Beitrag teilen

Link in die Zwischenablage kopieren

Link kopieren
Suchfunktion schließen
>

GM-Aktie: Kulturwandel zeigt Wirkung

General Motors steht international massiv in der Kritik: Das Image des Autogiganten wurde wegen 51 Todesfällen durch defekte Zündschlösser im vergangen Jahr stark beschädigt. Die kürzlich vorgelegte Bilanz überzeugte Analysten und Aktionäre gleichermaßen. Die GM-Aktie legte merklich zu. Mary Barra, die neue Chefin, leitet einen Kulturwandel im Konzern ein und gibt GM seit einem Jahr ein neues Gesicht.

BÖRSE am Sonntag

General Motors steht international massiv der Kritik: Das Image des Autogiganten wurde wegen 51 Todesfällen durch defekte Zündschlösser im vergangen Jahr stark beschädigt. Die kürzlich vorgelegte Bilanz überzeugte Analysten und Aktionäre gleichermaßen. Die GM-Aktie legte merklich zu. Mary Barra, die neue Chefin, leitet einen Kulturwandel im Konzern ein und gibt GM seit einem Jahr ein neues Gesicht.

Der US-amerikanische Autoriese General Motors hat in dieser Woche die Geschäftszahlen für das vierte Quartal und das gesamte Jahr 2014 vorgelegt und damit so manchen Branchenkenner überrascht. In den drei letzten Monaten des abgelaufenen Jahres verdiente der Konzern mit Sitz in Detroit 1,1 Milliarden US-Dollar und damit rund 20 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Und dies trotz Russland-Krise und einer großen Rückrufaktion in den USA. Denn gerade im Heimatmarkt überzeugen die aktuellen Zahlen des größten Automobilherstellers in den Vereinigten Staaten: SUV’s und Pick-up-Modelle erfreuten sich dortzulande besonders großer Beliebtheit. Branchenexperten machen den niedrigen Ölpreis für die gesteigerte Nachfrage nach Autos mit hohem Kraftstoffverbrauch verantwortlich. Das gesamte operative Ergebnis fiel mit 6,5 Milliarden US-Dollar hingegen deutlich schlechter aus als im vergangenen Jahr (8,6 Milliarden US-Dollar).

Rückruf-Weltmeister

Schuld daran sind auch die fehlerhaften Zündschlösser, die mindestens 51 Menschen das Leben kosteten. GM musste 2,6 Millionen Autos aus den Jahren 2003 bis 2011 zurückrufen, bei denen es passieren konnte, dass sich der Motor und die Elektronik durch die defekten Zündschlösser während der Fahrt abschalteten. Für jedes Todesopfer zahlt das Unternehmen nun mindestens eine Million US-Dollar, weiterhin 300.000 US-Dollar für hinterbliebene Ehepartner und Unterhaltsberechtigte. Hinzu kommen die Behandlungskosten für einige Verletzte und auch bisher nicht bearbeitete Fälle. Wegen der verspäteten Rückrufaktion musste General Motors bereits im vergangenen Jahr 35 Millionen US-Dollar an die Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA zahlen. Mit kleineren und größeren Rückrufwellen müssen sich fast alle Autobauer auseinandersetzen. Sie können teilweise stark Image- und Ergebnisschädigend sein. Im vergangenen Jahr übernahm GM den unrühmlichen Rückruf-Weltmeistertitel von Toyota. Insgesamt sah sich der Detroiter Autobauer gezwungen, über 30 Millionen Fahrzeuge zurückzurufen.

Von diesen Problemen sind zwar hauptsächlich die amerikanischen Töchter im GM-Konzern betroffen, aber die europäischen Marken um Opel und Vauxhall bereiten nicht weniger Sorgen. Im letzten Jahr verzeichnete GM in Europa einen Verlust von 393 Millionen US-Dollar. Die Tatsache, dass hauptsächlich Sonderkosten wie das Schließen des Opel-Werkes in Bochum 2014 die Bilanz trüben, veranlassten den Vorstandsvorsitzenden der Opel Group Karl-Thomas Neumann zu vielversprechenden Prognosen. Bereits im Jahr 2016 möchte er mit dem Rüsselsheimer Unternehmen schwarze Zahlen schreiben. Im vergangenen Jahr habe man 1,07 Millionen Fahrzeuge verkauft und sei mit dem Anstieg von 3,4 Prozent deutlich über dem Branchendurchschnitt. So viele Fahrzeuge konnten Opel und Vauxhall seit 2011 nicht mehr verkaufen. „Wir sind auf dem richtigen Weg“, verkündete Naumann und bekam sogar Lob aus der Konzernzentrale am Detroit River.

|

Ein Jahr Mary Barra

Die GM-Chefin Mary Barra schrieb dem deutschen Unternehmen gar eine Vorbildfunktion zu und sagte: „Die Marke Opel ist wieder auferstanden und hat eine großartige Zukunft. Sie zeigt, wohin sich der Konzern bewegt.“ Die Stanford-Absolventin mit finnischen Wurzeln sitzt seit einem Jahr am GM-Lenkrad und wurde von Forbes auf den siebten Platz in der Liste der einflußreichsten Frauen der Welt gerankt. Mit Rekord-Verkaufszahlen und der Zündschloss-Affäre hat sie ein sehr bewegtes Jahr hinter sich. Sie schaffte es teilweise hindernde Bürokratie im GM-System gezielt abzuschaffen und den Konzern zu modernisieren. Dazu gehört auch eine Verbesserung der Qualitätssicherung und erweiterte Prüfmechanismen, um weitere große Rückruf-Debakel in Zukunft zu verhindern.

Karl der Kleine

Opel versucht in diesem Jahr auch mit neuen Modellen zu glänzen. So präsentiert der deutsche Hersteller im März im Rahmen des Genfer Autosalons den neuen Kleinwagen „Karl“. Ziel ist es nach Firmenangaben mit diesem Modell Neukunden zu gewinnen. Der Karl ist auch ein weiterer wichtiger Schritt in der bereits erfolgreichen Kampagne „Umparken im Kopf“. Glaubt man dem Präsidenten des Verbandes der Automobilindustrie, Matthias Wissman, ist der deutsche Automarkt bereits gesättigt und verspricht für die nächsten Jahre weniger Wachstumspotential. Die großen Umsätze könne man in den nächsten Jahren vor allem in Ostasien und den USA erwarten. General Motors’ Pläne sehen vor, zwischen 2014 und 2017 zwölf Milliarden US-Dollar in China zu investieren und dort einige Werke zu eröffnen. Im Januar dieses Jahres verkaufte der Autobauer im „Reich der Mitte“ fast 340.000 Fahrzeuge und damit etwas weniger als im Januar 2014.

Der Aktienkurs von General Motors ist in dieser Woche um zehn Prozent gestiegen. An deutschen Börsen in Europreisen ist GM momentan so teuer wie nie zuvor. Rund 32 Euro kostet ein GM-Wertpapier und damit doppelt so viel wie vor zweieinhalb Jahren. Die guten Quartalsergebnisse haben den Kurs getrieben - ist ein Einstieg jetzt schon zu spät? Einige Analysten warnen genau davor. Andere verweisen auf die lukrative Dividende. Denn General Motors hat angekündigt die Aktionäre zu belohnen und die Dividende um 20 Prozent zu erhöhen. Die angekündigte Dividende von 1,20 US-Dollar pro Aktie entspräche bei aktuellem Kurs einer Rendite von über drei Prozent.

Fazit

Die neue General Motors-Chefin Mary Barra hat ein bewegtes erstes Jahr hinter sich. Es war wegen der Zündschloss-Misere rufschädigend, aber bilanziell überraschend positiv. Opel bereitet den Amerikanern zwar noch Sorgen, aber das höchste Ziel der Profitabilität rückt näher. Der Mutterkonzern belohnt seine Aktionäre wegen der positiven Resultate mit einer Dividendenerhöhung.

WCW