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Aufstieg und Fall der Automobilmarken

Kaufrausch in den USA. Besser lässt sich die Entwicklung der dortigen PKW-Absatzzahlen wohl kaum beschreiben. Alleine im August betrug das Plus 20 Prozent. Neben den einheimischen Herstellern profitieren davon auch deutsche Hersteller. In Europa sieht es dagegen düster aus. Für Autoaktien hat die gegensätzliche Entwicklung weitreichende Folgen.

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Es ist eigentlich kaum zu glauben. Obwohl die US-Wirtschaft bislang noch nicht richtig in Tritt gekommen ist und die Arbeitslosigkeit auf hohem Niveau verharrt, zieht der PKW-Absatz dramatisch an. Demgegenüber machen die Zahlen für Europa deutlich, wie schlecht es wirtschaftlich um den Kontinent bestellt ist.

US-Autoabsatz +20%

Alleine im August stieg der Auto-Absatz in den Vereinigten Staaten gegenüber dem Vorjahr um 20 Prozent. Laut dem US-Kommunikationschef von Volkswagen, Carsten Krebs, ist die positive Entwicklung darin begründet, dass Verbraucher verstärkt ältere Fahrzeuge durch neue Modelle ersetzen. Die während der Finanzkrise zurückgestellten Käufe werden im derzeitigen Niedrigzinsumfeld nun nachgeholt. Dies habe dazu beigetragen, dass sich der Autosektor zuletzt besser entwickelt habe als die Gesamtwirtschaft, so Krebs weiter. Profitieren konnten davon - mit einer Ausnahme – die deutschen Hersteller: Der Absatz der Wolfsburger legte im August gegenüber dem Vorjahr um über 62 Prozent zu! Porsche kam auf stolze 39 Prozent und die beiden Premiumhersteller Audi und Mercedes schaffen jeweils 13 Prozent. Der dritte große Premiumhersteller BMW musste hingegen ein Minus von 5,7 Prozent hinnehmen.  

Krise in Europa dauert noch Jahre

Auch wenn die jüngsten Zahlen BMW schmerzen dürften, insgesamt läuft es für die heimischen Marken rund. Den Grundstein für die Erfolge haben Hersteller und Zulieferer mit der konsequenten Ausrichtung auf die Auslandsmärkte gelegt. Auf diese Weise konnten die deutschen Hersteller in wichtigen Regionen wie Nordamerika und China Stück für Stück Marktanteile erobern, so der Verband der Automobilindustrie VDA. Im Unterschied dazu müssen Autobauer, wie Renault, PSA Peugeot Citroen, Opel und Fiat – die sich vor allem auf Europa konzentrieren - gewaltige Absatzrückgänge hinnehmen. Das wird am Beispiel von PSA deutlich: Mit 1,62 Millionen Autos und leichten Lastwagen setzte Europas zweitgrößter Autokonzern im 1. Halbjahr knapp 13 Prozent weniger Fahrzeuge ab als im Vorjahreszeitraum. Allein in Europa sackten die Verkäufe um gut 15 Prozent auf 980.000 Fahrzeuge ab. Aufgrund der anhaltenden Euro-Krise und der damit verbundenen Schwäche des Binnenmarktes insgesamt, sollten Anleger diese Unternehmen bis auf weiteres meiden. Schließlich dürften diese Probleme noch über Jahre andauern: "Im Jahr 2015 werden nach unserer Prognose immer noch weniger Pkw in Westeuropa als im Jahr 2011 verkauft werden", so Ferdinand Dudenhöffer, Leiter des Center Automotive Research (CAR) an der Universität Duisburg-Essen. Volkswagen könnte laut dem Experten dabei sogar gestärkt aus der Krise in Europa hervorgehen. Der weltweite PKW-Absatz wird nach seinen Angaben nicht einmal eine Delle bekommen, sondern sogar von prognostizierten knapp 65 Millionen Fahrzeugen in diesem Jahr bis zum Jahr 2015 auf rund 71 Millionen Fahrzeuge zulegen.

Darauf müssen Anleger achten

Für Anleger hat dies direkte Konsequenzen. Zum einen sollten sie nicht auf europäische Autoindizes setzen – sondern Papiere bevorzugen, die sich auf die Deutschen Hersteller beschränken. Zum anderen gilt es auch innerhalb dieser Gruppe genau hinzusehen: Weil Autoaktien eine relativ hohe Dividendenrendite aufweisen – Daimler aktuell beispielsweise gut 5,6 Prozent und BMW 4,4 Prozent – sollte sich das Zertifikat unbedingt auf einen Performanceindex beziehen. Dass dies keine Selbstverständlichkeit ist, zeigen die von Commerzbank und HVB begebenen Open end-Zertifikate auf den F.A.Z. Auto- und Zulieferindustrie-Index (z.B. WKN: HV5CWY). Der Basiswert ist ein lupenreiner Kursindex. Stattdessen bieten sich das DAXsector Automobile Total Return Papier der Commerzbank (WKN: DR0REA) an. Letzteres konnte im laufenden Jahr mit +24,8 Prozent bereits deutlich stärker zulegen, als das Kurs-Index basierte Gegenstück (+21,0 Prozent). Langfristig dürften die Unterschiede daher erheblich sein.  

Mit Volldampf aus der Krise

Auffällig ist, dass die amerikanischen Hersteller selbst nicht so stark von dem Aufschwung auf ihrem Heimatmarkt profitieren konnten wie die ausländische Konkurrenz. So verkauften der Marktführer General Motors im August zehn Prozent mehr, Rivale Ford 13 Prozent mehr und der mittlerweile zu Fiat gehörende Hersteller Chrysler 14 Prozent mehr Autos. Das reicht aber nicht um die asiatischen Hersteller auf Distanz zu halten. Diese konnten nämlich noch deutlich stärker zulegen: Toyota verzeichnete im August ein Plus von 46 Prozent und Honda  einen Zuwachs von knapp 60 Prozent. Besonderes Gewicht bekommen diese Zahlen, weil Toyota im 1. Quartal in den USA fast genauso viele Autos absetzen konnte wie GM, und Honda nach Stückzahlen ebenfalls unter den Top 5 Herstellern in den USA rangiert. Beispielsweise verkaufte Honda im 1. Quartal fast viermal so viele Autos in den USA wie Volkswagen. Die Basis auf der die japanischen Hersteller die vorgenannten Wachstumsraten erzielen ist also deutlich breiter und damit beeindruckender als jene der deutschen Hersteller. Dazu kommt dass die japanischen Exporteure unter einem starken Yen leiden. Entsprechend erholten sich die Kurse - der von der Atomkatastrophe gebeutelten Hersteller - in den letzten 12 Monaten um 14 Prozent (Nissan), 16 Prozent (Honda) beziehungsweise 22 Prozent (Toyota). Mit KGVs zwischen 7,6 (Nissan) und 11 (Toyota) sind die Aktien jedoch nach wie vor moderat bewertet.

Die Ertrags-Perlen

Neben dem Absatz – der den Marktanteil widerspiegelt – gilt es aber noch weitere wichtige Kenngrößen zu beachten. Interessant ist vor allem die Profitabilität der Hersteller. Laut einer Ernst&Young Studie für den Zeitraum Januar bis März 2012 liegt hier BMW (EBIT-Marge) ganz vorne – gefolgt von den Koreanern Hyundai und Kia. Auf Platz vier folgt der Daimler Konzern, auf Platz fünf Volkswagen. Beim weltweiten Absatz lag Hyundai hinter Ford im 1. Quartal bereits auf Rang 5 - Kia rangiert deutlich vor Daimler und BMW. Diese Betrachtung macht deutlich, dass sich die Kräfteverhältnisse in der Autoindustrie in den kommenden Jahren deutlich verschieben könnten.    

Ideen machen noch keine Gewinne

Ganz im Gegensatz zu der erfreulichen Kursentwicklung vieler Auto-Aktien hat das Thema Elektroauto bislang für Verluste gesorgt. Zwar gelten just diese Elektroautos als nächste Evolutionsstufe auf dem Weg zum Auto der Zukunft – doch die Firmen die voll auf dieses Thema setzen haben bisher nur wenig Zählbares zustande gebracht. Es verwundert daher nicht, dass das gleichnamige Themen-Zertifikat, auf den Solactive E-Power Automobil Performance-Index (WKN: A0XW1N) tief im roten Bereich rangiert: Alleine im laufenden Jahr verlor das Papier fast 30 Prozent – in den letzten drei Jahren sogar fast 75 Prozent. Der Blick auf die Zusammensetzung bereitet ebenfalls Bauchschmerzen. In der Auswahl sind vor allem nordamerikanische Aktien vertreten. Mit Build Your Dream (BYD) ist dagegen nur ein chinesischer Titel enthalten. Doch die Elektromobilität wird derzeit vor allem im Reich der Mitte gepusht. Das Land hat sich nicht nur zu einem Zentrum für die Batterietechnik gemausert und der Staat versucht die Autobauer des Landes zu Champions auf dem Gebiet der Elektroautos zu entwickeln.

Fazit

Die deutschen Hersteller sind auf den internationalen Märkten hervorragend positioniert. Die beeindruckende Erholung der japanischen Produzenten und der Aufstieg der koreanischen Marken verdeutlichen jedoch, wie stark die Konkurrenz geworden ist. Ein Scheitern des Euro wäre für die exportabhängigen einheimischen Autokonzerne daher höchst gefährlich. Nichtsdestotrotz sind BMW, Daimler und Volkswagen auf dem aktuellen Niveau noch nicht zu teuer. Eine Beimischung der Konkurrenten aus Japan und Korea, hilft die Risiken zu streuen.

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