Schäuble plädiert für Grexit auf Zeit
Trotz der parlamentarischen Zustimmung Griechenlands zum Gläubigerprogramm hält der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble ein freiwilliges Ausscheiden des überschuldeten Landes aus der Eurozone für die beste Lösung im aktuellen Dilemma.
Trotz der parlamentarischen Zustimmung Griechenlands zum Gläubigerprogramm hält der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble ein freiwilliges Ausscheiden des überschuldeten Landes aus der Eurozone für die beste Lösung im aktuellen Dilemma.
„Ich bin dann mal weg“, lautet der Titel eines Bestsellers des beliebten Entertainers Hape Kerkeling, der von Erlebnissen seiner Reise auf dem Jakobsweg handelt. Wenn es nach Deutschlands Finanzminister Wolfgang Schäuble geht, wäre dieses Buch vermutlich die optimale Sommerlektüre für den griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras. Ob dieser allerdings die Vorteile einer Pilgerreise nachvollziehen könnte oder diese nur als auferlegte Buße begreifen würde, bleibt fraglich. Das Suchen nach neuen Wegen, die Einkehr, die Besinnung auf eigene Stärkepotentiale und das Gefühl bekräftigt von einer Reise wiederzukommen- all dies dürften Faktoren sein, die nicht nur einen Marsch über den Jakobsweg als Erfolg auszeichnen, sondern auch eine (wohlgemerkt vorübergehende) Reiseauszeit Griechenlands aus der Eurozone überlegenswert erscheinen lassen. Dabei sieht Schäuble diese griechische Pilgerreise- besser bekannt als Grexit- nicht als Mittel, um Griechenland "etwas aufzuerlegen", sondern um einen Weg zu finden, an dessen Ende sich die Griechen den Lebensstandard leisten können, den sie sich leisten wollen.
Um dieses Ziel zu erreichen, erscheint ein echter Schuldenschnitt notwendig. Ohne diesen zweifelt Schäuble daran, dass das südeuropäische Land seine Probleme tatsächlich in den Griff bekommen kann. Da ein wirklicher Schuldenschnitt allerdings mit einer Mitgliedschaft eines Landes in der Europäischen Währungsunion unvereinbar ist, legt der Bundesfinanzminister den Hellenen einen (vorübergehenden) Austritt aus der Eurozone nahe. Der ehemalige griechische Finanzminister Yanis Varoufakis wirft Schäuble indes vor, er wolle Griechenland opfern. Parallel betont der 72-jährige CDU-Politiker aber, seine Absicht sei es stets, nicht nur den besten Weg für Europa, sondern auch für Griechenland zu finden. Und dieser scheint momentan nun mal der Pilgerweg: Grexit! WIM