Fünfmal hui, fünfmal pfui: DAX-Aktien und ihr KGV
Für viele Anleger ist es der Indikator schlechthin. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis, kurz KGV. Es beschreibt das Verhältnis zwischen dem Kurs einer Aktie und dem Gewinn je Anteilsschein. Ein hohes KGV ist schlecht, ein niedriges gut. Gilt diese einfache Regel? Ein Blick auf die fünf nach ihrem Kurs-Gewinn-Verhältnis am besten und am schlechtesten positionierten DAX-Aktien lohnt sich in jedem Fall.
Für viele Anleger ist es der Indikator schlechthin. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis, kurz KGV. Es beschreibt das Verhältnis zwischen dem Kurs einer Aktie und dem Gewinn je Anteilsschein. Ein hohes KGV ist schlecht, ein niedriges gut. Gilt diese einfache Regel? Ein Blick auf die fünf nach ihrem Kurs-Gewinn-Verhältnis am besten und am schlechtesten positionierten DAX-Aktien lohnt sich in jedem Fall.
Mit einem KGV in Höhe von 39,66 ist es der Essener Stahl-Konzern Thyssen Krupp, der im Vergleich am schlechtesten abschneidet. „Schuld“ daran hat der Aktienkurs des Industriekonzerns, welcher sich über das Jahr 2016 hinweg deutlich von seinem Januar-Tief des selbigen Jahres erholen konnte. Von 13,96 Euro ging es rauf auf 24,36 Euro.
1.) Stahlhart: beinahe eine Verdopplung des Börsenwertes
Dass der Gewinn da so schnell nicht mitmacht, verwundert wenig. Wenn es nach dem Vorstandsvorsitzenden Heinrich Hiesinger geht, soll der operative Gewinn im laufenden Geschäftsjahr aber von 1,5 Milliarden auf 1,7 Milliarden Euro steigen. „Wir bauen den Anteil der Industriegüter- und Dienstleistungsgeschäfte aus. Das ermöglicht uns, in Zukunft stabilere Ergebnisse zu erwirtschaften und profitabel zu wachsen.“ Aus KGV-Sicht würde die Aktie aber wohl erst wieder interessant werden, wenn der Kurs sinkt.
2.) Kundenmagnet mit hoher KGV-Anziehung
Bei der Commerzbank liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis mit einem Wert von 37,48 ähnlich hoch. Damit belegt die Frankfurter Bank den vorletzten Platz im deutschen Leitindex. Hauptverantwortlich war auch hier ein Kursanstieg, der den Wert des Papiers von knapp über fünf Euro im August 2016 auf fast neun Euro im März diesen Jahres erhöhte. Der Unternehmensgewinn war 2016 aber um drei Viertel eingebrochen und lag gerade einmal bei 279 Millionen Euro. Aber das Haus mit den gelben Band der Symapthie konnte im abgelaufenen Quartal 151.000 neue Kunden gewinnen: solche Zahlen sind es, die beflügeln.
3.) Sport-Aktie rennt den Anlegern davon
Bei Europas größtem Sportartikelhersteller Adidas sieht es da schon besser aus. Im vergangenen Jahr knackte der Konzern mit den drei Streifen die Milliarden-Marke beim Gewinn und sorgte für einen Rekord bei selbigem. Und der Gewinn soll weiter steigen. Für das laufende Geschäftsjahr rechnet man in Herzogenaurach mit 1,2 Milliarden Euro. Bis 2020 soll er nochmals um bis zu zwölf Prozent zulegen. Das allerdings hat in letzter Zeit nicht nur den Konzern selbst, sondern auch dessen Aktionäre erfreut. Allein 2016 legte der Kurs des Adidas-Papiers um 70 Prozent zu. Und in diesem Jahr sind es auch schon wieder über 17. Trotz starker Zahlen und noch stärkeren Erwartungen, ist die Aktie mit einem KGV von 34,67 somit durchaus als überbewertet anzusehen.
4.) Software-Aktie rennt fast so schnell
Ebenfalls rund an der Börse läuft es für den Software-Konzern SAP. Mitte März durchbrach der Kurs der Software-Aktie erstmals den Wert von 90 Euro. Seit Juni 2016 geht es kontinuierlich bergauf. Aber wie schon bei Adidas hält auch bei den Walldorfern der Gewinn nicht Schritt mit den Kursgewinnen an der Börse. So liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis inzwischen bei knapp über 30. Da eine nennenswerte Konsolidierung des Aktienkurses nicht in Sicht scheint, ist ein weiterer Anstieg des KGVs nicht unwahrscheinlich.
5.) Kosmetischer Bedarf
Vergleichsweise hoch ist auch das KGV der Beiersdorf-Aktie. Derzeit misst der Indikator einen Wert von 28,61. Der Drogerie und Kosmetikkonzern, zu dem unter anderem Marken wie Nivea oder Labello gehören, legte für das abgelaufene Geschäftsjahr überzeugende Zahlen vor. Beim Ebit ging es um knapp sechs Prozent auf 1,02 Milliarden Euro nach oben. Das ließ aber auch den Kurs der Aktie in die Höhe schnellen, womit dieser im April ein neues Allzeithoch von 91,71 Euro erreichte.
Die fünf KGV-Raketen im DAX
Trotz der Rallye in den vergangenen Monaten gibt es noch Anteilsscheine mit einem vergleichsweise niedrigen Kurs-Gewinn-Verhältnis. So liegt der Wert für die Aktie der Munich Re nur bei 11,36. Beim Gewinn hatte der Versicherer zuletzt leichte Einbußen verzeichnen müssen, womit das KGV etwas angestiegen war. Der Kurs der Aktie liegt derzeit bei etwa 182,60. Schnelle Gewinne in Bezug auf die Aktie sind bei der Münchner Versicherung nicht zu erwarten. Schnelle Verluste wohl aber auch nicht. Zusammen mit dem niedrigen KGV und der mit 4,9 Prozent hinter ProSiebenSat1 zweithöchsten Dividendenrendite im Dax, dürfte die Aktie also einen Kauf Wert sein.
Viertbester KGV-Wert
Ein noch niedrigeres KGV weist der Anteilsschein von Daimler auf. Derzeit liegt es bei 8,37. Grund dafür, sind ein sich wenig verändernder Aktienkurs und einmal mehr hohe Gewinne. Im Vergleich zum Quartal aus dem Vorjahr, konnten die Schwaben ihr Ebit für das erste Quartal 2017 sogar um 86 Prozent auf vier Milliarden Euro steigern. Doch Unsicherheiten beim Export und die fehlende Klarheit bezüglich der technischen Zukunft lassen die Aelger auf andere Werte abfahren als auf Autos.
Aufs Siegertppchen gefahren
Ähnlich verhält es sich da bei den Münchnern von BMW. Zum bereits siebten Mal in Folge konnte der bayerische Automobilkonzern ein Rekordjahr vermelden. Der Gewinn stieg 2016 im Vergleich zum Vorjahr um acht Prozent auf 6,9 Milliarden Euro. Der Vorsteuergewinn lag bei 9,7 Milliarden Euro und damit um fünf Prozentpunkte höher als noch im Jahr zuvor. Wie schon bei der schwäbischen Konkurrenz spiegelt sich das aber weniger stark im Kurs der eigenen Aktie wieder. So steht am Ende ein KGV von 7,89 zu Buche. Aus diesen niedrigen Werten Kaufempfehlungen für Daimler und BMW abzuleiten, ginge mit einigem Risiko einher. Die deutsche Automobilindustrie steht vor großen Herausforderungen. Industrie 4.0 und Elektromobilität lassen grüßen.
KGV-Vizemeister
Auf Rang zwei, was das niedrigste und damit vermeintlich „beste“ KGV anbelangt, liegt mit einem Wert von 6,90 die Wohnungsbaugesellschaft Vonovia. 2016 hatte der operative Gewinn 760,8 Millionen Euro betragen. Für das laufende Geschäftsjahr rechnet der Düsseldorfer Konzern mit 890 bis 910 Millionen Euro. Der Kurs steht derzeit bei 34,20 Euro. Und die Mehrheit der Analysten rät zum Kauf. Sicher also eine Aktie, die man mindestens einmal beobachten sollte.
Top of the DAX
Spitzenreiter, was das Verhältnis zwischen dem Kurs pro Aktie und dem Gewinn je Aktie anbelangt, ist die deutsche Lufthansa. Mit einem KGV von 3,99 ist die Kranich-Aktie nicht nur günstig, sie ist billig. Und genau das kann noch richtig gefährlich werden. Ein durch Sondereffekte aufgehübschter Rekordgewinn, das Ende der Pilotenstreiks und eine positive Entwicklung bei den Passagierzahlen ließen das Papier der Kranich-Airline in den vergangenen Monate für Anleger attraktiv erscheinen. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet der Luftfahrtkonzern aber leichte Einbußen beim Gewinn. Des Weiteren steht die Fluglinie vor vielen Herausforderungen, die nicht gerade dafür sprechen, dass der Gewinn plötzlich wieder erheblich ansteigt. So mag der niedrige Wert verlockend sein, gewinnen könnten aber am Ende auch diejenigen, die dieser Verlockung widerstehen. Ein niedriges KGV war noch nie ein Garant für Gewinne an der Börse. Ein guter Indikator ist es, aber am Ende auch nur einer von vielen. OG