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Die zehn beliebtesten Apps: wer steckt dahinter?

Vor ziemlich genau zehn Jahren, am 10. Juli 2008, eröffnete Apple den App-Store. Und trat damit die digitale Revolution los. Innerhalb kürzester Zeit wurden aus 500 in der Mehrheit sinnfreien Applikationen zwei Milliarden. Darunter viele unverzichtbare Alltagshelfer. Doch welche sind die beliebtesten aller Zeiten? Und vor allem: Wem gehören sie? Oliver Götz wirft einen Blick auf die Top-Ten.

BÖRSE am Sonntag

Vor ziemlich genau zehn Jahren, am 10. Juli 2008, eröffnete Apple den App-Store. Und trat damit die digitale Revolution los. Innerhalb kürzester Zeit wurden aus 500 in der Mehrheit sinnfreien Applikationen zwei Milliarden. Darunter viele unverzichtbare Alltagshelfer. Doch welche sind die beliebtesten aller Zeiten? Und vor allem: Wem gehören sie? Oliver Götz wirft einen Blick auf die Top-Ten.

Platz Zehn: QQ

1998 von den beiden Studenten Ma Huateng und Zhang Zhidong noch unter dem Namen OICQ gegründet, gilt QQ inzwischen als das mit großem Abstand meistverbreitete Instant-Messaging-Netzwerk-Asiens. Die QQ-App zählt rund eine Milliarde Nutzer in über 80 Ländern, ist damit wenig überraschend eine der beliebtesten Kommunikations-Applikationen der Welt. Die zugehörige Website QQ.com darüber hinaus das bis dato erfolgreichste chinesische Internetportal. Dass QQ so erfolgreich werden konnte, liegt wohl nicht zuletzt an den finanziellen Möglichkeiten und der Marktmacht seines Mutterkonzerns. Der nämlich heißt Tencent, ist mit einer Marktkapitalisierung von umgerechnet rund 400 Milliarden Euro der wertvollste Internetkonzern Chinas und für eine weitere App weltbekannt, die auf Rang neun ebenfalls in den All-Time-Charts vertreten ist.

Platz Neun: WeChat

WeChat ist sozusagen das asiatische WhatsApp, nur mit viel mehr Funktionen. Mit WeChat kann man beispielsweise auch mobil bezahlen, Hotels reservieren oder online shoppen. Die App kommt ähnlich QQ auf rund eine Milliarde Nutzer täglich, geriet zuletzt aber auch immer wieder in Kritik, da sie nahezu alle gesammelten Daten an die chinesische Regierung übermittelt. Mutter Tencent kann das bislang egal sein. Sie verdiente im ersten Quartal 2018 auch dank ihrer beiden Mega-Apps ein weiteres Mal blendend. Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Umsatz um 48 Prozent auf umgerechnet zehn Milliarden Euro, der Gewinn um mehr als 60 Prozent auf rund drei Milliarden Euro. Seit 2007 hat Tencent nun jährlich ein durchschnittliches Umsatzplus von 44,5 Prozent erzielt, der Gewinnanstieg belief sich im Schnitt auf 38,6 Prozent. Neben ihren zwei bekanntesten Apps haben die Chinesen mit Tencent Video und Tencent Music darüber hinaus noch zweit weitere sehr heiße Eisen im Feuer. Beide sind quasi das asiatische Pedant zu Netflix und Spotify.

Im Rahmen des stark schwächelnden chinesischen Aktienmarkts ging es für die Tencent-Aktie zuletzt etwas bergab. Bei einem derzeitigen Kurs von 41,20 Euro liegt das Januar-Rekordhoch bei rund 50 Euro ein ganzes Stück entfernt. Vielleicht eine gute Einstiegsgelegenheit. Das Tencent-Geschäftsmodell schließlich funktioniert weiterhin, Umsätze und Gewinne sprudeln. Und mit Blick auf die Aktie ist der langfristige Aufwärtstrend weiterhin intakt, auf Fünfjahressicht steht ein Kursplus von fast 600 Prozent zu Buche.

Platz Acht: Skype

Mit dem Instant-Messaging-Dienst Skype auf Rang acht der beliebtesten Apps aller Zeiten geht es von China in die USA. Genauer gesagt nach Redmond im US-Bundesstaat Washington. Dort nämlich sitzt Microsoft. Und dem Konzern von Bill Gates gehört der Dienst seit 2011. Gegründet wurde er acht Jahre vorher von dem schwedisch-dänischen Unternehmerduo Niklas Zennström und Janus Friss in Luxemburg. 2005 verkauften die beiden ihr Werk an Ebay. Und nachdem zwischenzeitlich die Investmentgesellschaft Silver Lake einen Großteil der Anteile hielt, ging Skype schlussendlich für 8,5 Milliarden Dollar komplett an Microsoft. Schätzungen des Statistik-Portals Statista nach dürften 2017 rund 1,3 Milliarden Menschen bei Skype angemeldet gewesen sein. Bis zum Jahr 2024 könnten daraus über zwei Milliarden werden. Aus Sicht von Microsoft dürfte die Übernahme also wohl ein kluger Schachzug gewesen sein. Auch wenn sie im Vergleich mit den anderen Geschäftsfeldern des Konzerns kaum nennenswert zu Umsatz und Gewinn beitragen dürfte. Vielmehr ist es gerade das Cloud-Geschäft, das die bei Microsoft in die Höhe treibt. Im ersten Quartal kletterte der Umsatz um 16 Prozent, der operative Gewinn sogar um 35 Prozent. Die Aktie kletterte mit. Um fast 20 Prozent allein im laufenden Jahr. Auf Fünfjahressicht sind es 200 Prozent.

Platz Sieben: Snapchat

Davon können sie bei SNAP nur träumen. 2017 mit einem Ausgabekurs von 17 Dollar gestartet und anschließend auf über 27 Dollar geklettert, steht der Kurs der Aktie inzwischen nur noch bei etwas über 13 Dollar. Was wohl zu einem großen Teil daran liegen dürfte, dass SNAP nicht sehr viel mehr als Snapchat ist. Die App landet zwar auf dem siebten Platz der beliebtesten Smartphone-Applikationen aller Zeiten und hat insgesamt rund 200 Millionen aktive Nutzer, bietet inzwischen jedoch nur noch wenig Mehrwert gegenüber Facebooks Foto-Dienst Instagram. Nachdem ein Übernahmeangebot vor einigen Jahren scheiterte, haben sie dort Snapchats Ideen nämlich einfach kopiert. Und natürlich viel mehr finanzielle Mittel, Nutzerdaten und bereits durch Facebook erschlossene Märkte hinter sich, als das im Vergleich kleine Snapchat. Bei dem derzeit arg niedrigen Kurs könnten Robert Murphy und Evan Spiegel, die Snapchat 2011 gründeten, vielleicht wieder ein paar Übernahmeangebote der Konkurrenz ins Haus stehen. Gut möglich, dass sie ein solches nach den jüngsten Entwicklungen dann dankend annehmen.

Platz Sechs: Google Maps

Die sechstbeliebteste App in den vergangenen zehn Jahren heißt Google Maps. Und gehört – wie der Name schon sagt – zu Google beziehungsweise Alphabet, wie sich der Konzern inzwischen nennt. Google Maps ist die einzige in diesen Top-Ten vertretene App, die nicht dem Social Media-Bereich beziehungsweise dem der damit einhergehenden Messaging-Dienste angehört. Dafür ist sie für viele Menschen längst zu einem beinahe unersetzbaren Alltagshelfer avanciert. Navigationsgeräte braucht dank der App heutzutage kaum noch jemand. Wer ein gutes Restaurant oder die nächste Bank sucht, findet beides bei Google Maps. Und natürlich noch sehr viel mehr.

Auch Alphabet ist freilich sehr viel mehr als Google Maps, was den ursprünglich 1998 von Larry Page und Sergey Brin gegründeten Konzern zum zweitwertvollsten nach Apple werden ließ. Die Marktmacht der Kalifornier ist gigantisch, beinahe schon besorgniserregend riesig. Stand 2017 liefen beispielsweise 79 Prozent aller Internetsuchanfragen über Googles Suchmaschine. Und dann gibt es da ja auch noch das Videoportal Youtube. Doch dazu später mehr.

Platz Fünf: WhatsApp

Auf dem fünften Rang folgt zunächst der Alltagshelfer eines anderes Silicon-Valley-Schwergewichts: WhatsApp als Teil von Mark Zuckerbergs Facebook-Imperium. 2009 in Santa Clara, Kalifornien, von Jan Koum und Brian Acton gegründet und fünf Jahre später für 19 Milliarden Dollar an Facebook verkauft, zählt WhatsApp inzwischen rund 1,5 Milliarden Nutzer weltweit. Längst hat der Messaging-Dienst den Nachrichtenaustausch via SMS abgelöst. Egal ob Text, Bilder, Sprachnachrichten  oder mittlerweile sogar Telefonanrufe. WhatsApp kann beinahe alles, was die moderne Kommunikation so hergibt. Und das schönste daran: Es ist kostenlos. Natürlich stimmt das nicht ganz. Zwar bezahlen Nutzer nicht mit Geld, dafür aber mit ihren Daten. Bis heute löst dieser Umstand bisweilen heftige Kritik aus. So störend allerdings, dass sich Nutzer im großen Stil von der App abwendeten, war es dann bislang allerdings wohl auch nicht. Facebook derweil will WhatsApp nun vergolden. Oder anders ausgedrückt: monetarisieren. Bislang war der Dienst werbefrei. Das soll sich nun ändern. Das Umsatz- und Gewinnpotenzial scheint mit Blick auf die Nutzerzahlen riesig.

Platz Vier: Instagram

Auf dem vierten Rang der beliebtesten Apps aller Zeiten folgt mit Instagram gleich die nächste Facebook-Tochter. Auch sie zählt seit Juni des laufenden Jahres nun über eine Milliarde Nutzer. Entwickelt wurde sie von Kevin Systrom und Mike Krieger, die sie zwei Jahre nach Veröffentlichung für gerade einmal 737 Millionen Dollar an Mark Zuckerberg verkauften. Mit Blick auf die heutige Bedeutung des Online-Dienstes fast schon eine Art Geschenk. Instagram hat sich in den letzten Jahren rasant entwickelt, bei jungen Nutzern ist die App inzwischen populärer als Facebook selbst.

Die Werbeeinnahmen sprudeln bei Instagramm. Immer mehr Firmen haben sich Accounts angelegt, Ende 2017 waren es rund 25 Millionen. Die Zukäufe von WhatsApp und Instagram erweisen sich für Facebook somit nicht nur als äußerst kluge sondern auch fast überlebenswichtige Entscheidung. Während Facebook selbst allmählich die Grenzen des Wachstums zu spüren bekommt, sind es die beiden Töchter die glänzen und für die Zukunft noch viel Ertragspotenzial versprechen. Nicht zuletzt für den Aktienkurs von Facebook scheinen sie die entscheidenden Treiber.

Platz Drei: YouTube

Mit YouTube auf Rang drei geht es wieder zurück zu Google und Alphabet. Mit Blick auf die Konkurrenz in diesen Top-Ten gilt die Video-Plattform beinahe schon als „alter Hase“. Dabei wurde auch sie erst 2005 von den drei ehemaligen PayPal-Mitarbeitern Chad Hurley, Steve Chen und Jawed Karim gegründet, um ein Jahr später für umgerechnet 1,3 Milliarden Euro – ausgezahlt in Google-Aktien – an den größten Suchmaschinenbetreiber der Welt zu gehen. Inzwischen nutzen Monat für Monat über eine Milliarden Menschen das Portal. Wie viel Umsatz und Gewinn Youtube zu Alphabets Konzernergebnissen beisteuert gilt bis heute als unklar, da die Kalifornier dies nicht explizit ausweisen. Unerheblich dürften sie jedoch nicht sein. Insgesamt stiegen Einnahmen und Erträge im ersten Quartal 2018 erneut deutlich um 26 und 73 Prozent auf 31 respektive 9,4 Milliarden Dollar. Die für Google so wichtige Zahl der Klicks auf Werbeanzeigen stieg um 59 Prozent. Für die Aktie liefen die ersten Monate des Jahres im Zuge des Facebook-Datenskandals weniger gut, ein sehr guter Mai und Juni jedoch brachten das Papier inzwischen wieder zurück auf 1.170 Dollar und damit in die Nähe seines Rekordhochs.

Platz Zwei: Facebook Messenger

Die Silbermedaille umhängen darf sich der Facebook Messenger. 2008 als Facebook-Chat gestartet, entwickelte Facebook 2011 daraus die zweiterfolgreichste App aller Zeiten. Lange war sie WhatsApp-Konkurrent, bis Facebook genug hatte und die Konkurrenz – wie bereits erläutert – 2014 übernahm. Eine große finanzielle Bedeutung dürfte die Messenger-App für Facebook kaum haben. Sie ist mehr Anhängsel des sozialen Netzwerks. Wer auf Facebook angemeldet ist und innerhalb des Netzwerkes kommunizieren will, kommt am Messenger nicht vorbei.

Platz Eins: Facebook

Wenig überraschend sichert sich die Facebook-App Platz Eins unter den beliebtesten Apps aller Zeiten. Erst im vergangenen Geschäftsquartal stieg die Nutzerzahl des sozialen Netzwerks mit 2,2 Milliarden auf einen neuen Rekordwert. Langfristig dürfte das Nutzerwachstum jedoch allmählich an seine Grenzen stoßen. Vor allem der US-Markt gilt als gesättigt. Und in Asien dominiert Tencent unangefochten das Geschehen. Doch Facebook ist inzwischen eben deutlich mehr als die gleichnamige Social-Media-Plattform. Aus dem 2004 von Mark Zuckerberg gemeinsam mit Eduardo Saverin, Dustin Moskovitz und Christopher Hughes ist einer der wertvollsten Konzerne der Welt geworden. An der Börse kommt Facebook inzwischen auf eine Marktkapitalisierung von umgerechnet rund 415 Milliarden Euro. Umsatz und Gewinn stiegen im ersten Quartal 2018 um 50 und 63 Prozent auf rund 12 beziehungsweise fünf Milliarden Dollar in die Höhe. Der Facebook-Aktienkurs kletterte im bisherigen Jahresverlauf bereits um 15 Prozent von 176 auf 202 Dollar in die Höhe. Der Datenskandal, der den Kurs zwischenzeitlich deutlich auf 153 Dollar in die Tiefe schickte, scheint bei Anlegern längst vergessen.

Fazit

Wenig überraschend finden sich unter den zehn beliebtesten Apps aller Zeiten ausschließlich kostenlose Angebote. Dennoch sind sie entweder als Plattform für Werbetreibende oder als große Datensammler für die hinter ihnen stehenden Konzerne von unschätzbarem Wert. Auffällig: China und die USA teilen sich die Top-Ten unter sich auf. Die große Mehrzahl kommt mit acht Apps aus den Vereinigten Staaten. Ebenfalls auffällig: Abgesehen von Snapchat stehen hinter allen in der Liste vertretenen Diensten große Konzerne, die an der Börse zu den wertvollsten überhaupt zählen.

Vier Apps alleine gehören zu Facebook, zwei zu Alphabet, zwei zu Tencent, mit Skype eine zu Microsoft. Mit Ausnahme von Google Maps handelt es sich darüber hinaus bei allen Anwendungen um digitale Kommunikationsplattformen. Ob sie sich dort halten können? Möglich, zu sicher allerdings sollten sie sich nicht sein. Fakt ist: Immer mehr Angebote strömen auf einen weiterhin rasant wachsenden und hochgradig dynamischen Markt. Allein 2017 luden Nutzer weltweit – App- und Google Play-Store zusammengenommen – 175 Milliarden Apps herunter.