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Altersvorsorge bereitet vielen Deutschen Sorgen

Die staatliche Rente alleine reicht in Zukunft nicht mehr aus. Das ist der Mehrzahl der heute Berufstätigen bewusst. Obwohl mittlerweile überstanden, hat die Finanzkrise eine tiefe Verunsicherung in Sachen langfristiger Vermögensaufbau und finanzielle Sicherheit im Alter hinterlassen. Hier erfahren Sie, was Sie zum Thema Altersvorsorge wissen müssen.

BÖRSE am Sonntag

Die sich auch im laufenden Jahr fortsetzende, konjunkturelle Erholung hat bislang keinerlei Auswirkungen auf die Sorge der Deutschen um die finanzielle Sicherheit im Alter. Trotz Jobwunder und einem Wirtschaftsaufschwung, den in diesem Umfang kaum jemand für möglich hielt, hat bereits jeder fünfte Berufstätige seine privaten Vorsorgeverträge gekürzt oder gekündigt. Gleichzeitig sinkt das Vertrauen in Finanzinstitute. Um die staatlichen Versorgungssysteme ist es nach Meinung der Beitragszahler noch schlechter bestellt. Dies geht aus der aktuellen Postbank-Studie „Altersvorsorge in Deutschland 2009/2010“ hervor.

Vertrauen in Banken und Staat erschüttert

Mit 42 Prozent macht sich ein Großteil der Nicht-Rentner Sorgen um die Rente – beziehungsweise hält die eigene Altersvorsorge sogar für „nicht ausreichend“. Ein knappes Viertel (24%) aller Berufstätigen rechnet laut Studie bereits damit, im Alter überhaupt keine Leistungen aus den staatlichen Rentensystemen (gesetzlichen Rente oder Pension) mehr zu erhalten. In dieses Bild der allgemeinen Verunsicherung passt auch die Antwort auf die Frage, welche Form der Altersvorsorge besonders sicher sei. Hier nannte mit 53% nur gut die Hälfte aller Berufstätigen die staatliche Rente. Weitere 37 Prozent befürchten für die Zukunft zumindest Rentenkürzungen. Die Ergebnisse kommentiert Michael Meyer, Retail-Vorstand der Postbank und verantwortlich für das Privatkundengeschäft, wie folgt: „Vieles deutet deshalb darauf hin, dass es in Deutschland zu einer langfristigen und schwerwiegenden Krise der Altersvorsorge kommen kann.“

Gefühlte Verluste

Im Gegensatz zu früheren Jahren haben die Menschen jedoch auch das Vertrauen in die private Altersvorsorge verloren. So hat bereits fast jeder fünfte Berufstätige in Deutschland – exakt sind es 17,4% – mit dem Abbau oder sogar der Auflösung privater Altersvorsorgemodelle auf die Finanzkrise reagiert. Und fast jeder dritte Berufstätige, so die Postbank-Studie, zweifelt seitdem sogar generell am Sinn privater Altersvorsorge. Dabei liegen die gefühlten Verluste deutlich höher als die realen Einbußen. Beispielsweise vermuteten in dem „DIA-Deutschlandtrend-Vorsorge“ vom Mai 2009 20% der Interviewten, dass sie einen Verlust von über 50% erlitten hätten. Ihre durchschnittlichen Einbußen schätzten die Deutschen zu diesem Zeitpunkt laut einer repräsentativen DIA-Befragung auf über 20%. „Dies hält jedoch der Realität nicht stand“, so Professor Dr. Bernd Raffelhüschen, Leiter der DIA-Studie „Finanzkrise und Altersvorsorge“. „Es zeigt sich, dass die überwiegende Mehrheit der Haushalte nominal weniger als 3% ihrer gesamten Altersvorsorge verloren hat“, so Raffelhüschen weiter.

Nicht ohne private Vorsorge

Wie hoch die gesetzlichen Renten in der Zukunft tatsächlich ausfallen, kann derzeit wahrscheinlich niemand ganz genau sagen. Fest steht jedoch, dass die Jahrgänge nach 1980 weniger Rente herausbekommen werden, als sie eingezahlt haben. Um den Gürtel im Ruhestand nicht enger schnallen zu müssen, führt an der privaten Vorsorge kein Weg vorbei: „Unstrittig unter Experten ist, dass private Zusatzvorsorge unverzichtbar ist, um im Alter den Lebensstandard zu halten. Und es gibt auch genügend sichere Anlagemöglichkeiten. Allerdings: Diese weisen auch eher konservativ gerechnete Erträge auf – und keine Traumrenditen, die sich am Ende als illusorisch herausstellen. Fakt ist: Die Skepsis muss weichen, die Deutschen müssen fürs Alter privat vorsorgen“, so Meyer weiter.

Riester-Meister

Unangefochtener Spitzenreiter bei der privaten Altersvorsorge ist das Riester-Sparen. Fast 14 Millionen der staatlich geförderten Sparverträge haben die Deutschen abgeschlossen. Zu Recht: Das staatlich geförderte Produkt ist die für viele Bürger lukrativste Form der Vorsorge. Seit dem Jahr 2008 zahlt der Staat Erwachsenen bis zu 154 Euro. Hinzu kommen 185 Euro jährlich für jedes Kind, das vor 2008 geboren wurde. Für danach auf die Welt gekommene Sprösslinge spendiert der Staat sogar 300 Euro jährlich. Voraussetzung für den Erhalt der kompletten Förderung ist, dass der Kunde mindestens 4% des Vorjahreseinkommens in den Vertrag einfließen lässt. Bei der Berechnung werden die vom Staat gewährten Zuschüsse mit einbezogen. Gewählt werden kann zwischen einem Banksparplan, einem Versicherungs- und einem Investmentfondsvertrag. Bei dem später (Ende 2008) eingeführten Wohn-Riester sollen die staatlichen Zulagen eine selbst genutzte Immobilie finanzieren. Dies kann via Bausparvertrag oder Darlehen erfolgen. Für alle Produkte gilt jedoch, dass die Anbieter garantieren müssen, dass mindestens das eingezahlte Kapital erhalten bleibt und zum Ende der Laufzeit zur Verfügung steht. Im Jahr 2009 wurden bereits 338.000 Wohn-Riester-Verträge abgeschlossen. Damit liegt das Produkt für Häuslebauer bei den Neuabschlüssen schon auf dem zweiten Platz. Vorn liegen Rentenversicherungen mit einem Zuwachs von 609.000 Verträgen, auf den dritten Rang abgerutscht sind die Fondssparpläne (243.000) vor den Banksparplänen (79.000). Im Gegensatz zu dieser breiten Nachfrage steht aber die Bekanntheit der staatlichen Eigenheimförderung: 42% aller Berufstätigen in Deutschland haben laut Postbank-Studie noch nie von Wohn-Riester gehört.

Indexzertifikate und ETFs

Exchange Traded Funds (ETFs) haben eine ganze Reihe von Vorteilen, die sie zu einem idealen Produkt für den langfristigen Vermögensaufbau machen. Sie sind äußerst transparent und im Vergleich zu aktiv verwalteten Fonds sehr kostengünstig. Zu den unbestrittenen Vorteilen der Fondsanlage zählt zudem die Insolvenzsicherheit. Die Fondsgelder sind bei ETFs im Gegensatz zu Zertifikaten im Insolvenzfall als Sondervermögen geschützt.

In Fall der Zertifikate sollten sich Anleger daher über eine wichtige Besonderheit im Klaren sein: Zertifikate sind Inhaberschuldverschreibungen des jeweiligen Emittenten. Der Käufer eines Zertifikats ist damit Gläubiger und trägt das sogenannte Emittentenrisiko: Im Falle des Konkurses des Anbieters geht der Anleger leer aus. Gerade bei einem langen Anlagehorizont sollte daher bei Zertifikaten in jedem Fall auf die Bonität des Emittenten geachtet werden. Sowohl Indexzertifikate als auch ETFs bestechen jedoch im Vergleich mit anderen Produkten durch ihre besonders niedrige Kostenbelastung.

Wichtige Rahmenbedingungen

Gerade bei langfristigen Anlageentscheidungen spielt neben letzterer ein weiterer Faktor eine große Rolle: Eine möglichst lange Laufzeit und damit der schnellstmögliche Beginn. Denn egal ob Sparkonto, Fonds oder Zertifikat: Ein wichtiger Performance-Treiber ist und bleibt der Zinseszinseffekt. Letzterer beginnt jedoch erst ab einem verhältnismäßig langen Zeitraum richtig zu wirken. Wer beispielsweise bereits mit 20 Jahren beginnt, 100 Euro pro Monat anzusparen, kann bei seinem Renteneintritt mit 65 Jahren und einer jährlichen Verzinsung von 5% auf ein angespartes Vermögen von 200.000 Euro zurückgreifen. Um auf den gleichen Betrag mit 65 zu kommen, muss ein 30-Jähriger bereits 175 Euro pro Monat aufbringen und ein 40-Jähriger sogar 340 Euro. Der Grund dafür: Im Laufe der Sparzeit kommt den Zinsen und Zinseszinsen eine weit größere Bedeutung zu, als dem tatsächlich eingezahlten Kapital. Ab diesem Zeitpunkt macht das Sparen Spaß, denn nach einer 35-jährigen Ansparphase machen Zins und Zinseszins häufig über 75% des angesparten Kapitalstocks aus.