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High Noon auf der Straße

Das Duell zwischen Uber und Google nimmt Fahrt auf. Beide kämpfen mittlerweile offen um die Vorherrschaft auf der Straße. Mit einem eigenen Mobilitätsdienst wirft Google dem einstigen Partner den Fehdehandschuh hin.

BÖRSE am Sonntag

Das Duell zwischen Uber und Google nimmt Fahrt auf. Beide kämpfen mittlerweile offen um die Vorherrschaft auf der Straße. Mit einem eigenen Mobilitätsdienst wirft Google dem einstigen Partner den Fehdehandschuh hin. Der Börsenwert von Uber ist derweil auf unglaubliche 68 Milliarden US-Dollar explodiert.

Der Westen der USA ist seit jeher ein Ort bekannter Duelle. Doch statt Revolverhelden wie Billy the Kid und Jesse James duellieren sich dort heute Milliardenkonzerne. Zwischen Uber und Google ist ein Streit entbrannt, wer in Zukunft die Vormacht auf der Straße hat. In dieser Woche haben beide ihren Revolver gezückt.

Google werde in San Francisco einen eigenen Mobilitätsdienst starten, berichtete das „Wall Street Journal“ am Dienstag. Die Kunden der Navigations-App Waze können sich in Zukunft direkt vernetzen und so günstige Mitfahrgelegenheiten anbieten. Das Modell ist eine Kampfansage für Ubers Geschäftsmodell – und eine kleine Provokation. Immerhin startet Google damit ausgerechnet in der Heimatstadt des Fahrdienstes.

Dass die einstigen Partner sich hinter den Kulissen bereits intensiv beharken, war schon in den vergangenen Wochen nicht zu übersehen. Uber hatte unter anderem angekündigt, einen eigenen Kartendienst aufbauen zu wollen, um unabhängiger von Google Maps zu werden. Erst vor wenigen Tagen verließ Googles Chefjurist David Drummond unter Protest den Verwaltungsrat von Uber, weil er sich bei wichtigen Sitzungen ausgeschlossen fühlte.

Dabei gehörte der Internetgigant anfangs zu den frühen Förderern von Uber. Vor etwa drei Jahren investierte Google Ventures rund 258 Millionen Dollar in die Mobilitätsplattform. Angeblich soll Googles Investmentchef Bill Maris dem Uber-Gründer Travis Kalanick sogar einen Blankocheck vorgelegt haben, um den Deal unter Dach und Fach zu bringen. Mit einer Bewertung von damals vier Milliarden Dollar galt Uber als großer Hoffnungsträger im Silicon Valley.

Wert von Uber auf 68 Milliarden Dollar explodiert

Manch einer in der Google-Führungsriege dürfte mittlerweile Überlegungen angestellt haben, warum man das Geschäft mit der Mobilität eigentlich allein dem Neuling überlassen sollte. Mit der Macht von Uber ist auch die Rivalität gewachsen. Uber-Gründer Travis Kalanick investiert etliche Milliarden in selbstfahrende Autos investiert. Und warum? Die klare Antwort: „Um schneller zu sein als Google.“ Denn der Internetriese zeigt nicht nur mit seinen selbstfahrenden Autos, dass er längst für eine Zeit plant, in der auch das Geschäft auf der Straße vor allem ein Datengeschäft ist. Uber-Chef Kalanick geht darum eigene Wege, kauft ambitionierte Start-ups und startete zuletzt mit Volvo einen Modellversuch für selbstfahrende Autos in Pittsburgh. Und immer wieder wirbt Uber auch wichtige Mitarbeiter von Google ab.

Denn Kalanick hat längst erkannt, dass die Angebote der einstigen Partner sich nicht mehr ergänzen, sondern schon in naher Zukunft direkt konkurrieren. Während Google heute noch Uber-Fahrten über Google Maps vermittelt, könnte man dort künftig seinen eigenen Mobilitätsdienst bewerben. Und auch mit seinem System Android hat Google einen wichtigen Trumpf bei der Fahrtenvermittlung auf dem Smartphone in seiner Hand.

Geht Google in die Offensive, dürfte der Vorsprung, den Uber sich in den vergangenen Jahren erarbeitet hat, langsam schrumpfen. Und der ohnehin schon extrem umkämpfte Markt für Mobilitätsangebote, auf dem bislang alle Beteiligten deutliche Verluste machen, um stärker zu expandieren, dürfte noch unangenehmer werden.

Dabei haben auch die Autoriesen hier investiert. General Motors hat sich Anteile am Konkurrenten Lyft gesichert. Volkswagen hatte vor einigen Monaten den Uber-Gegner Gett übernommen. Investitionen, die im harten Wettbewerb wohl noch lange defizitär bleiben, wenn Google wirklich den Preiskampf eröffnen sollte. Nicht nur für Uber, auch für die Ambitionen der etablierten Autohersteller im Mobilitätsmarkt, könnte das filmreife Duell der Milliardenriesen im Westen der USA am Ende Konsequenzen haben. Handelsblatt / Lukas Bay