Klasse Electric Drive zum Beispiel läuft mit Tesla-Technologien. Der Daimler-Vorstandsvorsitzende Dieter Zetsche findet: „Mit Tesla haben wir einen erstklassigen Entwicklungspartner für dieses Auto.“ Mit rund vier Prozent ist man zudem direkt an Tesla beteiligt. Einen guten Ruf haben sich die Kalifornier auch in puncto Design erarbeitet: Während beim Tesla Roadster noch die Design-Ideen von Partner Lotus maßgebend waren, ist der „S“ nun eine Eigenkreation. Der Lohn für Chefdesigner Franz von Holzhausen und Tesla: Mehrere internationale Auszeichnungen als „Auto des Jahres“. Jake Fisher, der Testdirektor von Consumer Reports, bescheinigte dem „S“ 2013 gar, er performe besser als jedes andere Testfahrzeug zuvor. Durch die tiefe Position der Batterie ergebe sich ein hervorragendes Handling, zudem beeindrucke der 17’’-Touchscreen durch einfache Bedienung und vielseitige Funktionen. Beim Blick ins Innere des "Model S" fällt sofort der 17"-Bildschirm ins Auge. All diese positiven Signale haben einen regelrechten Hype verursacht, nicht nur um Tesla, sondern auch um Elon Musk selbst. Dieser noch recht junge Milliardär, der seine Träume verwirklicht und stets Unglaubliches vorhat. Viele sehen nur seine Visionen und seinen Erfolg, vergessen aber, wie risikoreich seine Geschäfte sind. Analyst Martin Stephan schreibt dazu in Wirtschaft im Visier: „All jene, die ernsthaft der Ansicht sind, dass die bisherigen Erfolge von Tesla beliebig in die Zukunft fortschreibbar sind, begehen denselben Fehler: Sie ignorieren die Konkurrenz.“ Es sind aber nicht nur die Giganten der Automobilbranche, die Musk zu schaffen machen. Als im letzten Jahr drei Tesla S in den USA in Brand gerieten, stürzte der Aktienkurs in die Tiefe. Untersuchungen zufolge waren für die Brände zwar keine technischen Mängel, sondern jeweils Unfälle verantwortlich, in deren Folge die Batterie Feuer fing. Dennoch zeigten die Vorfälle, wie empfindlich das Tesla-Image sein kann. Zuletzt schoss der Kurs zurück nach oben, gar in astronomische Höhen; man könnte meinen, die Aktie wäre bis Anfang März an einen „Falcon“ geschnallt gewesen. Den größten Sprung absolvierte das Papier Ende Februar, als die „Gigafactory“-Mitteilung die mediale Runde machte. So konnte ein neuer Allzeit-Höchstwert von 265 US-Dollar erreicht werden – bemerkenswert im Vergleich zum Stand vor einem Jahr von knapp 35 US-Dollar. Doch schon direkt nach der Meldung zur Batteriefabrik wurden skeptische Stimmen laut. Die Aktienanalysten vom Anlegerbrief hielten die Tesla Motors Aktie für stark überkauft, auch viele andere sahen Konsolidierungsbedarf. Und tatsächlich, wenige Wochen später steht der Kurs nun bei ungefähr 218 US-Dollar. Ein möglicher Grund für den neuerlichen Einbruch könnte der öffentlich ausgetragene Konflikt mit Autohändlern in den USA sein. In Texas, Arizona und New Jersey wurden zuletzt Gesetze gegen den Direktverkauf von Automobilen beschlossen, was für Tesla deutliche Einbußen bedeutet – die Kalifornier müssen ihre Läden schließen. Elon Musk wehrte sich vehement, muss aber einsehen: Seinem Erfolg sind durchaus Grenzen gesetzt. Man stelle sich vor, die Verkaufszahlen von Tesla-Autos fallen im nächsten Quartal schlecht aus – wer glaubt dann noch an eine „Gigafactory“? Was passiert, wenn der nächste Raketenstart fehlschlägt – springen dann die potentiellen Kunden nicht doch ab? Die enge Verknüpfung des unternehmerischen Erfolgs mit Musks so markanter Persönlichkeit kann erhebliche Wirkung in beide Richtungen entfalten. Ein Absturz des Raketenmanns sollte also zumindest als Risiko miteinkalkuliert werden. MM BÖRSE 21 am Sonntag · 1 | 201 4 Aktie im Fokus


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