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Aus der Liebe zum Motorsport hat alles angefangen

Als zweifacher Rallyeweltmeister kennt man viele anspruchsvolle und reizvolle Straßen auf der ganzen Welt. Aber selbst einen Walter Röhrl kann man noch überraschen: „„Man denkt ja: Luxembourg ist nur so ein kleines Land“, ergänzt aber gleich: „Aber diese tollen Straßen mit wenig Verkehr sind prädestiniert fürs Rallyefahren.“ Dann startet er den luftgekühlten Sechszylinder seines Porsche 911 und lässt sich von seinem Weltmeister-Copiloten Christian Geistdörfer über den folgenden Traumstraßen in Luxembourg dirigieren.

Über die gelungene Premiere zum Jubiläum freuen sich v. l.n.r. Christian Geistdörfer, Birgit Priemer (Chefredakteurin AMS), Dr. Patricia Scholten, Walter Röhrl, Jörg Mannsperger (Geschäftsführer Motor Presse Stuttgart) (Bild: Motor Presse Stuttgart)

Als zweifacher Rallyeweltmeister kennt man viele anspruchsvolle und reizvolle Straßen auf der ganzen Welt. Aber selbst einen Walter Röhrl kann man noch überraschen: „„Man denkt ja: Luxembourg ist nur so ein kleines Land“, ergänzt aber gleich: „Aber diese tollen Straßen mit wenig Verkehr sind prädestiniert fürs Rallyefahren.“ Dann startet er den luftgekühlten Sechszylinder seines Porsche 911 und lässt sich von seinem Weltmeister-Copiloten Christian Geistdörfer über den folgenden Traumstraßen in Luxembourg dirigieren.

Das Großherzogtum ist mit seiner Hauptstadt als Finanzplatz und Sitz wichtiger EU-Institutionen ein Begriff. Bei der 1. Luxembourg Classic lernten über 100 Teams mit ihren klassischen Autos reizvolle Routen kennen. Die neue Classic-Rallye, organisiert von der Motor Presse Stuttgart mit einem kleinen Luxembourger Team, führte an zwei Tagen über eine Gesamtdistanz von rund 460 Kilometern. Diese Premiere gehört zum Jubiläumsprogramm des Special-Interest-Medienhauses, das in diesem Jahr sein 75-jähriges Jubiläum feiert.

Mitten im Starterfeld genießt Dr. Patricia Scholten mit ihrem Porsche 356 1500 Speedster die Tour. „Wenn es um den Spaß am Autofahren geht, bin ich immer dabei“, sagt die Gesellschafterin und Tochter von Gründerverleger Paul Pietsch. Um den Spuren ihres Vaters zu folgen, setzt sie auf ein sportliches, offenes Auto. Dass das Verdeck beim leichten Speedster auch bei Regen offenbleibt, ist Ehrensache, auch für Birgit Priemer, die Chefredakteurin von auto motor und sport, mit der sie sich das Cockpit des flinken Porsche teilt.

Der Spaß am sportlichen Autofahren legte 1946 den Grundstein für das Medienhaus. Aus dem ersten Zeitschriftentitel Das Auto wurde bald auto motor und sport. „Aus der Liebe zum Motorsport hat alles angefangen“, zitiert Dr. Patricia Scholten ihren Vater. Das Wort Liebe betont sie besonders. Und erzählt mit leuchtenden Augen von den Anfängen. Gemeinsam mit zwei Freuden wollte ihr Vater Ende der 40er-Jahre wieder Rennen fahren. Um dafür Geld zu verdienen, gründeten sie ihre Zeitschrift. Dass das Verlagsgeschäft sehr schnell viel erfolgreicher war als die Rennkarriere, ahnten die Drei damals nicht.
Zuvor schafften die Gründer scheinbar Unmögliches. Die französischen Besatzungsbeamten verweigerten Paul Pietsch und seinen Freunden die benötigte Lizenz, mit der Begründung, es werde doch in Deutschland nie mehr so viele Autos geben, dass sich eine solche Zeitschrift überhaupt lohne. Getragen von ihrer Leidenschaft, gepaart mit dem nötigen Schuss Hartnäckigkeit, bekamen sie schließlich doch ihre Lizenz zum Verlegen. Die Zahl 1308, so die Registriernummer der Lizenz, ist bis heute die Glückszahl des Hauses.

So treffen sich bei der 1. Luxembourg Classic viele Teilnehmer, die mit auto motor und sport aufgewachsen sind. Paul Pietschs Liebe und Leidenschaft für Mobilität hat seither die Phantasie vieler von Kindesbeinen an beflügelt. „Schon als Kind habe ich in den Heften meines Bruders geblättert“, erinnert sich Walter Röhrl. Für Christian Geistdörfer begann das Interesse mit seinem Führerschein. „Als ich 18 war und meinen Führerschein hatte, habe ich mir mein erstes Heft gekauft“, erzählt der erfolgreiche Rallyebeifahrer. „Mein erstes Auto war zwar nur ein VW 1600 Variant, aber in auto motor und sport konnte man träumen“, schildert er und deutet mit einer geschwungenen Handgeste an, wie er genussvoll in den Ausgaben der Zeitschrift blätterte.

Bei der Premiere scheint alles zu dem Jubiläum zu passen. Sogar die rote Wagenfarbe des Siegerautos, eines Alfa Romeo Spider Veloce. Die strahlende Farbe seines offenen Zweisitzers passt perfekt zum Logo von auto motor und sport. Bei der Zielankunft vor dem Palais Grand Ducal, der Stadtresidenz der Großherzoglichen Familie mit prächtiger Renaissance-Fassade, rollen die beiden Hamburger Michael Pitsch und Malte Klarczyk als Gesamtsieger durchs Ziel. Dort werden sie von Luxembourger Vizepremierminister Francois Bausch empfangen, der die Zielflagge schwenkt.
Auch wenn ein Alfa Giulietta oder Giulia Spider im Vergleich zu den offenen Klassikern vor allem der deutschen Marken Mercedes und Porsche seltener auftreten: Auch der nur 14.300-mal gebaute Alfa der Modellfamilie 101 begehrt. Er passt perfekt ins ‚Beuteschema‘ von Oldtimerfans. „Generell hat sich in den letzten 15 Jahren ein Trend zum sportlichen, offenen Auto eines Premiumherstellers aus den 60er bis 80er Jahren herauskristallisiert“, weiß Frank Wilke vom Marktbeobachter Classic Analytics. Neben der Bauart und der Antriebstechnik ist für fahraktive Sammler eine gut organisierte Ersatzteilversorgung wichtig. Darüber hinaus entscheiden weiche Faktoren über Angebot und Nachfrage, die den Preis bestimmen. Frank Wilke: „Die Marke beziehungsweise das Auto selbst sollte ein ‚klares‘ Image haben und etwas über seinen Fahrer aussagen.“

Michael Pitsch besitzt seinen Alfa aus dem Baujahr 1960 seit gut zwölf Jahren. „Mich reizt immer Originalität“. Der Spider gehörte über Jahrzehnte dem Erstbesitzer aus Mailand. Durch einen Händler fand er den Weg über die Alpen nach Hamburg. Daneben zählt für den Norddeutschen ein weiterer wichtiger Faktor: „Mir gefällt die Form.“ Die klassische Karosserieform zeichnete Designpapst Pininfarina. Auch das Design eines Autos entscheidet über die Beliebtheit eines Old- oder Youngtimers und damit letztlich über den Preis.

Der erfolgreiche Alfa-Fahrer Michael Pitsch bringt die gleiche Leidenschaft für sein klassisches Auto mit wie Dr. Patricia Scholtens Vater 1946 bei der Gründung seiner Autozeitschrift. Wenn das kein gutes Omen für die nächsten 75 Jahre ist: Aus der Liebe zum Motorsport hat alles angefangen.

Motor Presse Stuttgart