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„Buy and Hold“-Strategie oder aktives Portfoliomanagement?

DAX-Aktien steigen zwar im Durchschnitt seit 1974 um etwa neun Prozent pro Jahr, aber eben nicht alle und nicht immer. Aktionäre der Deutschen Telekom, EON, RWE oder Volkswagen können ein Lied davon singen. Oswald Salcher analysiert, welche Strategie erfolgversprechend ist.

BÖRSE am Sonntag

DAX-Aktien steigen zwar im Durchschnitt seit 1974 um etwa neun Prozent pro Jahr, aber eben nicht alle und nicht immer. Aktionäre der Deutschen Telekom, EON, RWE oder Volkswagen können ein Lied davon singen.

Von Oswald Salcher

„Wenn du reich werden willst, dann kaufe Aktien, nimm eine Schlaftablette - und sieh erst zehn Jahre später nach, was daraus geworden ist“. Es ist die berühmteste Börsenweisheit des legendären Spekulanten André Kostolany. Ob diese Regel heute noch stimmt bezweifeln viele und managen ihr Portfolio lieber aktiv.

Ende 1989 markierte der Nikkei (Asiens bedeutendster Aktienindex) mit einem Schlusskurs von 38.915,87 Punkten sein Allzeithoch. Heute, 26 Jahre später, sehen wir einen Indexstand von ungefähr 17.000 Punkten oder ein Minus von 56 Prozent. Eine Schlaftablette wird sicher nicht reichen, denn der Nikkei wird seine Rekordmarke wohl kaum über Nacht wieder erreichen.

Zugegeben, der Nikkei ist ein negatives Extrembeispiel, aber auch beim Deutschen Leitindex DAX gibt es Zehnjahresperioden, beispielsweise die von 1999 bis Ende 2008, in denen man sogar eine negative Performance erzielt hätte. Aktionäre von vermeintlich sicheren Dividendenlieferanten wie RWE und EON sind gerade in letzter Zeit bitter enttäuscht worden. Das zeigt deutlich, dass es nicht nur wichtig ist, wo man investiert, sondern auch wann. Noch wichtiger ist, zu welchem Zeitpunkt man wieder aussteigt.

Hätte man den Kurseinbruch der Volkswagen Aktien vorhersehen können? Nein, natürlich nicht. Aber man musste die VW Aktie im September letzten Jahres auch nicht besitzen, denn in den vorangegangenen sechs Monaten ist Volkswagen von 260 um 39 Prozent auf 160 Euro gefallen. Wie lange also wollte man zuschauen und den Verlust aussitzen? Fast jeder in Deutschland kennt jemanden der die Aktie der „Deutschen Telekom“ bei 100 Euro am Allzeithoch gekauft hat. Obwohl die Telekom inzwischen sehr gut aufgestellt ist, wird sie die alte Rekordmarke in diesem Leben wohl nicht mehr wiedersehen.

Es gibt auch Unternehmen, deren Geschäftsmodelle sich überlebt oder die die Entwicklung verschlafen haben, wie zum Beispiel eine IBM. Der US-Riese hat nun das 14. Quartal in Folge rückläufige Umsatz- und Gewinnzahlen gemeldet. Ein weiteres Beispiel: Nokia, da die Finnen den Smartphone-Boom als einstiger Marktführer völlig verschlafen haben.

Der beste Schutz ist ein „Stop-Loss“, den man nach dem Kauf einer Aktie fünf bis zehn  Prozent unter dem Kaufkurs setzt und damit seinen maximalen Verlust begrenzt. Noch komfortabler ist ein „Trailing-Stop“, der sich bei steigenden Kursen automatisch anpasst (nachzieht). Wer vom Kursverfall einer Aktie überzeugt ist, kann mithilfe von CFDs auch „short“ gehen also auf fallende Kurse setzen. Auch mit Put-Optionen oder entsprechenden Zertifikaten können  Anleger von fallenden Kursen profitieren.

Fazit: Seit Kostolany schlafend reich geworden ist, haben sich die Kapitalmärkte gewandelt. Die Märkte sind reifer geworden, Kursbewegungen haben sich beschleunigt und die Anleger haben heute sehr viel mehr Instrumente zu Hand als früher. Deshalb gilt für mich: „Buy and Hold“ ist out – aktives Portfoliomanagement und Verlustbegrenzung ist in.

Oswald Salcher ist der Leiter der Marktanalyse beim Onlinebroker Flatex.