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Wo Ihre Geschäftsimmobilie stehen sollte

Knapp 13.000 potentielle Kunden drängen sich stündlich auf Deutschlands beliebtester Einkaufsmeile. Wo sollten Anleger in Ladenlokale und Kaufhäuser investieren? Den diesjährigen Sieger hat wahrscheinlich niemand auf der Rechnung.

BÖRSE am Sonntag

Die renditestärksten Einkaufsmeilen in Deutschland

Wo shoppen die Deutschen am liebsten? Um diese Frage zu beantworten, untersucht der Immobilienmakler Jones Lang La Salle seit 1999 jedes Jahr die Passantenfrequenz in den Einkaufsstraßen der Bundesrepublik. Das sind die Ergebnisse, und zwar, um die Spannung zu erhöhen, ab der Nummer 20 im Countdown zum Überraschungssieger. Für die Erhebung wurden bundesweit – theoretisch zeitgleich – eine Stunde lang die Passanten auf den Einkaufsmeilen gezählt. Die seit 1999 jährlich durchgeführte Erhebung ist mit rund 655.000 gezählten Passanten in 170 Einkaufsstraßen die umfangreichste ihrer Art.
Die Bahnhofstraße in Hannover eröffnet das Ranking auf Platz 20. 7.355 Menschen besuchten die Lage innerhalb von sechzig Minuten. München bietet die mit Abstand höchste Anzahl an Hochfrequenzspots. Die Landeshauptstadt ist gleich mit fünf Einkaufsmeilen im Ranking vertreten. Eine davon ist die Sendlinger Straße, auf der immerhin 7.470 Passanten gezählt wurden. Das reicht für Platz 19. Auch auf dem nächsten Platz landet eine Münchener Einkaufsmeile. Die Weinstraße wird stündlich durchschnittlich von 7.560 Besuchern, die in den Marienplatz mündet, frequentiert. Sie beginnt an der der Südwestecke des neuen Münchner Rathauses am Marienplatz, wobei diese Stelle bei den Einheimischen auch Wurmeck heißt, denn ein in Bronze gegossener Lindwurm, der sich die Fassade hinaufschlängelt, greift in ihrer Gestaltung die Münchner Sage vom Lindwurm auf.
Hinter München kann Berlin die meisten sogenannten Hochfrequenzanlagen vorweisen. Die Hauptstadt schafft es immerhin dreimal in die Top 20.

Die Hauptstadt eher am unteren Ende

Auf dem Alexanderplatz flanieren stündlich 7.575 Besucher. Mit dem Fernsehturm steht hier auch Berlins höchstes Wahrzeichen, und Einkaufsmöglichkeiten dürfen nicht fehlen. Alleine im Alexa-Einkaufszentrum gibt es 180 Geschäfte. Und schon geht es wieder in die bayerische Metropole: Das Tal erstreckt sich auf einer Länge von 500 Metern zwischen dem Alten Rathaus am Marienplatz im Westen und dem Isartor im Osten. Den Namen trägt es aufgrund seiner tiefen Lage. Mit 8.190 gezählten Besuchern landet das Tal auf Platz 16 im Ranking. Mit 8.370 Besuchern in der Stunde ist die Kirchgasse in Wiesbaden die höchstfrequentierte Einkaufsmeile in der Kategorie der Städte mit 250.000 bis 500.000 Einwohnern. Bundesweit landet sie auf Platz 15. Platz 14 im Ranking belegt die 500 Meter lange Tauentzienstraße (8.390 Besucher), die als Fortsetzung des Kurfürstendamms eine der teuersten Lagen Deutschlands ist. Bei den Bundesländern ist Nordrhein-Westfalen das Maß der Dinge. 13 Einkaufsstraßen erzielen Frequenzen oberhalb von 5.000 Passanten pro Stunde. Nur Bayern und Baden-Württemberg können mit acht beziehungsweise sechs Lagen halbwegs mithalten. Die Hohe Straße im Zentrum der Innenstadt von Köln belegt mit 8.625 Passanten Platz 13 im Ranking. Die Hamburg Spitaler Straße knackt als erstes die 9000er-Marke (9.215 Besucher). Dirk Wichner, Leiter Einzelhandelsvermietung Deutschland bei Jones Lang LaSalle, über den Stellenwert der Passantenfrequenz: „Deutschland ist derzeit eines der weltweit interessantesten Expansionsziele für Handelsunternehmen. Als Indikator für die Umsatzchancen sind die Frequenzen dabei ein wichtiges Kriterium für den bundesweiten Standortvergleich.“ Gängige Kennziffern wie Spitzenmiete, Zentralität und Kaufkraft gewännen, so der Immobilienspezialist, mit den Frequenzen an Aussagekraft und tragen zum schlüssigen Gesamtbild einer Einkaufsmeile bei. „Trotz der mit jeder Frequenzzählung verbundenen Unwägbarkeiten zeigt sich auch 2013 ein im langjährigen Vergleich stabiles Bild. Fast 90 Prozent der 50 bestfrequentierten Straßen waren auch im Vorjahr Bestandteil dieser Gruppe“, so Wichner weiter. Ein bisschen mehr Kontinuität wünschen sich wohl auch die Eigentümer der Geschäfte auf der Düsseldorfer Schadowstraße (9.250 Besucher). Seit den 1990ern lässt sich hier ein Passantenrückgang feststellen.

Shopping-Metropolen im Westen

Die Top-Ten eröffnet die 1,2 Kilometer lange Königstraße in Stuttgart mit 9.380 gezählten Besuchern. In den 25 Städten mit den höchsten Ladenmieten führt Jones Lang LaSalle ergänzend eine Zählung unter der Woche durch. Die Erhebung am frühen Donnerstagabend zeigt, dass die Besucherzahlen am Samstag durchschnittlich um rund die Hälfte über den Spitzenwerten unter der Woche liegen. Auf der Georgstraße in Hannover wurden 9.850 Besucher gezählt. Die Haupteinkaufsstraße im Stadtteil Mitte der niedersächsischen Landeshauptstadt landet damit auf dem neunten Platz im Ranking. Die Hamburger Mönckebergstraße folgt mit 9.855 Passanten auf Rang 8. Gemeinsam mit der Spitalerstraße, die spitz auf die Mönckebergstraße zuläuft, bildet sie den Hauptzugang in die Hamburger Innenstadt. Die Berliner Schlossstraße ist der Aufsteiger des Jahres. Mit 10.225 Passanten katapultiert sich die Lage auf Rang 7 und profitiert von zugkräftigen Neuanmietungen und Shopping-Centern. Nur in wenigen Metropolen werden auch wochentags Frequenzen oberhalb von 5.000 Passanten je Stunde erzielt. Spitzenreiter ist hier eindeutig die Frankfurter Zeil, die auch unter der Woche mehr als 10.000 Passanten pro Stunde anzieht. Dennoch gehört sie zu den Verlierern: Der Vorjahressieger belegt in diesem Jahr mit 10.965 Passanten nur Rang 6.
Die Kaufingerstraße grenzt westlich am Marienplatz an und ist Teil der großen West-Ost-Achse der historischen Altstadt Münchens. 10.980 Besucher wurden hier in der Stunde gezählt. Damit landet die Einkaufsmeile im Ranking auf Platz 5. Während die Düsseldorfer Schadowstraße Jahr für Jahr weniger Passanten zählt, gehört die Flinger Straße zu den Gewinnern. Sie verbessert sich um zwei Plätze und belegt damit den vierten Rang (11.790 Besucher). Mit 11.910 Besuchern pro Stunde ist die Kölner Schildergasse laut der Studie die drittmeistbesuchte Einkaufsstraße in Deutschland. Einige Meter unter der Lage wurden zahlreiche Belege dafür geborgen, dass der Ursprung der Einkaufsmeile in der Römerzeit liegt. Die Neuhauser Straße in München belegt mit stündlich 11.920 gezählten Passanten Rang 2. Der Dortmunder Westenhellweg erreicht mit stündlich bis zu 12.950 Passanten erstmals die Spitzenposition. Hier gehen die meisten Deutschen in der Stunde shoppen – zumindest der Studie nach. Die aktuelle Frequenz liegt dabei deutlich über dem Mittelwert der vergangenen zehn Jahre für diese Shoppingmeile, der bei 10.900 lag. Zuletzt konnte diese Lage in den Jahren 2002 und 2005 Top 3-Platzierungen aufweisen. Anleger sollten also ein besonderes Augenmerk auf das Dortmunder Stadtzentrum haben.
Auch wenn einige Lagen deutlich zulegten, insgesamt blieben die bundesweit gezählten Besucher (655.000) hinter den Zahlen des Vorjahres (690.000) zurück. Dirk Wichner: „Unser Zählergebnis deckt sich durchaus mit Stimmen aus dem Handel, die trotz anhaltend guter Konsumnachfrage leicht rückläufige Frequenzen in ihren Shops beobachten. Die Euro-Krise sorgt für unsichere Rahmenbedingungen, die nicht spurlos am Handel vorübergehen. Bislang schlägt sich dies aber nicht in rückläufigen Handelsumsätzen oder einer abnehmenden Flächennachfrage nieder.“ Handelsblatt / dpa-picture-alliance / Wikipedia OTRS