Flucht aus London
Die „European Banking Authority“ legt Regeln für Banken in der gesamten Europäischen Union fest. Ihr größtes Problem ist derzeit ihr Sitz: London. Das Rennen um einen neuen Standort ist eröffnet. Doch nicht nur Behörden überlegen, wie sie aus dem Nach-Brexit-London fliehen können: auch ein großer Telefonanbieter möchte die Reißleine ziehen.

Die „European Banking Authority“ legt Regeln für Banken in der gesamten Europäischen Union fest. Ihr größtes Problem ist derzeit ihr Sitz: London. Das Rennen um einen neuen Standort ist eröffnet. Doch nicht nur Behörden überlegen, wie sie aus dem Nach-Brexit-London fliehen können: auch ein großer Telefonanbieter möchte die Reißleine ziehen.
Die EU-Behörde für Bankenregulierung (EBA) wird hochrangigen EU-Kreisen zufolge wegen des Brexit-Votums voraussichtlich nach Frankfurt oder Paris umsiedeln. Die Idee von einer Union der vielen Währungen sei am Ende, sagte ein EU-Vertreter am Dienstag. „Deshalb wird die EBA entweder nach Paris oder nach Frankfurt umziehen.“ Die aktuell in London ansässige Behörde legt mit ihren 159 Beschäftigten die Bankenregeln für die EU fest und überwacht diese.
Die EBA ist nicht die einzige wichtige EU-Behörde, die ihren Sitz in London hat. Das große europäische Stühlerücken hat begonnen, denn auch sie müssten die Stadt an der Themse nach einem btitischen Austritt aus der Europäischen Union (EU) wohl verlassen.
Das Land Hessen und die Stadt Frankfurt bekommen Schützenhilfe vom privaten Bankenverband BdB im Ringen um die EBA und aus London verarbeitete Bankarbeitsplätze. „Auch wenn noch unklar ist, welche Institutionen und Arbeitsplätze von London wegverlagert werden: Der Bankenverband wird sich gemeinsam mit der Bundesregierung, der hessischen Landesregierung und allen Playern in der deutschen Finanzbranche dafür einsetzen, den attraktiven und stabilen Finanzplatz Frankfurt weiter zu stärken“, so Hans-Walter Peters, Präsident des Bankenverbandes.
Neben den verschiedenen europäischen Behörden stehen auch viele Abteilungen von Banken auf dem Sprung aus der britischen Hauptstadt – wenn auch nicht kurzfristig, so aber wohl bis zum endgültigen EU-Abschied des Landes. Die rede ist von großen Zahlen: die Deutsche Bank könnte bis zu 4.000 Arbeitsplätze umlegen, bei Morgan Stanley ist die Größenordnung ähnlich. Gestaffelt nach Größe kürfte dies für alle Banken eine Rolle spielen, auch für die englischen. Ein Banker-Exodus aus London droht.
Frankfurt ist nicht allein
Bafin-Präsident Felix Hufeld, der BaFin-Chef, hatte am Dienstag gesagt, dass Frankfurt nicht alleine vom möglichen Bedeutungsverlust Londons für die Finanzwelt profitieren werde. Die Stadt müsse sich anstrengen, um im Standortwettbewerb Erfolge. Klar sei, dass die EBA aus London wegziehen müsse: „Aber da ist Frankfurt nicht allein.“ In der Benkenstadt am Main sitzen die Europäische Zentralbank (EZB) mit der Bankenaufsicht für die Euro-Staaten und auch die Versicherungsaufsicht Eiopa.
Die EBA wird von dem Italiener Andrea Enria geführt. Dieser hatte bereits vor dem Referendum klipp und klar angekündigt, dass die EBA London nach einem britischen Votum für den EU-Austritt verlassen werde. Schon seit längerem gibt es zudem die Diskussion, ob die Abwicklung von großen Wertpapiergeschäften in Euro nicht ohnehin im Euro-Raum stattfinden müsse. Die Europäische Zentralbank (EZB) wollte schon einmal durchsetzen, dass Clearing-Häuser für Euro-Wertpapiergeschäfte auch im Währungsgebiet angesiedelt werden. Dieses Ansinnen dürfte nun deutlich Auftrieb erhalten.
Auch Vodafone plant einen Brexit
Nach Angaben von DPA plant auch der britische Mobilfunk-Riese Vodafone nach dem Brexit-Votum die Verlegung seines Hauptsitzes weg aus Großbritannien. Es sei wichtig, weiterhin von der Freizügigkeit von Bürgern, Kapital und Gütern zu profitieren, schrieb das Unternehmen einem BBC-Bericht zufolge an mehrere Medien. Noch sei es zu früh, über den langfristigen Standort des Hauptsitzes zu entscheiden, aber es werde entschieden, „was auch immer zweckmäßig“ sei. Vodafone beschäftigt rund 13.000 Menschen in Großbritannien und hat Sitze in London und Newbury. Der Konzern kündigte an, seine Beziehungen zu Brüssel zu verstärken, und seine Gewinne künftig in Euro statt in Pfund auszuweisen.