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Biotechnologie: Neue Kurstreiber, günstige Bewertung

Die politische Diskussion um weniger Ausgaben in der Gesundheitsversorgung überschattet auch die Aktienkurse der Biotechfirmen. Dabei liefert die Branche eine neue Generation von Medikamenten in verschiedenen Krankheitsfeldern.

BÖRSE am Sonntag

Die politische Diskussion um weniger Ausgaben in der Gesundheitsversorgung überschattet auch die Aktienkurse der Biotechfirmen. Dabei liefert die Branche eine neue Generation von Medikamenten in verschiedenen Krankheitsfeldern.

Für Ionis Pharma ist 2017 ein Schlüsseljahr. Die US-Biotechfirma hat den endgültigen Durchbruch für die selbst entwickelte Antisense-Technologie geschafft. Damit werden körpereigene Proteine im menschlichen Erbgut ausgeschaltet, die zuvor als Auslöser für die Entstehung von Krankheitsprozessen identifiziert wurden. Das von Ionis in Kooperation mit dem Biotech-Schwergewicht Biogen entwickelte Antisense-Medikament Spinraza wurde Ende 2016 für die Behandlung von spinaler Muskelatrophie zugelassen und generierte im ersten Halbjahr nach der Zulassung einen Umsatz von mehr als 200 Millionen US-Dollar. Dank der Umsatzbeteiligungen wird Ionis 2018 den Sprung in die Gewinnzone schaffen.

Erfolgsgeschichten wie diese treiben die Aktienkurse von Biotechfirmen, die vor dem Durchbruch stehen. Dabei reflektieren die teilweise grossen Kursschwankungen die Chancen und Risiken für solche bahnbrechenden klinischen Fortschritte. Neben dem Gewinnwachstum der bereits profitablen Firmen und klinischen Daten bleibt die Zulassung von neuen Medikamenten der grösste Kurstreiber in der Biotechbranche. Hier verspricht 2017 ein überaus erfolgreiches Jahr zu werden: bis Mitte August wurden bereits 26 Arzneien zugelassen. Die 22 neuen Produkte aus dem Gesamtjahr 2016 sind damit bereits deutlich übertroffen worden. Die Chancen stehen gut, dass das hohe Niveau der Jahre 2014 und 2015, möglicherweise sogar der Rekord von 56 aus dem Jahr 1996 wieder erreicht wird.

Die wachsende Zahl an neuen Produkten sorgt dafür, dass das hohe Umsatzwachstum in der Biotechbranche anhält. Anders als bei den Pharmakonzernen ist die Biotechindustrie von keinen Gewinneinbrüchen durch ablaufende Patente für Milliardenprodukte bedroht. Aus Anlegersicht begünstigt die anhaltend hohe Gewinndynamik eine weiterhin günstige Bewertung von Biotechaktien. Nach Schätzungen von Bloomberg kommen die sechs am höchsten kapitalisierten Biotechfirmen auf Basis des für 2018 erwarteten Gewinns pro Aktie beim Kurs-Gewinn-Verhältnis mit 15 auf denselben Durchschnittswert wie die grossen US-Pharmakonzerne. Ein Blick auf die PEG Ratio, also das Verhältnis von Kurs-Gewinn-Verhältnis zum erwarteten Gewinnwachstum für 2018, verdeutlicht jedoch die Unterschiede. Hier kam Biotech zuletzt auf den Faktor 1, Pharma dagegen auf 1,9.

Trotz der sehr guten Fundamentaldaten halten sich die meisten Investoren noch mit grösseren Zukäufen zurück. Grösster Belastungsfaktor ist die anhaltende Unsicherheit über die künftige US-Gesundheitspolitik unter Donald Trump. Medizinische Therapien und Services für die Versicherungen bezahlbar zu halten, bleibt in Washington auf absehbare Zeit ein heisses Thema auf der politischen Agenda. Klar ist aber auch: Je dichter der positive Nachrichtenfluss, desto weniger können politische Aussagen zur Branche die Kursentwicklung überschatten. Allein in vier Krankheitsfeldern könnte die Zulassung von neuen Therapieansätzen jährliche Spitzenumsätze von jeweils zehn Milliarden US-Dollar einspielen. Im Einzelnen handelt es sich dabei um die Immunonkologie, Erkrankungen der Leber, seltene genetisch bedingte Krankheiten (Orphan Diseases) sowie Nervenleiden wie Alzheimer.

Für den Zeitraum 2016 bis 2020 erwartet BB Biotech bei seinen Portfoliofirmen ein durchschnittliches Umsatzwachstum von über 20 Prozent jährlich. Anders als bei aktiv gemanagten Aktienfonds dient kein Branchenindex als Benchmark. Die starke Kursperformance gegenüber dem Nasdaq Biotechnology Index wie auch gegenüber zahlreichen Investmentfonds beruht auf der Portfoliostrategie. Den Stabilitätsanker bilden die Kernpositionen, die bis zu einem niedrigen zweistelligen Prozentbereich im Portfolio hochgefahren werden können. Für die Titelauswahl bei den kleineren Positionen, die sukzessive ausgebaut werden können, kommen Firmen in Frage, die den klinischen Wirksamkeitsnachweis mit neuartigen Therapieansätzen erbracht haben und mit ihren Produkten vor der Marktzulassung stehen. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal von herkömmlichen aktiv gemanagten Fonds ist die aktionärsfreundliche Ausschüttungspolitik. Anleger erwartet eine jährliche Dividendenrendite von rund fünf Prozent. Dazu stärkt ein kontinuierliches Aktienrückkaufprogramm von bis zu fünf Prozent des Kapitals im Jahr die Finanzkraft.