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Investmentchance Onkologie – Biotech boomt dank neuer Krebsmedikamente

Biotechnologisch entwickelte Medikamente sind im Unterschied zu den frühen 2000er Jahren heute ein etablierter und unentbehrlicher Teil des Angebots an medizinischer Versorgung für die Behandlung komplexer Krankheiten. Dazu zählt unter anderem Krebs, eine Krankheit, von der weltweit immer mehr Menschen betroffen sind. Mina Marmor, Portfolio Manager bei Sectoral Asset Management, analysiert neue Chancen auf dem Biotech-Sektor.

BÖRSE am Sonntag

Biotechnologisch entwickelte Medikamente sind im Unterschied zu den frühen 2000er Jahren  heute ein etablierter und unentbehrlicher Teil des Angebots an medizinischer Versorgung für die Behandlung komplexer Krankheiten. Dazu zählt unter anderem Krebs, eine Krankheit, von der weltweit immer mehr Menschen betroffen sind.

Von Mina Marmor

Lag die Zahl der globalen Neuerkrankungen an Krebs nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO im Jahr 2008 noch bei 12,7 Millionen Fällen, so stieg diese Zahl 2014 auf über 14,1 Millionen an. Eine wachsende Nachfrage nach geeigneten Krebsmedikamenten ist die Folge, und die Branche arbeitet an Lösungen: Alleine 2015 wurden in den USA neun Krebsmedikamente – Unituxin, Ibrance, Lenvima, Farydak, Odomzo, Imlygic, Onivyde, Varubi und Darzalex –  zugelassen. 2016 werden weitere erwartet, unter anderem Zulassungen der Immunonkologie für zusätzliche Indikationen. Dies eröffnet wirtschaftliche Möglichkeiten für die Pharmaindustrie und nicht zuletzt für Investoren.

Immunonkologie – Chance auf Krebsbehandlung mit weniger Nebenwirkungen

Die Immunonkologie etwa soll das körpereigene Immunsystem dazu bringen, Krebs zu erkennen und zu bekämpfen. Immunonkologie verspricht potentielle Heilbehandlungen bei geringeren Nebenwirkungen als die der Chemotherapie. Firmen mit einem diversifizierten Portfolio von Medikamenten und klinischen Kandidaten wie beispielsweise die amerikanische Incyte sind hier sehr gut aufgestellt. Deren Medikament Jakafi wird für myeloproliferative Erkrankungen, zum Beispiel Stammzellenkrankheiten, vermarktet und steht in Entwicklung für Pankreastumor und andere solide Tumore. Vielversprechende Daten aus der Studie mit Keytruda wurden in einem Patent offengelegt, das von Merck und Incyte im August 2015 veröffentlicht wurde. Es gibt aber immer wieder auch kleinere Onkologie-Unternehmen mit vielversprechenden Technologien, so zum Beispiel Advaxis oder Immune Design, die besondere Plattformen für therapeutische Krebsimpfungen entwickelt haben.

Schwergewicht auf diversifizierte Biotech-Firmen legen

Aus Risikoüberlegungen sind diversifizierte Unternehmen wie die US-Firma Amgen, die gleichzeitig an verschiedenen Fronten agieren, bei Anlagen bedeutender zu gewichten. Amgen positioniert sich mit einem Ertrag von 21 Milliarden US-Dollar im Jahr 2015 dank zahlreicher Therapiebereiche als diversifizierte Biotech-Gesellschaft, einschließlich Entzündungen, Onkologie, Herz-Kreislauf-Krankheiten und Osteoporose. In der Onkologie bestanden die hauptsächlichen Lizenzvergaben in Produkten zur Unterstützung der Pflege. Amgen hat ihr Portfolio von direkten Wirkstoffen zur Krebsbekämpfung weitgehend durch M&A erweitert.

Das Onkologieprodukt mit dem größten kommerziellen Potential ist Kyprolis, das durch den Kauf der Firma Onyx für 9,7 Milliarden US-Dollar zu Amgen gekommen ist. Kyprolis erzielte 2015 einen Ertrag von 512 Millionen US-Dollar  und wird seinen Wachstumskurs mit einem für 2020 erwarteten Ertrag von 1,5 Milliarden US-Dollar weiter fortsetzen. Dieses Wachstumspotential wird durch die fortlaufenden Studien zur Primärtherapie sowie die Erweiterung um andere Indikationen gestützt. Ein weiteres Onkologieprodukt von Amgen ist Blincyto, ein bispezfischer Antikörper für akute lymphoblastische Leukämie und Talimogene laherparepvec (oder T-vec), ein so genannter onkolytischer Virus. Das kommerzielle Potenzial von T-vec wird bestimmt durch die Ergebnisse andauernder Versuche in so genannten Kombinationsstudien.

ASCO 2015: Entwicklungen sprechen für einen weiterhin positiven Trend der Biotechnologie

Auf der weltweit wichtigsten Konferenz zum Thema Krebs, der ASCO 2015 (American Society of Clinical Oncology), die im Juni 2015 letztmalig stattfand, waren verschiedene Entwicklungen erkennbar, die eine auf lange Sicht positive Entwicklung der Biotechnologie-Branche erwarten lassen. Dazu gehörte die Bestätigung der Tätigkeit von Prüfpunktinhibitoren bei mehreren Krebsuntertypen mit positiver Umsetzung bei Gesellschaften wie BMS, Merck, Roche und AstraZeneca. Andere wichtige Präsentationen umfassten die ENDEAVOR Studie von Kyprolis im Vergleich zu Velcade bei multiplem Myelom und der Beweis der klinischen Aktivität für ihr Antikörperpaar bei Eierstockkrebs. Betrachtet man diese Faktoren sowie die realökonomischen Tatsachen, so spricht vieles für ein solides Wachstum der Biotechnlogie-Branche auch in der Zukunft. Insbesondere nach den Kurskorrekturen seit Jahresbeginn sind entsprechende Kursgewinne zu erwarten, von denen Anleger mittel- bis langfristig profitieren dürften.

Mina Marmor ist Portfolio Manager bei Sectoral Asset Management.