US-Börsen: Indexfonds vor Absturz?
In den USA haben Indexfonds einen erstaunlichen Höhenflug hingelegt. Nun warnen immer mehr Marktkenner vor den Gefahren der ETFs. Auch Privatanleger sollten wachsam sein: Es droht eine wirtschaftliche Überhitzung. So zumindest ist es in dem bekannten Blog Zerohedge zu lesen. Dort sind hin und wieder apokalyptische Warnungen zu lesen. Aber die Autoren hinter dem Pseudonym „Tyler Durden“ stecken tief in den Kapitalmärkten und sind daher durchaus ernstzunehmen.

In den USA haben Indexfonds einen erstaunlichen Höhenflug hingelegt. Nun warnen immer mehr Marktkenner vor den Gefahren der ETFs. Auch Privatanleger sollten wachsam sein: Es droht eine wirtschaftliche Überhitzung. So zumindest ist es in dem bekannten Blog Zerohedge zu lesen. Dort sind hin und wieder apokalyptische Warnungen zu lesen. Aber die Autoren hinter dem Pseudonym „Tyler Durden“ stecken tief in den Kapitalmärkten und sind daher durchaus ernstzunehmen.
Jetzt warnt der Blog vor einer Blase mit dem Namen ETF: Das ist die Abkürzung für börsengehandelte Fonds. In den letzten zwölf Monaten haben die Anleger Fonds dieser Art im Wert von 18,2 Billionen Dollar gehandelt. Das ist mehr, als das amerikanische Bruttoinlandprodukt beträgt, sagt Durden.
Der Vergleich mit dem BIP klingt erschreckend, hat aber eigentlich keine Aussagekraft. Und er sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass andere Bereiche des Kapitalmarkts, etwa Devisen oder Derivate, viel höhere Volumina bewegen. Aber die Entwicklung der ETFs ist schon berauschend, und daher immer wieder Anlass zu Warnungen gewesen. Die US-Notenbank (Fed) hat sich zeitweise Sorgen gemacht, dass hochgehebelte ETFs, also Fonds mit Schulden, die Stabilität des Finanzsystems gefährden könnten. Eine sehr akademische Studie von Fed-Experten vom vergangenen Jahr gab dann Entwarnung. Vor kurzem hat aber bekannte Investor Carl Icahn Blackrock-Chef Larry Fink in aller Öffentlichkeit vorgeworfen, die ETFs aus seinem Haus seien gefährlich.
Man muss in dem Zusammenhang zweierlei unterscheiden. Einmal erleichtern ETFs den Ein- und Ausstieg in einzelne Bereiche des Kapitalmarkts, deswegen werden sie ja immer beliebter, und das gerade auch bei Großinvestoren. Sie sind preisgünstig und ermöglichen auf einen Schlag den unkomplizierten Zugriff zum Beispiel auf ein ganzes Sortiment von Hochzinsanleihen. Gerade diese Griffigkeit kann aber im Krisenfall dazu führen, dass die Anleger sich noch schneller aus einem Markt zurückziehen. Die Nachrichtenagentur Reuters hat berichtet, dass große Fondsgesellschaften wie Vanguard sich daher schon Kreditlinien bei Banken besorgt haben, um im Krisenfall selber eingreifen und Kurse stützen zu können. Früher haben Banken diese Funktion übernommen, aber seit die nicht mehr für eigene Rechnung handeln dürfen, sind sie weitgehend raus aus dieser Art von Kurspflege.
Der zweite Punkt betrifft im Grunde nicht nur ETFs, sondern alle Arten von Derivaten. Wenn immer mehr abgeleitete Produkte statt der „unterliegenden“ Wertpapiere gehandelt werden, dann trocknet der Markt, von dem alles abhängt, aus. Wenn die Investoren nur noch Aktien-Optionen statt Aktien handeln würden oder nur noch ETFs auf Hochzinsanleihen statt der Anleihen selber, dann ist das irgendwann so instabil wie ein Haus mit einem riesigen Dach, aber ohne Fundament. Hin und wieder ist sogar schon die Theorie vertreten worden, dass Aktienmärkte unnatürlich wenig Schwankungen aufweisen, weil die Investoren die Papiere nicht verkaufen, wenn die Risiken steigen, sondern sich stattdessen über Derivate absichern.
Was bedeutet das für Anleger? Es wäre ein Fehler, jetzt auf ETFs zu verzichten. Aber es ist schon wichtig, sich den Markt genau anzuschauen, auf dem sie jeweils aufbauen. Und sich nicht zu täuschen: Wenn der unterliegende Markt einfriert, dann bieten die ETFs auf einmal auch keine echte Liquidität mehr. Handelsblatt / Frank Wiebe