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Sachwerte: Alte Meister mit Einstiegsmöglichkeit

Die traditionell im Winter in New York stattfindenden Altmeisterauktionen bestritt in diesem Jahr allein Sotheby’s. Die Ergebnisse bleiben jedoch deutlich unter den Erwartungen. Abschreckend wirkten die vielfach zu hohen Taxen. Christie’s reagiert auf die Schwundprozesse des Marktes mit einem neuen gemischten Angebot im Frühjahr. Lohnt im kommenden Frühjahr der Einstieg bei Alten Meistern?

BÖRSE am Sonntag

Die traditionell im Winter in New York stattfindenden Altmeisterauktionen bestritt in diesem Jahr allein Sotheby’s. Die Ergebnisse bleiben jedoch deutlich unter den Erwartungen. Abschreckend wirkten die vielfach zu hohen Taxen. Christie’s reagiert auf die Schwundprozesse des Marktes mit einem neuen gemischten Angebot im Frühjahr. Lohnt im kommenden Frühjahr der Einstieg bei Alten Meistern?

Da hing sie in all ihrer kaum bedeckten nackten Pracht – direkt neben Sotheby’s Auktionspult. Trotzdem wirkte die schöne griechische Königstochter Danaë in der Interpretation des Caravaggio-Zeitgenossen Orazio Gentileschi eigentlich recht züchtig. Er glitt nicht wie viele seiner Kollegen ins Laszive, sondern schwelgte 1621 lieber in der Schilderung luxuriöser Stoffe vor dunklem Hintergrund.

Das Bild der von Zeus in Gestalt eines goldenen Regens besuchten Danaë hatte seit 1977 über dem Sofa im Apartment des prominenten New Yorker Händlers und Sammlers Richard Feigen gehangen. Am 28. Januar 2016 lockte es als Top-Los zur New Yorker Altmeisterwoche. Die durch ein unwiderrufliches Gebot abgesicherte Taxe von 25 bis 35 Millionen Dollar, eine der bisher jemals höchsten im Altmeisterbereich, forderte immerhin drei Bieter heraus, unter ihnen auch Patti Wong, Chairman Sotheby’s Asia. Nach vier Minuten war jedoch alles entschieden. Bei 30,5 Millionen Dollar erhielt das J. Paul Getty Museum den Zuschlag.

„Mit seiner anspruchsvollen Größe und dem wunderbar sinnlichen Sujet ist das Bild nach langer Zeit eines der wichtigsten barocken Gemälde auf dem Markt“, freute sich Museumsdirektor Timothy Potts. Und es kann auch das bereits 1998 erworbene Pendant „Lot und seine Töchter“ aus der ursprünglich dreiteiligen Dekoration Gentileschis für einen Genueser Palast ergänzen. Beide sollen demnächst gemeinsam ausgestellt werden.

Taxen dürften sich im Frühjahr ermäßigen

Bei den übrigen Losen kam bei teils sehr aggressiven Taxen nur selten Enthusiasmus auf. Von 61 angebotenen Werken wurden nur 31 zugeschlagen und brachten, unter der Erwartung, 53,47 Millionen Dollar ein. Einige Konkurrenz gab es um die marktfrische Madonna mit Kind von Sandro Botticelli und Studio, entstanden um 1490. Nach dem Aufruf bei 350.000 Dollar schraubte sie sich dank internationaler Beteiligung auf 1,33 Millionen Dollar.

Der Londoner Händler Johnny van Haeften kam bei einem der selten gewordenen Werke des holländischen Architekturmalers Pieter Jansz Saenredam zum Zug. Die Ansicht des Rathauses von Haarlem mit dem Einzug des Prinzen Maurits (1618) kostete ihn die untere Erwartung von 3,01 Millionen Dollar. Trotz einer auch hier sehr ehrgeizigen Taxe von vier bis sechs Millionen Dollar wurde auch Jacob Jordaens lange in einer Privatsammlung verschwundene Ölstudie „Der Heilige Martin heilt einen Besessenen“ (um 1630) weitergegeben. Der einzige Bieter, Händler Robert McClain aus Houston, zahlte im Kundenauftrag 4,73 Millionen Dollar.

Christie’s zieht Konsequenzen

Zu hohe Taxen auf einem schrumpfenden Markt pägten die New Yorker Auktionen. Nach einigen enttäuschenden Runden, in denen auch an neue Sammler gerichtete Sonderkataloge „Renaissance“ nicht die gewünschten Ergebnisse brachten, probt nun der große Rivale eine Neuausrichtung. Alte Meister werden am 14. April bei Christie’s zu Antiken, Skulptur, Kunstgewerbe und auch Kunst des 20. Jahrhunderts in die neu geschaffene „Classic Art Week“ integriert. Das ist die logische Konsequenz aus den eher schwachen Ergebnissen bei Sotheby’s, und dies bedeutet nichts anderes, als dass die Lage für einen Einstieg in die Kunst der Alten Meister für interessierte Anleger derzeit günstig ist. Handelsblatt / Barbara Kutscher / sig