Basket-Zertifikate: Thema verfehlt?
Wer neue Trends frühzeitig entdeckt, kann viel Geld verdienen. Das Paradebeispiel für ein solches Genie war Steve Jobs. Sein Gespür für Technik und Design machte Apple zum wertvollsten Konzern der Welt – und viele Anleger reich. Wenn es darum geht, auf aktuelle Trends zu setzen, sind Themen-Zertifikate die erste Wahl. Doch nicht immer halten ihre Bezeichnungen, was sie versprechen.
Schnell und unkompliziert auf aussichtsreiche Entwicklungen setzen, das geht mit Basket- beziehungsweise Themen-Zertifikaten besonders einfach. Der gemeinsame Nenner der enthaltenen Werte kann die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Branche, beispielsweise der Solarindustrie, einer geografischen Region wie Skandinavien oder Nordafrika oder auch ein weniger greifbarer, thematischer Oberbegriff wie beispielsweise der demografische Wandel oder die Olympischen Spiele 2012 sein.
Besser als die Benchmark
Innerhalb des Korbs können die Wertpapiere gleich oder unterschiedlich hoch gewichtet sein. Neben harten Faktoren, wie zum Beispiel der Marktkapitalisierung und dem täglichen Handelsvolumen, kann die Gewichtung auch vom zukünftigen Potenzial, das einem Wert attestiert wird, abhängen. Dies ist ein wesentlicher Unterschied zu den großen Aktienindizes. Bei Letzteren werden – über das Kriterium der Marktkapitalisierung – stets jene Werte überproportional hoch gewichtet, die in der Vergangenheit besonders gut gelaufen sind, unabhängig von ihren Zukunftsperspektiven. Der Erfolg eines Basket-Zertifikats bemisst sich schließlich daran, ob es einen Vergleichsindex oder -fonds, die sogenannte Benchmark, schlagen kann.
Geschicktes Marketing
Egal ob Großereignisse wie die Olympischen Spiele, aktuelle Techniktrends, gesellschaftliche oder demografische Entwicklungen: Es gibt nur wenige massentaugliche Themen, zu denen es kein entsprechend tituliertes Zertifikat gibt. Passend zum rasanten Anstieg der mobilen Internet-Nutzung hat die HypoVereinsbank kürzlich etwa ein Smart-Mobile-Zertifikat und die Deutsche Bank einen Social Media Tracker begeben. Auch ist beispielsweise eine Spekulation auf ein Anziehen des brasilianischen Immobilienmarktes (WKN: VT4BRE) möglich. Wie eng Licht und Schatten beieinanderliegen, wird am Beispiel des im letzten Jahr emittierten Greece Recovery Baskets (WKN: UB9ATH) deutlich. Die Idee, auf eine Erholung Griechenlands zu setzen, ist angesichts der milliardenschweren Rettungsprogramme und dem scheinbar unerschütterlichen Willen der europäischen Politiker, die Eurozone in ihrer derzeitigen Form zu erhalten, nicht völlig abwegig. Manch braver Steuerzahler könnte auch auf den Gedanken kommen, sich auf diesem Weg einen Teil der in die Krisenländer überwiesenen Steuergelder zurückzuholen.
Thema verfehlt
Bereits beim Blick auf die im Korb enthaltenen Werte erlebt man jedoch eine Überraschung: Von neun Titeln sind nur drei aus Griechenland. Dabei handelt es sich mit der National Bank of Greece und der Alpha Bank um zwei Finanzhäuser sowie den Sportwettenanbieter OPAP. Zusammen kommt die Troika auf ein Indexgewicht von 20%. Ergänzt wird diese exklusive Auswahl durch sechs europäische Finanztitel: die spanischen Banken Banco Santander, BBVA (je 14%), die französischen Großbanken AXA, Crédit Agricole und Société Générale (je 13%) und den italienischen Versicherer Generali (13%). Dass die spanischen Banken ebenso wie die französischen Geldhäuser noch immer griechische Staatsanleihen halten, darf als sicher gelten. Viel entscheidender für die Banken und damit ihre Aktienkurse ist derzeit jedoch unbestritten die Entwicklung in ihren Heimatländern. Spanien kämpft mit einer Immobilienblase, die dem US-amerikanischen Vorbild in nichts nachsteht. Dass in der vergangenen Woche das viertgrößte spanische Institut wegen Problemen auf dem Heimatmarkt verstaatlicht werden musste, lässt erahnen, welche Herausforderungen hier noch zu bewältigen sind. Bei den französischen Vertretern ist die Lage zwar anders. Die wirtschaftliche Situation des Landes ist deutlich besser und die Banken zählen tatsächlich zu den am stärksten in Griechenland engagierten Instituten. Doch ob sie das zu einer guten Wahl für eine Erholungswette macht, erscheint gerade aufgrund der Probleme der Nachbarn Spanien und Italien fraglich. Diese These stützen die jüngsten Aussagen von Finanzminister Schäuble, der einen Austritt Griechenlands aus dem Euro mittlerweile für verkraftbar hält. Seit Emission Anfang Juli 2011 hat das Produkt gut 50% an Wert verloren. Statt Greek Recovery hätte der Korb wohl eher die Bezeichnung „European Bank Recovery“ verdient.
Überraschende Auswirkungen
Und dieses Beispiel ist keineswegs ein Einzelfall. So soll das Smart-Mobile-Papier (WKN: HV3SM1) der HypoVereinsbank den Trend zur mobilen Internet-Nutzung investierbar machen. Im Korb hat der Emittent daher eine illustre Schar versammelt: Von Apple über Samsung, Google, Microsoft, Visa, Baidu, Amazon bis hin zu Groupon. Ohne Zweifel haben alle diese Firmen einen gewissen Bezug zu diesem Geschäft. Ihr Geld verdienen sie, mit Ausnahme von Apple und Samsung, jedoch mit Produkten und Dienstleistungen, die zwar auch von mobilen Endgeräten aus genutzt werden können, aber keinen wesentlichen Werttreiber für ihr Geschäft darstellen. Manche von ihnen werden durch neue Anbieter, die sich speziell an die neuen Technologien und Nutzungsformen angepasst haben oder den Trend zur mobilen Nutzung sogar möglicherweise in ihrer Existenz bedroht. Dies ist beispielsweise bei Microsoft der Fall. Denn die Firma lebt nach wie vor von ihrer Dominanz auf dem Markt für Desktop-PCs. Erstaunlicherweise aber auch bei facebook. Das größte soziale Netzwerk soll nach dem unmittelbar bevorstehenden Börsengang (engl. IPO) umgehend in das Zertifikat aufgenommen werden. Dabei weist facebook in den Unterlagen zum IPO ausdrücklich darauf hin, dass die steigende mobile Nutzung des Dienstes eine Gefahr für die Entwicklung der eigenen Einnahmen darstellt: Beim Zugriff über mobile Endgeräte greift nämlich das Geschäft mit traditionellen Werbeanzeigen nicht. Die Einnahmen gingen deswegen zuletzt zurück.
Echte Trends ermöglichen hohe Gewinne
Auch Großereignisse wie die Olympischen Spiele eignen sich nicht als Thema für ein Zertifikat. Es fehlt schlichtweg an nachvollziehbaren Auswahlkriterien, überprüfbaren Zusammenhängen und einem ausreichend starken Impuls für das Geschäft. Wer das London 2012 Select Basket Index Zertifikat (WKN: 699912) der WestLB seit Emission im Oktober 2005 hält, sitzt kurz vor Beginn der Spiele und dem Ende der Laufzeit (08/2012) unter dem Strich noch immer auf einem Verlust von rund 12%. Dass es auch anders geht, beweisen zahlreiche positive Beispiele. So macht die Bündelung chinesischer Internet-Werte (WKN: A1A376) aufgrund der dadurch erzielten Risikostreuung durchaus Sinn und für die Auswahl können nachvollziehbare Kriterien angelegt werden, die eine sinnvolle Auswahl ermöglichen. Im laufenden Jahr bescherte das Papier den Anlegern ein Kursplus von 25%. In den letzten fünf Jahren waren es insgesamt über 70%.
Fazit
Die Namensgebung hat erheblichen Einfluss auf den Absatzerfolg von Basket- und Themenzertifikaten. Anleger sollten daher stets sehr genau prüfen, was sich tatsächlich in den Körben befindet. Dazu gehört auch, sich mit dem Thema und dessen langfristigen Auswirkungen auseinanderzusetzen. Wer echte Trends und die dazu passenden Produkte identifiziert, wird im Gegenzug nicht selten mit satten Gewinnen belohnt. Dabei sollten Anleger jedoch auch den Zeithorizont im Auge behalten und Gewinne auch während der Laufzeit mitnehmen. Denn kein Trend hält ewig.