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Jahresendrallye: Mit Window Dressing die Anlagebilanz optimieren?

Das Jahr 2015 neigt sich dem Ende zu und somit herrscht in den meisten Unternehmen wieder große Hektik: der Jahresabschluss steht bevor. Natürlich ist jeder Fondsmanager bestrebt, die eigene Bilanz makellos dastehen zu lassen. Viele bedienen sich dazu einer vergleichsweise simplen Strategie: dem Window Dressing. Das stellt Stephan Witt fest, Kapitalmarktstratege der FiNUM.Private Finance AG, Berlin.

BÖRSE am Sonntag

Das Jahr 2015 neigt sich dem Ende zu und somit herrscht in den meisten Unternehmen wieder große Hektik: der Jahresabschluss steht bevor. Natürlich ist jedes Unternehmen genauso wie jeder Fondsmanager bestrebt, die eigene Bilanz makellos dastehen zu lassen. Viele bedienen sich dazu einer vergleichsweise simplen Strategie: dem Window Dressing. Das stellt Stephan Witt fest, Kapitalmarktstratege der FiNUM.Private Finance AG, Berlin.

Kurz vor Ende einer Abrechnungsperiode – meist eben gegen Ende eines Jahres – werden die Papiere gekauft, die während des Jahres sehr gut gelaufen sind, um den Eindruck zu erzeugen, der Manager hatte schon von Anfang an den richtigen Riecher. Genauso werden eher schlechte Assets verkauft, damit diese nicht mehr in der Bilanz auftauchen. Weiterhin ist bei diesem Prinzip möglich, dass bestimmte gesetzliche Spielräume genutzt oder stille Reserven realisiert werden. All diese Möglichkeiten dienen dem Zweck, die Bilanz, also den Jahresabschluss, noch besser für die Öffentlichkeit zu gestalten. Da dieses Verhalten sehr häufig vor Jahresultimo zu beobachten ist, ist es sogar möglich Kursgewinne durch die entstehenden Volatilitäten zu generieren und von diesem Window Dressing zu profitieren.

Sinn macht dies aus wirtschaftlicher Sicht kaum, schließlich sind es meist nur temporäre Aktionen, die nach Erstellung der Abschlüsse wieder verworfen oder geändert werden und so eher geringen Einfluss auf die Rendite oder das Gesamtergebnis haben. Ein entscheidenderer Effekt ist ohnehin eher die „Politur“ der Außenwirkung, und da kann Window-Dressing durchaus Sinn ergeben, da sich mit dieser Technik scheinbar bessere Bilanzen erzeugen lassen. Anleger müssen jedoch beachten, dass dies eine legale Form der optischen Korrektur ist und nicht den tatsächlichen Sachverhalt widerspiegelt.

Für private Anleger besteht die Möglichkeit natürlich auch, nur fällt der eigentliche Sinn, nämlich eine bessere Außendarstellung, weitestgehend weg. Die eigene Bilanz besser dastehen zu lassen, ist für den normalen Sparer eher unwichtig und spielt daher keine große Rolle. Entscheidender für den Anleger ist wohl eher, von den entstehenden Volatilitäten am Jahresende zu profitieren.

Die Manager institutioneller Unternehmen verkaufen die schlechten Papiere, so dass Anleger die fallenden Kurse nutzen und günstig einkaufen können. Ebenfalls steigen die Kurse von Wertpapieren, die noch zusätzlich nachgekauft werden, um den Bestand zu erhöhen. Käufe oder Verkäufe auf Basis von Window Dressing zu tätigen ist jedoch eher für spekulative Anleger geeignet, da sich die Kursbewegungen kaum bis gar nicht vorhersagen lassen. Sparer sollten dafür also nur frei verfügbares Kapital verwenden und sich sonst weiterhin an die persönliche Anlagestrategie halten.