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Wenn die Erste Klasse nicht genug ist

Airlines fliegen nicht nur Linie, sondern haben auch Privatjets im Angebot. Emirates hat jetzt ein eigenes Angebot gestartet. Die Fluggesellschaft vom Golf setzt auf viel Platz - und Luxus pur.

BÖRSE am Sonntag

Airlines fliegen nicht nur Linie, sondern haben auch Privatjets im Angebot. Emirates hat jetzt ein eigenes Angebot gestartet. Die Fluggesellschaft vom Golf setzt auf viel Platz - und Luxus pur.

Der Türknauf, die Armatur des Waschbeckens und selbst der Halter der Toilettenpapier-Rolle: alles glänzt golden. Über dem Waschtisch hängt ein hell angestrahlter Spiegel, auf einer Ablage eine Vase mit einer blühenden Strelitzie. Was aussieht wie das Badezimmer einer Nobelvilla, befindet sich im neuesten Flugzeug von Emirates. Die Golf-Airline hat jetzt einen eigenen Privatjet-Service gestartet – und setzt dabei auf Luxus pur. Die Lufthansa hat seit einigen Jahren ein ähnliches Angebot im Programm. Weniger luxuriös, aber ebenso flexibel buhlt „Lufthansa Privat Jet“ um Kunden, die gerne individuell fliegen. Partner dabei ist Warren Buffetts Privatjet-Anbieter Netjets.

Die Fluggesellschaften Lufthansa und Emirates setzen mit ihren Privatjets auf einen Trend: Vielen betuchten Reisenden reicht die Erste Klasse im Linienflieger nicht mehr aus. Dennoch wollen sie auf die Verbindungen und den Service der Airlines nicht verzichten – und haben auch keine eigene Maschine. Dann sind sie bei den Airlines an der richtigen Adresse.

„Emirates Executive“ ist im August zunächst mit einer Maschine gestartet. Die Fluggesellschaft hat dafür einen Airbus A319 umgebaut. Wo bei dichter Bestuhlung theoretisch bis zu 150 Passagiere Platz nehmen können, bietet das Flugzeug als Privatjet Platz für gerade einmal 19 Reisende. Emirates Executive verbindet den hohen Bordstandard, den unsere Gäste von Emirates kennen, mit der Flexibilität und dem Luxus eines gecharterten Flugzeugs“, sagt Emirates-Manager Adnan Kazim.

„Mit kleineren Maschinen lässt sich im Mittleren Osten nichts gewinnen“, erläutert Gerald Wissel von der Luftfahrtberatung Airborne im Gespräch mit Handelsblatt Online. Während in Europa kleine und mittlere Flugzeuge gefragt seien, sei der Markt im arabischen Raum einfach ganz anders gestrickt. Der Emir von Katar, Scheich Hamad Bin Chalifa al-Thani, reist mit einem eigenen Airbus A340 um die Welt.

Die A319 von „Emirates Executive“ ist ein ähnliches Kaliber. Es gibt zehn Suiten, in denen die Passagiere zu Bett gehen können. Der Salon für rund ein Dutzend Reisende sieht aus wie ein großes Wohnzimmer, der bei Bedarf auch zum Arbeits- oder Esszimmer werden kann. Dazu hat Emirates dem Privatjet ein eigenes Bord-Unterhaltungssystem verpasst. „Emirates wird die A319 auslasten – und sicher auch noch eine zweite und dritte Maschine im arabischen Raum“, ist sich Wissel sicher. Die Fluggesellschaft wollte sich auf Anfrage nicht dazu äußern, ob und wie sie das Geschäft ausbauen will.

Für europäische Kunden ist das neue Angebot der Golf-Airline nicht unbedingt zu luxuriös, aber wirtschaftlich wohl nur bedingt ansprechend. Dementsprechend gehen es die Fluggesellschaften hier anders an, die Kunden zu bedienen, denen die Erste Klasse nicht genug ist. „Bei uns steht die Effizienz im Vordergrund“, sagt ein Lufthansa-Sprecher zum Privatjet-Angebot. Man fliege zum Beispiel mit Falcon-Businessjets von Dassaultt statt mit einem Airbus A319.

Ein Flug mit einem Businessjet von Köln nach New York und zurück koste mit einem Businessjet wie einer Bombardier Global oder einer Gulfstream 100.000 bis 120.000 Euro, schätzt Experte Wissel. Für einen Hin- und Rückflug in der Ersten Klasse wären rund 8000 Euro fällig. Je nachdem wie viele Passagiere Platz nehmen - in einer Gulfstream G650 sind es bis zu 17 -, kann sich ein Privatflug also lohnen.

Beim Kooperationspartner Netjets stünden für Lufthansa-Kunden 150 Flugzeuge in Europa und den USA auf Abruf bereit. „Lufthansa Private Jet“ käme auf 1000 Flüge pro Jahr. „Wir sind zufrieden mit dem Geschäft, es ist profitabel“, sagt der Sprecher. Genaue Zahlen zu der Sparte veröffentlicht die Lufthansa nicht. Dem Geschäft mit der Ersten Klasse schade das Privatjet-Angebot nicht, im Gegenteil trage es der First Class sogar Kunden zu. Oft werde der Privatjet mit dem Linienangebot kombiniert.

Angst, dass die Golf-Airlines Emirates, Qatar Airways und Etihad die Lufthansa demnächst nicht nur bei Interkontinental-Flügen, sondern jetzt auch noch beim Privatjet-Angebot in die Zange nehmen, hat die Airline nicht. „Die Kundengruppen überschneiden sich aus unserer Sicht nicht“, heißt es in Frankfurt. Emirates-Manager Kazim spricht dagegen von einer steigenden Nachfrage „aus dem Nahen Osten, aus Europa und aus Märkten, wie Russland, China und Indien.“ Von Dubai aus seien die meisten Ziele in Europa, Afrika, dem Mittleren Osten und Asien ohne Stopp erreichbar, stellt Emirates auf Anfrage heraus.

Auf dem europäischen Markt ist die Lufthansa die einzige Linien-Fluggesellschaft, die Privatjets im Programm hat. „Der Vorreiter des Privatjets-Konzepts war British Airways, das Angebot wurde aber wieder eingestellt“, sagt Luftfahrtberater Wissel, der die Lufthansa-Sparte ab dem Jahr 2006 selbst mit aufgebaut hat. Andere Airlines hätten auch darüber nachgedacht, es aber nie realisiert. „Ein Privatjet-Angebot macht für eine Fluggesellschaft Sinn, wenn es konsequent umgesetzt wird“, meint Wissel. „Die Airline muss ihre Marke, Bekanntheit, operative Professionalität und Präsenz in den Märkten mit der Flexibilität und Schlankheit eines Businessjet-Betreibers kombinieren.“ Handelsblatt / Tobias Döring