Fünf Argumente: Französische Aktien 2017 vor Comeback?
In Frankreich ist der Wahlkampf eröffnet worden. Marine Le Pen schlägt krass europafeindliche Töne an, aus der linken und extrem linken Ecke kommen ähnliche Töne. Ob Juppé für Fillon kommt, ist offen. Macron, der linksliberale Kandidat, ein Wirtschaftsfachmann, steht indes bereit. In dieser Lage ist Jean-Charles Mériaux davon überzeugt, dass Anleger 2017 von Investments in europäische Substanzwerte und insbesondere französische Aktien profitieren werden. Das ist mutig.
In Frankreich ist der Wahlkampf eröffnet worden. Marine Le Pen schlägt krass europafeindliche Töne an, aus der linken und extrem linken Ecke kommen ähnliche Töne. Ob Juppé für Fillon kommt, ist offen. Macron, der linksliberale Kandidat, ein Wirtschaftsfachmann, steht indes bereit. Die Präsidentschaftswahlen werden auf jeden Fall eine Richtungswahl sein - auch für die Nachbarn in Europa.
Werden Anleger in dieser Lage von Investments in europäische Substanzwerte und insbesondere französische Aktien profitieren? Jean-Charles Mériaux vom Vermögensverwalter DNCA ist davon überzeugt. Dies sind seine fünf Argumente:
1. Ein günstigeres makroökonomisches Umfeld als im Jahr 2016
Alle Konjunkturumfragen bei Unternehmern und Verbrauchern zeigen in dieselbe Richtung: Das Wachstum der Weltwirtschaft nimmt Fahrt auf. Die Daten für die Industrieländer sind weiterhin robust, wenn auch schwächer als in der Vergangenheit. Die Situation in den Schwellenländern verbessert sich, wobei die Hoffnung besteht, dass sich die rohstoffproduzierenden Länder Russland und Brasilien erholen und die chinesische Wirtschaft sich stabilisiert. Die Deflationssorgen schwinden, obwohl wir keineswegs von einer inflationären Entwicklung sprechen können. Insbesondere in Ländern mit Vollbeschäftigung sollten wir die Gehaltsindikatoren genau beobachten.
2. Geldpolitik auf dem Weg zur Normalisierung
Nachdem die amerikanische Notenbank Fed 2016 extrem vorsichtig war und den Leitzins nur einmal erhöhte, sollen 2017 drei solcher Zinsschritte erfolgen. Nach mehr als drei Jahrzehnten fallender Zinsen könnte also der Anleihemarkt vor einer Normalisierung der Geldpolitik stehen. Den Kontext dafür bilden die anziehende Konjunktur und die damit verbundenen Inflationsrisiken. Die Europäische Zentralbank wird ein „Soft Tapering“ einleiten und somit ihre expansive Geldpolitik beibehalten. Doch der Höhepunkt der Maßnahmen liegt hinter uns, und das Programm zum Ankauf von Vermögenswerten wird wahrscheinlich 2018 auslaufen.
3. Euro stark unterbewertet
Trotz Leistungsbilanzüberschüssen in Rekordhöhe befindet sich der Euro auf einem 15-Jahres-Tief zum Dollar, was eher die Stärke des Dollars als die Schwäche des Euros widerspiegelt. Anleger aus der Eurozone dürfen bei Investments in anderen Währungen die Wechselkursrisiken nicht außer Acht lassen. Sollte sich die politische Situation innerhalb des Währungsraumes nicht verschlechtern, könnte es für den Euro in der zweiten Jahreshälfte nach oben gehen.
4. Schwerpunkt auf europäische Aktien ...
Ein höheres, mit anziehender Inflation verbundenes Wachstum, ist fast ein ideales Szenario für die Geldanlage in Aktien, vorausgesetzt dieses Umfeld schlägt sich tatsächlich in den Unternehmensgewinnen nieder. Auch die spektakuläre Rallye der Aktienmärkte seit November, die auf die Wahl von Donald Trump zurückgeführt wird, ist Zeichen eines gewandelten Umfelds, das positiv für Aktien und negativ für Anleihen ist. Doch in den USA haben die Anleger den Umschwung hin zu einer aggressiven Wirtschafts- und Geldpolitik sowie die entsprechenden positiven Auswirkungen auf US-Unternehmen bereits weitgehend eingepreist. Da jedoch die Anleiherenditen weiterhin anziehen werden, bietet die Wall Street momentan nur wenig Kurspotential.
Dagegen könnte Europa, das bei der Vermögensallokation immer noch unbeliebt ist, die positive Überraschung des Jahres 2017 werden. Die mit Verweis auf die anstehenden politischen Ereignisse und Wahlen geübte Zurückhaltung bei Investments in der Eurozone erscheint übertrieben. Entgegen der international weit verbreiteten Ansicht ist die Wahrscheinlichkeit eines Wahlschocks sowohl in Frankreich als auch in Deutschland gering. Die Anleger sollten die politischen Rabatte, die derzeit an den Märkten des Währungsraumes gewährt werden, nutzen und nicht auf die Wahlergebnisse warten, die sich nämlich wie 2016 als Katalysatoren für eine Rallye erweisen könnten. Darüber hinaus könnten, anders als in den Vorjahren, auch die Unternehmensgewinne für positive Überraschungen gut sein: Die Gewinnerwartungen für die Eurozone nehmen seit drei Monaten zu und sehen für 2017 einen durchschnittlichen Gewinnzuwachs von 14 Prozent (zehn Prozent ohne Berücksichtigung der Finanzwerte).
5. ... mit einer Bevorzugung von Substanzwerten
Nach einem Jahrzehnt mit unterdurchschnittlichen Ergebnissen gewinnt der Value-Investmentansatz seit September wieder an Interesse, sichtbar an einem deutlichen Anstieg bei den Finanzwerten. Substanzwerte haben aufgeholt, und dieser Trend wird sich fortsetzen, denn die Bewertungsdifferenz zwischen Substanz- und Wachstumswerten ist immer noch sehr groß. Sieht man von Unternehmen ab, die mit Verlust arbeiten, wird der Euro Stoxx Value-Index lediglich mit dem 13,6-fachen des Gewinns bewertet, und die erwartete Rendite liegt bei 4,3 Prozent. Deshalb kommen wir zu dem Schluss, dass der Value-Investmentansatz, der in vielen europäischen Portfolios unterrepräsentiert ist, zu den Gewinnern des Jahres 2017 gehören könnte – zumal Europa von internationalen Investoren untergewichtet wird und der Euro stark unterbewertet ist.