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9,3 Millionen Pfund für einen Cranach

Sotheby’s Abendauktion Alter Meister endet mit einem Rekordzuschlag für ein Gemälde von Lucas Cranach d. Ä. Bilder von vergleichbarer Bedeutung sind extrem rar. Das gilt auch für das ebenfalls zum Höchstpreis versteigerte Porträt eines jungen Mannes von Ferdinand Bol.

BÖRSE am Sonntag

Sotheby’s Abendauktion Alter Meister endet mit einem Rekordzuschlag für ein Gemälde von Lucas Cranach d. Ä. Bilder von vergleichbarer Bedeutung sind extrem rar. Das gilt auch für das ebenfalls zum Höchstpreis versteigerte Porträt eines jungen Mannes von Ferdinand Bol.

Ein figurenreiches Gemälde von Lucas Cranach d. Ä. (1472-1553) brachte bei Sotheby’s einen Rekordpreis von 9,3 Millionen Pfund oder 13 Millionen Euro. Sotheby’s glaubt, dass der Verkauf auch der höchste Auktionspreis für ein deutsches Altmeistergemälde war. Aber nicht ein deutscher Kunstfreund war am Telefon, als das Werk nach einer kurzen, entschlossenen Schlacht zugeschlagen wurde. Bei dem erfolgreichen Bieter handelt es sich vermutlich um einen Amerikaner, der sich gegen einen chinesischen Interessenten durchsetzte.

„Die Fabel vom Mund der Wahrheit“ erzählt die Geschichte einer Ehebrecherin, die zum Beweis ihrer angeblichen Unschuld die Hand in die Löwenmaske bei der Basilica Santa Maria in Cosmedin legt, ein „Lügendetektor“, der dort bis heute bei Touristen in Betrieb ist. Hinter der Frau mit einem Blick verschlagener Entschiedenheit steht ihr als Narr verkleideter Liebhaber und umfasst sie gerade in dem Augenblick, in dem sie – wahrheitsgemäß - sagt, „außer meinem Mann und diesem Narren hat mich nie jemand berührt“. Der Preis liegt fast beim doppelten des bisherigen Höchstpreises für Cranach und erklärt sich durch die Seltenheit und gute Erhaltung des Bildes. Einst gehörte es den Grafen von Hardenberg, nun wird es aus Privatbesitz verkauft. Cranach-Gemälde solcher Bedeutung sind eigentlich nicht mehr aus Privatbesitz erhältlich. Geschätzt waren sechs bis acht Millionen Pfund.

Einen weiteren Rekordpreis gab es mit 5,2 Millionen Pfund für Ferdinand Bols (1616 – 1680) „Porträt eines jungen Mannes“, auf dem der Künstler seinen achtjährigen Sohn als reichen jungen Mann darstellt. Er trägt ein prachtvolles Gewand und hat die eine Hand nach Art reicher holländischer Bürgersleute lässig an der Hüfte, die andere umfasst einen Weinhumpen. Das Bild gilt als das beste und eigenständigste Porträt des Rembrandtschülers und kam marktfrisch aus einem der vornehmsten englischen Landschlösser, Castle Howard. Käufer war ein asiatischer Sammler.

Einmal mehr zeigte sich, dass erstrangige Kunst eine sichere Geldanlage ist. Und nicht nur die vielbewunderte klassische Moderne, sondern die viel rareren Alten Meister sind es, die am positivsten überraschen. Lucas Cranach und seine Zeitgenossen können Anlegern als ein sicherer Hafen in Zeiten von Nullzins und Grexit gelten. Handelsblatt / Matthias Thibaut