Lufthansa: Der Kranich im Tiefflug
Angesichts einer schier endlosen Problemliste ist Carsten Spohr derzeit nicht gerade um seinen Job zu beneiden. Gut ein Jahr nach der Zepterübernahme kämpft die Kranich-Airline insbesondere mit den Folgen der Germanwings-Katastrophe, permanenten Streiks sowie einem schwierigen Marktumfeld verbunden mit hartem Konkurrenzkampf. Diesem wollen die Frankfurter künftig mit einer Stärkung der Billigplattform Eurowings begegnen. Ähnlich günstig wie die Ticketpreise des Tochterunternehmens ist aktuell auch das Lufthansa-Papier an der Börse zu haben.
Angesichts einer schier endlosen Problemliste ist Carsten Spohr derzeit nicht gerade um seinen Job zu beneiden. Gut ein Jahr nach der Zepterübernahme kämpft die Kranich-Airline insbesondere mit den Folgen der Germanwings-Katastrophe, permanenten Streiks sowie einem schwierigen Marktumfeld verbunden mit hartem Konkurrenzkampf. Diesem wollen die Frankfurter künftig mit einer Stärkung der Billigplattform Eurowings begegnen. Ähnlich günstig wie die Ticketpreise des Tochterunternehmens ist aktuell auch das Lufthansa-Papier an der Börse zu haben.
Zwar verlangt keiner von Carsten Spohr, dass er nun wie James Bond die Welt retten muss. Auch dürfte ein Gelingen seiner Mission trotz aller Schwierigkeiten nicht als Weltwunder in die Geschichte eingehen. Dennoch stützt er sein Konzept auf die Zahl sieben. Durch das Konzern-Programm "7to1" soll ein Maßnahmen-Paket geschnürt werden, das die Stellung der Lufthansa und ihrer Tochterfirmen im internationalen Wettbewerb nachhaltig verbessert. Diese Strategie brachte Spohr bei seinem Amtsantritt am 1. Mai 2014 mit und unterstreicht seither immer wieder deren Bedeutung, was angesichts der vielen negativen Schlagzeilen rund um die Lufthansa auch notwendig ist, um den Kurs der Kranich-Airline in den Fokus der Öffentlichkeit zu lenken. Um die Zukunftsfähigkeit der Lufthansa zu sicher, sollen in den kommenden Jahren geschäftsfeldübergreifende strategische Maßnahmen in den Bereichen Kundenorientierung und Qualitätsfokus, neue Wachstumskonzepte, Innovation und Digitalisierung, Effektive und effiziente Organisation, Kultur und Führung, Wertbasierte Steuerung sowie Kontinuierliche Effizienzsteigerung getroffen werden. Ziel ist dabei, die Lufthansa als erste Wahl für Kunden, Mitarbeiter, Aktionäre und Partner zu etablieren.
Um auch bei Fluggästen mit einer niedrigeren Zahlungsbereitschaft ganz oben auf der Beliebtheitsskala stehen zu können, baut das Unternehmen eine zweite große Marke namens Eurowings weiter auf, die Billigkonkurrenten wie Easyjet oder Ryanair den Kampf ansagen soll. Aufgabe der ambitionierten Tochtergesellschaft, in die auch der Flugbetrieb der derzeitigen Germanwings Anfang 2016 komplett aufgehen soll, wird vor allem sein, beliebte touristische Ziele anzufliegen. Und zwar nicht nur in Europa, sondern auch beispielsweise in der Karibik oder im indischen Ozean. Im kommenden Herbst soll die Eurowings, zu dessen Flotte bald mehr als 100 Flugzeuge gehören sollen, so richtig an den Start gehen. Da Spohr zwar davon überzeigt ist, dass der Weltluftverkehr noch etliche Wachstumsmöglichkeiten birgt, diese allerdings nicht den Bereich der Geschäftsreisen tangieren dürften, sieht der Vorstandsvorsitzende des Frankfurter Traditionsunternehmens Eurowings als optimale Lösung, um die steigende Nachfrage der kostensensibleren Gruppe der privaten Flugreisenden zu bedienen.
Trotz all der Veränderungen rund um die Tochter Eurowings soll die Kernmarke Lufthansa auch weiterhin im absoluten Premiumsegment am Markt positioniert werden. Dennoch wird sich viel Verkehr auf die billigere Alternative verlagern. Aus den einst geplanten 480 Maschinen der Marke Lufthansa, aus denen aktuell 310 Jets tatsächlich in Betrieb sind, könnten bald 250 oder gar noch weniger Flugzeuge werden. Es gilt zudem als durchaus vorstellbares Zukunftsszenario, dass sich die Marke Lufthansa ganz auf Langstreckenflüge beschränkt und Zubringer von Billigtöchtern innerhalb oder außerhalb des Konzerns erledigen lässt. Alle noch so kleinen Schritte in Richtung Schwächung der Kernmarke bei gleichzeitiger Stärkung der Billigvariante dürften auch weiterhin ein lautes Echo bei der streikwütigen Lufthansa-Crew hervorrufen. Erst recht, wenn man bedenkt, dass Eurowings konsequent eine neue Tarifpolitik fährt. Statt eines gut dotierten Lufthansa-Vertrages soll es nun einen zulagenschwächeren und grundgehaltärmeren Arbeitsvertrag geben. Das Konfliktpotential dürfte also nicht gerade geringer werden. Bereits auf der Jahreshauptversammlung Ende April wurde bekannt, dass sich die 1953 neu gegründete Fluggesellschaft mit Streikkosten in Höhe von rund 220 Millionen Euro plagen musste, was zu einer Reduzierung des Gewinns auf 55 Millionen Euro führte. Und das bei Umsätzen von immerhin 30 Milliarden Euro.
Die Papiere der Lufthansa sind zu einem extrem niedrigen Betrag zu erwerben. Kaum ein anderes Dax-Unternehmen weist ein derart günstiges KGV-Verhältnis auf. Allerdings ist das Mehrjahrestief von 10,69 Euro in unmittelbarer, bedrohlicher Nähe. Ein Sprung über die 12-Euro-Marke wäre kurzfristig ein wichtiges Zeichen an die Aktionäre. Für Dividendenliebhaber ist die Lufthansa-Aktie mit Sicherheit nicht empfehlenswert. Eine Dividendenausschüttung wird es dieses Jahr nämlich nicht geben. Allerdings stellt Spohr eine solche wenigstens in Aussicht: „Wir wollen nicht nur zufriedene Kunden, wir wollen auch unsere Aktionäre zufriedenstellen und ihnen wieder regelmäßig eine Dividende zahlen können!" Sollte es tatsächlich bald dazu kommen, dürften vermutlich einige Anleger im siebten Himmel schweben.
WIM