Attraktive Rendite mit Express
Bundesschatzbriefe, Festgeld & Co. werfen momentan nur Mini-Zinsen ab. Mit kurzen Laufzeiten, einer Teilkasko-Versicherung und der Chance auf eine attraktive Rendite sind neue und gebrauchte Express-Zertifikate eine echte Alternative.

Wie der Name der Papiere bereits erwarten lässt, geht es bei den Expressprodukten um Schnelligkeit. Die Mechanik der Papiere soll dafür sorgen, dass der Anleger sein investiertes Geld zuzüglich einer attraktiven Bonuszahlung möglichst schnell zurück erhält. Darüber hinaus sind sie mit einem Risikopuffer in Form einer Sicherheitsschwelle ausgestattet. Die Kombination aus Teilschutz und lukrativer Rendite macht das Konstrukt für Anleger gerade jetzt besonders interessant.
Schnell und sicher unterwegs
Damit die Kapitalbindungsdauer möglichst kurz ausfällt, ist eine Voraussetzung zu erfüllen: Der zugrunde liegende Basiswert muss an einem von mehreren Beobachtungsterminen auf oder über seinem Startniveau notieren. Ist dies der Fall, endet die Laufzeit sofort vorzeitig und der Anleger bekommt sein investiertes Kapital plus die vereinbarte Bonuszahlung ausbezahlt. Notiert der Basiswert hingegen unter dem Startniveau, kommt die Sicherheitsschwelle ins Spiel: Wird diese nicht gerissen, verlängert sich die Laufzeit einfach um ein weiteres Jahr – und das Verfahren wiederholt sich. Besonders interessant: Die entgangenen Bonuszahlungen gehen nicht verloren, sondern werden nachgezahlt, wenn das Ausgangsniveau an einem späteren Beobachtungstermin überschritten wird. Gefährlich wird es erst, wenn auch das Sicherheitsnetz durchbrochen wird: In diesem Fall muss der Anleger die Verluste des Basiswertes in voller Höhe tragen.
Volatile Phasen nutzen
Der Volatilitäts-Index VDAX-New ist von seinen Extremwerten von Anfang Oktober bei gut 50 auf aktuell rund 36 Punkte deutlich zurückgekommen. Er notiert damit immer noch deutlich über dem Vor-Krisen-Niveau von unter 20. Das ist vor allem für Zertifikate-Anleger interessant, weil die Schwankungsbreite einen großen Einfluss auf die Ausgestaltung der Konditionen derivativer Produkte hat: Höhere Schwankungen wirken sich bei den meisten Strukturen zum Vorteil des Anlegers aus. Bei der Auswahl der Papiere sollten Anleger vor allem auf die Kombination aus Ertrag und Risikopuffer achten. Anders ausgedrückt: Eine vorgegebene Rendite sollte mit einer möglichst hohen Wahrscheinlichkeit erreicht werden können. Noch interessanter als die Neuemissionen sind daher Papiere, die zu Zeiten hoher Volatilität – also zwischen Anfang August und Anfang Oktober – auf den Markt gekommen sind: Die gebrauchten Rennwagen bieten derzeit bei Sicherheitspuffern von rund 50% (im Basiswert) mit 12% zweistellige Renditen! Zum Vergleich: Bei Neuemissionen mit vergleichbaren Konditionen werden derzeit nur noch rund 8% p. a. bezahlt.
Zweistellige Renditen bei hohem Puffer
Die Funktionsweise lässt sich anhand des EURO STOXX 50 Express-Zertifikats der LBBW (WKN: LB0HJT) schnell erklären. Ausgehend vom Kursniveau am 21. September 2011 wird an fünf Bewertungstagen der dann aktuelle Indexstand mit dem Basispreis verglichen. Liegt der Index an einem der jährlichen Bewertungstage auf oder über dem Basispreis, greift der Expressmechanismus. Das Zertifikat wird sofort zurückgezahlt und der Anleger erhält zusätzlich zum Nennwert von 100 Euro eine Bonuszahlung von 8,0 % p. a. Notiert der Index bereits am ersten Beobachtungstag, dem 21. September 2012, oberhalb des Startwertes, dann wird das Zertifikat also zu 108% zurückbezahlt. Aktuell notiert das Papier bei rund 97 Euro. Wer jetzt einsteigt, hat die Chance auf eine Rendite von rund 12% p. a. Befindet sich der Index an diesem Termin hingegen unterhalb des Startwerts, aber noch oberhalb der Barriere (1.079,64 Punkte) von derzeit gut 52%, verlängert sich die Laufzeit um ein Jahr und der Vorgang wird am 20. September 2013 wiederholt. Parallel dazu sinkt die Messlatte bei diesem Produkt pro Jahr um 5%. Es wird also theoretisch immer wahrscheinlicher, dass der Expressmechanismus zum Tragen kommt. Notiert der Basiswert am 20. September 2013 über 95% des Startwertes, erhält der Anleger 116% zurückbezahlt. Rangiert der Index allerdings an einem der Beobachtungstage unterhalb der 50%-Sicherheitsschwelle von 1.079,64 Punkten, muss der Anleger die prozentualen Verluste des Basiswertes in voller Höhe tragen.
Chancen und Risiken beurteilen
Als Basiswerte werden bei Expressstrukturen sehr häufig Indizes gewählt, insbesondere der EURO STOXX 50. Um die Chancen und Risiken einordnen zu können, sollten Anleger einen Blick auf die Höchst- und Tiefststände der letzten fünf Jahre werfen. Von seinem Rekordhoch bei rund 4.560 Punkten ist der EURO STOXX 50 mit rund 2.300 Punkten gut 50% entfernt, der Abstand zum Tief von rund 1.810 Punkten beträgt dagegen lediglich 21%. Papiere mit einem Sicherheitslevel bei 50% des aktuellen Index-Niveaus scheinen daher ausreichend abgesichert. Wer nicht mit einem Zusammenbruch des Finanzsystems rechnet, weitere Rückschläge aber nicht ausschließt und eine starke Rally für unwahrscheinlich hält, ist mit Expresspapieren auf den europäischen Leitindex gut aufgestellt: Kommt es zu einer ausgeprägten Seitwärtsbewegung, fährt der Anleger mit den Expresspapieren eine schöne Rendite ein. Sinkt der Index weiter, ist nichts verloren – selbst wenn er die Tiefststände aus den Hochzeiten der Finanzkrise neuerlich testen sollte. Kommt es hingegen zu einem starken Anstieg, erhalten Anleger ihr Geld bei kurzer Kapitalbindungsdauer gut verzinst zurück.
Gehen Sie auf Nummer sicher
Express-Zertifikate sind in Deutschland bereits seit 2003 auf dem Markt und haben sich hierzulande als feste Größe etabliert. Besonders beliebt waren die schnellen Papiere während der letzten Hausse: Zwischen Mitte 2004 und Mitte 2007 wurde nahezu jedes Express-Zertifikat zum erstmöglichen Termin zusammen mit der Prämie zurückgezahlt. Die Papiere erhielten dadurch eine Art Festgeldcharakter. Nicht zuletzt in Folge der allgemeinen Euphorie rechnete damals kaum jemand damit, dass die Kurse in naher Zukunft auch einmal wieder deutlich zurückgehen könnten. Der scheinbar plötzliche Ausbruch der weltweiten Finanzkrise holte die Investoren jedoch unsanft auf den Boden der Tatsachen zurück. Im Zuge starker Kursverluste und dem damit verbundenen Scheitern der vorzeitigen Rückzahlung verflüchtigte sich die Begeisterung für die Expressprodukte jedoch und auch im August und September des laufenden Jahres wurden zahlreiche Anleger von den heftigen Kursverlusten überrascht. Ein Blick auf Funktionsweise und Konditionen der Papiere macht jedoch deutlich, dass sich deren Attraktivität – gerade im Vergleich zu anderen Anlageformen – in den letzten Wochen und Monaten wieder dramatisch erhöht hat.
Auf die Ausgestaltung achten
Eine Lehre aus den Turbulenzen ist, dass den Renditeaussichten gegenüber dem Sicherheitspuffer häufig der Vorzug gegeben wurde. Nicht wenige Neuemissionen zeichnen sich daher durch hohe Sicherheitspuffer aus. Demgegenüber steigt auch bei den Expressstrukturen die Anzahl der Ausprägungen. Es ist daher genau zu prüfen, in welchem Zeitraum das Sicherheitslevel eine Rolle spielt, ob der Puffer am Ende nur den Nennbetrag oder auch die Bonuszahlungen schützt und ob die Auszahlungsschwelle konstant ist oder sinkt. Bei einigen Varianten (z. B. Memory-Express-Zertifikaten) werden zudem die Zahlung der Prämie und die Rückzahlung des Nominalbetrages entkoppelt.
Fazit
Für mittelfristig orientierte Anleger mit einer festen Renditevorstellung dürfte sich ein Blick auf die verschiedenen Expressprodukte lohnen. Insbesondere für Investoren, die mit einer längeren Seitwärtsbewegung rechnen, sind Expressprodukte eine gute Wahl.