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FONDS  ZERTI FIKAT E  rohstoffe  Lebensart  AKTIEN & MÄRKTE  UNTERNEHMEN Kostenvorteile durch Indexfonds Die Kostenvorteile der an der Börse gehandelten Indexfonds sind vielfältig. Bei ihnen fallen keine Ausgabeaufschläge im börslichen Handel an. Da sie zudem einen Index exakt nachbilden, bleiben häufige Umschichtungen aus – hohe Transaktionskosten wie bei oft umschichtenden aktiven Fonds entfallen somit. Einen weiteren Pluspunkt von ETFs stellt die transparente Preisstellung dar: Ihr Kurs entspricht in der Regel exakt einem Zehntel oder einem Hundertstel des jeweiligen Index und ist vom Anleger leicht nachzuvollziehen. Zudem sind die Handelskosten niedrig. Grund: Beim Gros der ETFs ist der Spread, der Unterschied zwischen Geld- und Briefkurs, gering. Dass der Spread wiederum mit der Börsenliquidität des jeweiligen ETF zusammenhängt, macht aber auch deutlich, dass bei der Bewertung eines ETF mehrere Faktoren eine Rolle spielen können. Anleger sollten vor einem Kauf also verschiedene Produkte miteinander BÖRSE 65 am Sonntag · 1 | 201 4 vergleichen. Das kann sich als umfangreich erweisen, immerhin ist die Zahl der Indexfonds in den vergangenen Jahren stark gestiegen: Allein im XTF-Segment von Xetra sind mehr als 1.000 ETFs gelistet. Für eine Bank, die ihren Kunden beraten möchte, gäbe es also genug zu tun. Auf dem ETF-Auge blind Dass herkömmliche Banken ihren Kunden dennoch grundsätzlich eher selten zu ETFs raten, liegt aber weniger am fehlenden Überblick. Ihr Phlegma in Sachen ETFs hat seinen Grund darin, dass die zumeist provisionsgetriebenen Finanzvertriebe der Geldhäuser an passiven Fonds schlichtweg weniger verdienen als an aktiv gemanagten Produkten. Zu Letzteren raten sie daher wesentlich öfter. Hier zeigt sich ein interessantes Paradoxon: Umfragen zeigen, dass die Deutschen ihrem Berater nur wenig vertrauen; Bank- oder Finanzberater belegen seit Jahren hintere Plätze bei entsprechenden Studien. Das Handeln sieht aber anders aus: Noch immer kaufen die meisten Deutschen über Banken. Sie handeln also anders, als sie empfinden. Hier scheint eine gewisse Resignation oder das Gefühl der Alternativlosigkeit zu herrschen. Klar ist, dass ein Bankberater eine hohe Motivation hat, Provisionen für verkaufte Produkte einzustreichen. Die vermeintlich kostenlose Beratung ist in Wirklichkeit ein provisionsgesteuerter Verkauf. Dabei nutzt die Bank ihren Informations- und Gestaltungsspielraum systematisch zu ihren Gunsten aus, indem Kunden nicht die für sie besten Lösungen, sondern oftmals komplexe und teure Produkte erhalten, die zulasten der eigenen Rendite gehen. Im Sinne der Kunden ist das nicht. Im Gegenteil: Der Großteil der aktiv gemanagten Fonds ist in der Vergangenheit die Rechtfertigung der höheren Kosten schuldig geblieben: Analysen belegen, dass nach 15 Jahren maximal 24 Prozent der Asset Manager den vergleichbaren Index schlagen. Das Prinzip des provisionsgesteuerten Vertriebs setzt sich über das gesamte Spektrum der Geldanlage fort, vor allem auch in der existenziell wichtigen Altersvorsorge und bei den Versicherungen, mit dramatischen Konsequenzen für die Verbraucher. Bei einem Gesamtvermögen der privaten Haushalte in Deutschland von 4,5 Billionen Euro führt bereits ein jährlicher Renditeverlust von ein bis zwei Prozent zu einem Schaden in Höhe von 45 bis 90 Milliarden Euro, der Anlegern durch nicht bedarfsgerechte Beratung und zu teure Anlageprodukte entsteht. Für Anleger und ihre Depots wäre es daher wünschenswert, wenn sich das Thema Honorarberatung in Deutschland durchsetzen würde. Schließlich raten unabhängige Honorarberater oft und gern zu ETFs – und damit zu Investments mit geringer Kostenbelastung. Die Politik hat dies inzwischen erkannt und unterstützt die unabhängige Honorarberatung. In England etwa wurden Provisionen zum Anfang des Jahres 2013 bereits komplett verboten, gleiches gilt für die Niederlande seit Januar dieses Jahres. Hierzulande geht es etwas langsamer, das vom Bundesfinanzministerium vorgelegte Honoraranlageberatungsgesetz wird im Sommer 2014 in Kraft treten. Die Vergangenheit hat leider immer wieder bewiesen, dass eine provisionsgetriebene Beratung hauptsächlich eines macht: Sie verursacht hohe Kosten, oft ohne eine entsprechende Gegenleistung in Form einer guten Rendite zu liefern. Von daher muss das Ziel in ganz Europa das gleiche sein: bessere Beratungsqualität und mehr Verbraucherschutz im Finanzdienstleistungsmarkt durch mehr Transparenz und Unabhängigkeit von Provisionen. Gastbeitrag


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