Auf erprobte Strategien bauen
Professionelle Handelsstrategien helfen, typische Anlegerfehler zu vermeiden. Werden diese in ein Strategie-Zertifikat gepackt, dürfen Käufer also eine Outperformance gegenüber der Benchmark erwarten. Aber halten die Produkte auch, was sie versprechen? Worauf Sie achten müssen, erfahren Sie hier.
In Form von Strategie-Zertifikaten können sich Anleger mittlerweile auch komplexe Handelssysteme auf bequeme Weise ins Depot holen. In der Regel basieren die Papiere daher nicht auf einem aktiven Management, sondern auf bestimmten Regelsystemen. Bis zu 70% Outperformance waren in den letzten drei Jahren so zu erzielen.
Tuning fürs Depot
Die Anlageentscheidungen werden auf Basis bestimmter Selektionskriterien wie beispielsweise der Dividendenrendite oder der relativen Stärke getroffen. Während die ersten Produkte dieses Typs meist nichts anderes waren als geschickt vermarktete Basket- oder Branchen-Zertifikate, hat sich dies in den letzten Jahren stark gewandelt. So lassen sich mittlerweile computergesteuerte Handelssysteme, komplexe Timing-Strategien oder eine Vermögensverwaltung in Form spezieller Zertifikate erwerben. Die Bezeichnung Strategie-Zertifikat unterliegt jedoch keiner einheitlichen Definition und ist damit letztendlich wenig aussagekräftig. Der überwiegende Teil der am Markt erhältlichen Strukturen fällt aber in einen der folgenden vier Bereiche.
Den Schwung nutzen
Momentum-Strategien setzen darauf, dass sich ein bestehender Trend in der Zukunft weiter fortsetzt. Ob so etwas funktioniert, zeigt sich nur, wenn man längerfristige Zeiträume betrachtet, die auch stürmische Perioden enthalten haben. Die letzten drei Jahre (01.08.08.–30.07.11) waren für einen solchen Stresstest wie geschaffen. Der DAX schwankte in diesem Zeitraum stark und schaffte letztendlich ein Plus von 10%. Mit dem TSI-Zertifikat (WKN: DB0TS1) der Deutschen Bank war jedoch deutlich mehr drin: +79% und damit fast achtmal so viel wie mit einem Index-Tracker sind eine beachtliche Leistung. Auf Basis eines quantitativen Modells wird für jede in den Indizes DAX, TecDAX und MDAX enthaltene Aktie der sogenannte TSI-Faktor regelmäßig neu berechnet. Ziel ist es, die performance-stärksten Aktien in einem Index zu bündeln. Inhaber des Zertifikats partizipieren 1:1 an der Entwicklung des so ermittelten Index. Ein Gegenbeispiel ist ein komplexes Momentum-Produkt auf den Euro/Dollar-Wechselkurs (WKN: A1BFLT). Nach einer zwischenzeitlichen Erholung hat das Papier – das auf 3-Jahres-Sicht mit 38% im Minus liegt – in den letzten zwölf Monaten erneut 32% verloren. Lerneffekt: Nur auf Strategien setzen, die man auch versteht.
Auf der Suche nach Werten
Im Gegensatz dazu spielen Trends beim Value-Ansatz überhaupt keine Rolle. Ziel dieser Strategie ist es, unterbewertete Aktien mit hoher und stabiler Ertragskraft und Substanz zu identifizieren. Ob ein Titel aber unterbewertet ist oder nicht, zeigt letztlich erst eine zeitintensive Auseinandersetzung mit mehreren Kennzahlen, Geschäftsberichten und eine genaue Kenntnis des jeweiligen Marktes. Emittenten von Strategie-Zertifikaten mit einem fundamentalen Ansatz nehmen Anlegern diese Arbeit ab. Ein Beispiel für eine solche Strategie wäre das Dr. Jens Ehrhardt Zertifikat (WKN: 826619). Im Gegensatz zu rein quantitativen Modellen wird die Anlageentscheidung hier von einem Management getroffen. Über die letzten drei Jahre betrachtet liegt das Papier gegenüber dem Leitindex rund 20% zurück. Erweitert man den Betrachtungshorizont jedoch auf die gesamte Lebensdauer des Produktes (seit 1. Februar) liegt das Value-Zertifikat um 20% vorne und auch in der 12-Monats-Sicht liegt man mit rund 3% vorne. Dass Value nicht automatisch auch Erfolg verspricht, zeigt der Blick auf ein Konkurrenzprodukt. Das vor rund einem Jahr gestartete Undervalued-Opportunity-Zertifikat (WKN: LBB4FC) gab seit der Emission um 18% ab. Der Unterschied: Die Konstruktion des Opportunity-Papiers ist komplex und für den Anleger kaum zu durchschauen. Welche Gebühren auf welcher Ebene anfallen, ist ebenfalls nicht nachzuvollziehen. Daher gilt: Transparenz ist Trumpf.
Marktneutral = erfolgsneutral?
Deutlich zurückgegangen ist zuletzt die Zahl sogenannter marktneutraler Strategie-Zertifikate. Das Konzept dieser Produkte errechnet sich aus dem relativen Performance-Unterschied zweier Underlyings (z. B. DAX gegen DivDAX). Der Vorteil: Die Wertentwicklung wird von der absoluten Marktentwicklung abgekoppelt und das funktioniert theoretisch sowohl in fallenden als auch in steigenden Märkten. In der Praxis konnte diese Gattung allerdings nur in wenigen Ausnahmefällen überzeugen. Beispielsweise liegt das RADA-Zertifikat der UBS (WKN: 965814) auf Sicht der letzten drei Jahre mit gut 16% im Minus. Auch über kürzere Zeitspannen ist die Performance negativ. Und das, obwohl die Strategie auf Basis von acht Indikatoren, unter anderem der Volatilität von Aktienoptionen und Währungen sowie die Preisunterschiede zwischen Unternehmens- und Staatsanleihen, das Geld automatisiert in Aktien oder am Geldmarkt anlegt. Auch der Klassiker DivDAX vs. DAX erfüllt in der Regel nicht die Hoffnungen der Anleger. Das 2010 gestartete Papier der DZ BANK (WKN: AK0DVU) bildet da keine Ausnahme.
Nur in guten Zeiten
Zahlreiche Studien belegen, dass es sich auszahlt, sich nur zu bestimmten Zeiten an den Aktienmärkten zu engagieren. Tatsächlich lässt sich statistisch belegen, dass die Performance des Aktienmarktes an den ersten und letzten Handelstagen des Monats sowie vor und nach Feiertagen überdurchschnittlich hoch ist. Zertifikate der RBS machen dieses Phänomen seit einigen Jahren investierbar. Das Kapital wird bei diesen Papieren nur an einigen Tagen eines jeden Monats investiert. Die restliche Zeit wird der Kapitalstock am Geldmarkt geparkt. Das Papier für den deutschen Markt (WKN: ABN2GB) generierte über die letzten drei Jahre ein Plus von 18% – für die letzten zwölf Monate beträgt der Wert sogar 22%. Sehr gut geeignet für diesen Ansatz scheint auch der japanische Aktienmarkt zu sein. Das Papier für diesen Markt (WKN: ABN2GD) lieferte in den letzten drei Jahren +63%. Allerdings funktioniert das Prinzip nicht überall. Das US-Pendant (WKN: ABN2GF) hinkt den Markt deutlich hinterher. Bei der Auswahl sollten Anleger daher einen Blick auf die historische Entwicklung werfen und nur bestimmte Regionen auswählen.
Strategie oder Trend
Natürlich haben auch Strategiepapiere ihre Nachteile. Diese sind gerade bei den quantitativ getriebenen Modellen gewissermaßen systemimmanent. Denn durch die konkreten Anpassungs- beziehungsweise Austauschregeln ist die Flexibilität eines Strategie-Zertifikats naturgemäß geringer als beispielsweise die eines aktiv verwalteten Fonds. Das führt vor allem dann zu Problemen, wenn die Zahl der ausgewählten Aktien relativ niedrig ist (Faustregel <10). Denn je kleiner die Grundgesamtheit, desto größer die Auswirkungen eines einzelnen Fehlgriffs. Dagegen kommen Papiere, die nicht auf regelbasierten oder mathematischen Entscheidungen funktionieren, häufig dann auf den Markt, wenn ein Trend gerade besonders populär beziehungsweise eigentlich schon wieder vorbei ist. Hierfür ist der Holz-Strategie-Basket (WKN: TB0KWA) mit einem Minus von 44% seit Emission ein eindrückliches Beispiel. Die Grenzen zwischen Trends und echten Strategien sind dabei fließend.
Fazit
Die auf dem Markt befindlichen Strategie-Zertifikate haben sich insgesamt sehr unterschiedlich entwickelt. Einige ausgewählte Papiere generieren jedoch bereits über Jahre hinweg eine signifikante Überrendite. Anleger sollten bei der Auswahl daher auf bewährte Konzepte und Emittenten setzen und die Strategie nachvollziehen können.