Gier als Motiv: Anschlag auf Borussia Dortmund wohl aufgeklärt
Es klingt wie bei James Bond: Die Bomben explodieren, die Spieler sind tot oder zumindest verletzt, der Spielbetrieb wird de facto unmöglich, die BVB-Aktie stürzt ab, die vom Bombenleger en gros gekauften Derivate fahren märchenhafte Gewinne ein. So ähnlich war das tatsächlich in manchem dieser Agenten-Thriller zu sehen. Und im Gegensatz zur Realität funktioniert's auf der Leinwand auch. Was niemand für möglich gehalten hätte: Hinter dem Sprengstoffanschlag auf die Mannschaft von Borussia Dortmund steht damit nach jetzigem Erkenntnisstand der Ermittler der Versuch einer Aktienmanipulation.
Es klingt wie bei James Bond: Die Bomben explodieren, die Spieler sind tot oder zumindest verletzt, der Spielbetrieb wird de facto unmöglich, die BVB-Aktie stürzt ab, die vom Bombenleger en gros gekauften Derivate fahren märchenhafte Gewinne ein. So ähnlich war das tatsächlich in manchem dieser Agenten-Thriller zu sehen. Und im Gegensatz zur Realität funktioniert's auf der Leinwand auch. Was niemand für möglich gehalten hätte: Hinter dem Sprengstoffanschlag auf die Mannschaft von Borussia Dortmund steht damit nach jetzigem Erkenntnisstand der Ermittler der Versuch einer Aktienmanipulation.
Der Tip kam aus der Bank. Sergej W., ein Deutsch-Russe aus dem Raum Tübingen, hatte für eine ungewöhnlich große Summe Put-Optionen auf die Aktie von Borussia Dortmund gekauft. Und das exakt vor dem Championsleague-Spiel gegen den AS Monaco, bei dem Dortmund von der Papierform her eindeutig im Vorteil war. Ursprünglich war die Anzeige eher routinemäßig, und die erste Vermutung lautete auf Geldwäsche.Doch schnell kam der Verdacht auf: was, wenn das augenscheinlich gar nicht clever angelegten Gelder nicht zur Verdeckung von Geldwäsche dienen sollte, sondern stattdessen der Vorgang einen buchstäblich explosiven Hintergrund hätte?
Die Ermittlungen kamen in Gang, und immer mehr Merkwürdigkeiten kamen zutage. Am Tag des Anschlages, dem 11. April, hatte Sergej W. 15.000 Put-Optionsscheine gekauft, drei verschiedene Derivate. Die Scheine waren so konfiguriert, dass bei einem massiven Kursverlust der Aktie von Borussia Dortmund im Maximalfall ein Profit von fast vier Millionen Euro möglich gewesen wäre. Besonders auffällig war zudem, dass der fragliche Kauf mit einem Verbraucherkredit finanziert worden war. Das Netz zog sich zu – und Freitag früh morgen clickten die Handschellen. Laut Mitteilung der Generalbundesanwaltschaft wird dem Mann versuchter Mord, Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion sowie gefährliche Körperverletzung vorgeworfen.
Einerseits herrscht nun Fassunglosigekeit und auch Wut, aber es ist auch ein Stück Erleichterung dabei: nicht die Mörderbanden des Islamischen Staat waren diesmal die Täter. Und dafür darf man, soweit ist es gekommen, sehr dankbar sein. Andererseits ist die Verblüffung über den dreisten Coup, der hier versucht wurde, immer noch nicht gewichen. Auch wenn die Dortmunder Borussia knapp zwei Wochen nach dem Anschlag mit 2:3 bei Borussia Mönchengladbach gewonnen hat.
Spekulation bis zum Mordversuch
Ob die perfide Planung auch im Falle eines schlimmeren Ausganges Erfolg gehabt hätte, darf als sehr zweifelhaft gelten. Die BVB-Aktie reagierte auf den Anschlag nur mit leichten Abschlägen. Am 11. April war sie, vor dem Anschlag, noch mit 5,61 Euro aus dem Xetra-Handel gegangen. Im Tagesverlauf des 12. April fiel sie vorübergehend auf 5,50 Euro, mit zwei Prozent fiel das vorübergehende Minus angesichts der vermuteten Terrorgefahr sogar äußerst moderat aus. Den Handel am 12. April beendete die BVB-Aktie dann mit Zugewinnen von 1,8 Prozent bei 5,71 Euro. Die Spekulation hatte sich komplett zerschlagen, ja, sie basierte offenkundig auf falschen Annahmen. Doch das ist angesichts der Tatsache, dass für einen erhofften Spekulationsgewinn in Millionenhöhe heimtückisch gemordet werden sollte, völlig unerheblich.
Sergej W. hat in seiner offenbar maßlosen Gier bei der Planung des Verbrechens gavierende Fehler gemacht. Er ist eben nicht James Bond. Für seine Bankgeschäfte, mit denen er seinen Gewinn erzielen wollte, nutzte er die IP-Adresse des Dortmunder Hotels „L'Arrivée“, in dem er für mehrere Tage rund um die Spieltermine ein Zimmer in der obersten Etage gebucht hatte. Mit Blick auf den späteren Tatort. Dieses Hotel nutzt auch Borussia Dortmund als Mannschaftsquartier vor Spielen. Der Tatverdächtige könnte von dort die Sprengsätze gezündet haben. Die Generalbundesanwaltschaft bestätigte, dass der Verdächtige jenes Zimmer auch für den Termin des Rückspiels reserviert hatte. Der Grund ist simpel: Im März, am Tag der Buchung, war noch nicht klar, welches das Heimspiel sein würde.
Hans-Joachim Watzke, der Vorsitzende der Geschäftsführung bei Borussia Dortmund, und Vereinspräsident Dr. Reinhard Rauball, veröffentlichten angesichts des Fahndungserfolges eine dankbare Erklärung: „Die Ermittlungen der Bundesanwaltschaft, des Bundeskriminalamts und der nordrhein-westfälischen Polizei wurden sehr intensiv und mit Hochdruck geführt. Dafür bedanken wir uns in aller Form und hoffen, dass in dem Tatverdächtigen nun der Verantwortliche für den niederträchtigen Anschlag auf unsere Spieler und Staff-Mitglieder gefasst werden konnte.“ sig