Wird 2016 ein goldenes Jahr?
Das fast beendete Jahr brachte für Anleger, die auf Gold, Minenaktien oder mit Gold zusammenhängende Zertifikate gesetzt hatten, eine große Enttäuschung nach der anderen. Doch es gibt Hoffnung. Einige mutige Analysten glauben, dass sich im nächsten Jahr das Blatt goldig wenden könnte.
Das fast beendete Jahr brachte für Anleger, die auf Gold, Minenaktien oder mit Gold zusammenhängende Zertifikate gesetzt hatten, eine große enttäuschung nach der anderen. Doch es gibt Hoffnung. Einige mutige Analysten glauben, dass sich im nächsten Jahr das goldene Blatt wenden könnte.
Das vierte Jahr in Folge geht das legendärste unter den Edelmetallen mit einem Minus aus dem Rennen. Jedenfalls dann, wenn der Besitzer in US-Dollar rechnet. Die Euro-Anleger kommen besser weg. Weil der Dollar stark war, sieht ihre Bilanz besser aus.
Diese Überlegung gibt bereits einen Hinweis auf die Gründe für das schlechte Abschneiden des Goldpreises. Das Metall ist in den Währungs- und Zinsrelationen gefangen, also in den zugrundeliegenden Wirtschaftstrends. Der Dollar ist stark, weil die Anleger wegen relativ guter Konjunktur in den USA mit steigenden Zinsen rechnen. Das macht Dollar-Anlagen attraktiver, so dass der Greenback zulegt. Das Edelmetall, das die Römer mit Aurum bezeichneten, gilt jedoch als Alternativwährung zum Dollar. Deshalb verliert es bei starkem Dollar an Glanz. Die Aussicht auf steigende Zinsen wirkt in die gleiche Richtung, denn mit Gold lassen sich keine Zinsen erzeielen, so, wie das im Normalfall mit Anleihen der Fall ist.
Gold hat in den letzten Jahren auch deswegen so massiv an Wert eingebüßt, weil es seine klassische Rolle als Absicherung gegen Inflation nicht spielen kann. Seit Jahren sind die Geldentwertungsraten tief. Eher gilt Deflation als Gefahr. In so einem Umfeld zögern gerade Anleger aus der westlichen Welt beim Kauf. Wenn es im laufenden Jahr positive Meldungen für Gold-Fans gab, dann kamen die aus dem Segment für Münzen und Barren. So meldete die Minenlobby World Gold Council für das dritte Quartal starke Verkäufe der US-Anlagemünze American Eagle. Sie waren so hoch wie zuletzt in der heißen Phase der Finanzkrise. Auch die Westeuropäer kauften massiv Münzen und Barren.
Wann einsteigen?
Dieser Aufschwung konnte aber die sinkende Nachfrage der Schmuckhersteller und die aus der Industrie nicht kompensieren. Und dann gab es die Zusatzbelastung durch die Goldfonds. Diese Fonds waren lange populär gewesen, weil Anleger mit ihnen das Metall schnell wie eine Aktie ordern können. Doch in den vergangenen Jahren verkauften Anleger diese Fonds. Das erhöhte den Druck auf den Goldpreis – auch 2015.
Beim Ausblick auf das neue Jahr teilen sich die Meinungen. Das Gros der Analysten bleibt jedoch skeptisch. Viele Banken und Anlageverwalter haben sich auf die beschriebenen Trends bei Wirtschaftswachstum, Inflation, Zinsen und Währungen eingestellt. Beim französischen Anlagehaus Natixis etwa rechnen die Analysten mit einem durchschnittlichen Goldpreis von 990 Dollar je Unze im kommenden Jahr.
Die optisch wichtige Preisgrenze 1000 Dollar für die 31,1 Gramm gilt als Scheidemarke. Auch andere skeptisch eingestellte Häuser glauben an ein Unterschreiten dieses Niveaus. Unter den nationalen Adressen hat die DZ Bank ein Ziel von 950 Dollar gesetzt.
Wenn Analysten in die andere Richtung denken, dann argumentieren sie mit anderen fundamentalen Trendänderungen. Die Commerzbank-Analysten beispielsweise setzen ein optimistischeres Preisziel von 1200 Dollar. Ihrer Meinung nach wird die Diskussion um die US-Zinsen in den Hintergrund rücken, der Dollar stark bleiben, die Goldnachfrage aus Asien und die der Zentralbanken ebenso. Darüber hinaus rechnen die Commerzbank-Experten damit, dass die beschriebenen Belastungen durch die Goldfonds wegfallen. Manche Beobachter wollen außerdem der schlechten Marktstimmung für Gold etwas Positives abgewinnen. Die Idee dahinter: Wer verkaufen wollte, der hat das in den vergangenen vier Baisse-Jahren getan. Seit dem Preis-Top bei über 1900 Dollar im Herbst 2011 gab es genug Gelegenheit.
Solche Gedanken machen sich beispielsweise die Analysten im Bankhaus Metzler. Ihrer Meinung nach „winkt der größte Anti-Konsens-Trade 2016“. Wenn die Stimmung so schlecht ist und alle potenziellen Verkäufer ihre Bestände bereits abgestoßen haben, heißt das, kann es eigentlich nur noch aufwärts gehen.
So denkt vielleicht auch der bekannte Hedge-Fonds-Manager John Paulson. Während viele seiner Kollegen auf einen fallenden Goldpreis wetten, macht er es anders. Paulson hält laut offiziellen Statistiken zum Ende des dritten Quartals weiterhin rund eine Milliarde Dollar in einem großen Goldfonds. Er hat anscheinend einen langen Atem. Handelsblatt / Ingo Narat