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Beim Geld geht Sicherheit jetzt vor

Im Rahmen des Rettungspaketes für Zypern wurden erstmals auch die Bankkunden zur Kasse gebeten. Was einige Politiker zum Vorbild erheben, ist in Wahrheit ein gefährlicher Tabubruch. Die Sparer sind verunsichert. Wie können Sie Ihr Geld jetzt sicher und kurzfristig parken?

BÖRSE am Sonntag

Wer mehr als 100.000 Euro Guthaben bei der größten Geschäftsbank Zyperns, der Bank of Cyprus, veranlagt hat, wird mit einer einmaligen Zwangsabgabe von bis zu 40% belegt. Noch härter trifft es jene die bei der bisherigen Nummer 2, der Laiki Bank, größere Ersparnisse geparkt hatten: Einlagen über 100.000 Euro werden hier komplett eingezogen. Doch Sparer müssen ihr Geld nicht unbedingt in Zypern anlegen, um enteignet zu werden.

Finanzielle Repression

Ist der Nominalzins niedriger als die Inflationsrate, erleidet der Anleger einen Kaufkraftverlust. Über längere Zeiträume ist dies nichts anderes als eine Enteignung durch die Hintertür: „Durch eine leicht höhere Inflation werden Niedrigzinsen zu negativen Realzinsen. Dann wird Kapital vom Sparer zum Schuldner umverteilt und Staatsschuldenberge schmelzen unauffällig“, so das Institut der deutschen Wirtschaft Köln. Dies ist politisch gewollt und für die hoch verschuldeten westlichen Industrienationen das Mittel der Wahl: „Die Schuldenberge der Industrieländer und die globalen Ungleichgewichte müssen abgebaut werden, um das Vertrauen der Marktteilnehmer wiederzugewinnen. Der Weg zurück zum Gleichgewicht wird mit hoher Wahrscheinlichkeit von einer Phase der finanziellen Repression begleitet: Anleger werden sich einer längeren Periode niedriger oder sogar negativer Realzinsen in den Industriestaaten gegenübersehen“, so Allianz Global Investors in einer aktuellen Analyse.

Die besten Tagesgeldangebote

Aktuell sind für zwölf Monate und einen Anlagebetrag ab 5.000 Euro (Stand 15.03.) bis zu 1,85% (nominal) drin. Die Top 3 der Tagesgeldangebote setzen sich aktuell wie folgt zusammen: Auf Platz 1 rangieren mit jeweils 1,85% RaboDirect und der Neuling Renault Bank Direkt. Platz 2 belegt MoneYou mit 1,75%, Platz 3 teilen sich mit 1,65% die Akbank und NIBC Direkt. Allerdings sollten Anleger nicht nur auf die Höhe der Zinsen schauen. Sicherheit geht vor.

Anleger bleiben auf Minus sitzen

Trotz einer zuletzt rückläufigen Preissteigerungsrate – im Januar lag die Inflation in Deutschland laut Statistischem Bundesamt bei 1,7%, im Februar bei 1,5% – bleibt das Problem des Kaufkraftverlustes nämlich unvermindert bestehen: So bewegte sich die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen wieder Richtung Rekordtief und liegt aktuell bei 1,35%. Sparkonten bringen derzeit im Schnitt nur noch 0,4%. Nichtsdestotrotz schlummern noch immer rund 100 Mrd. Euro auf deutschen Sparbüchern. Dabei bieten einige Institute, beispielsweise die Hamburger Sparkasse, sogar nur mehr 0,2% Zinsen. Damit ist das Sparbuch vor allem für die Banken ein lukratives Spar- und Refinanzierungsmodell. Nicht viel besser sieht es bei den Geldmarktfonds aus. Euro-Geldmarktfonds brachten 2012 eine Wertentwicklung von 0,5%. Egal ob Sparkonto, Tagesgeld oder Geldmarktfonds: Nach Abzug der Abgeltungsteuer bleiben Anleger bei kurz laufenden Anlageformen auf einem Minus sitzen.

Langzeitschäden problematisch

Wie ernst die Lage tatsächlich ist, zeigt sich erst auf den zweiten Blick. Schließlich spiegelt sich der durch die Inflation verursachte Vermögensverlust nicht in einem sichtbaren Rückgang des Betrags auf dem Konto wider. Er manifestiert sich vielmehr in einem schleichenden Kaufkraftverlust – den viele Sparer genau aus diesem Grund unterschätzen: Übersteigt die Inflation die Zinsrate nur um einen Prozentpunkt, entsteht dem Anleger nach 30 Jahren ein Kaufkraftverlust von 26%. Mehr als ein Viertel des Ersparten wäre damit faktisch verloren. Doch auch im kurzfristigen Bereich verschärfen sich die Auswirkungen im derzeitigen Umfeld negativer Realzinsen: Steigt die Inflationsrate nur leicht auf 2,5% und werden beispielsweise 100.000 Euro zu 0,5% auf dem Sparbuch geparkt, beläuft sich der Verlust pro Jahr bereits auf 2.000 Euro.

Kurzfristig Entwarnung

Der Median des Nettovermögens eines mittleren Haushaltes liegt in Deutschland nach Analysen der Bundesbank bei 51.400 Euro. Insofern erleidet ein mittlerer Haushalt, der sein Geld zumindest zu 1,2% (z. B. PSD-Bank Nürnberg) anlegt, bei einer derzeitigen Inflationsrate von 1,5% pro Jahr einen Kaufkraftverlust von rund 154 Euro. Sparer sollten sich daher nicht aus der Ruhe bringen lassen und sich vor allem vor vermeintlichen Vermögensrettern in Acht nehmen. Nicht umsonst besagt eine fundamentale Regel des Vermögensaufbaus, dass Verluste tunlichst zu vermeiden sind. Die Sicherheit, die Tagesgeldkonten bei Beachtung einiger Punkte bieten, ist daher ein nicht zu unterschätzender Pluspunkt.

Tagesgeld – darauf müssen sie achten

Alle oben genannten Institute genießen den Schutz durch den jeweiligen nationalen Einlagensicherungsfonds oder sind einer entsprechenden Absicherungseinrichtung in Deutschland angeschlossen. Damit sind Guthaben bis zu 100.000 Euro absichert. Wichtig: In jedem Fall sollten Anleger größere Beträge (> 100.000 Euro) über verschiedene Institute streuen. Dieses Vorgehen hätte selbst im brandaktuellen Fall des zyprischen Rettungspaketes einen Erhalt des Vermögens ohne Abschläge sichergestellt. Darüber hinaus gilt es bei Tagesgeld, folgende Punkte zu beachten: Der Zinssatz gilt möglicherweise nur für Neukunden, eine bestimmte Laufzeit, für eine bestimmte Summe oder erst ab einem bestimmten Volumen. Wer über längere Zeit – beispielsweise über ein Jahr – Geld anlegen möchte, sollte ohnehin stets ein Auge auf die aktuelle Lage haben. Das ist nicht zuletzt die Lehre aus der Rettungsaktion in Zypern. Doch wenn Anleger ihr Geld deshalb nun bei jedem Gerücht in großem Stil in Sicherheit bringen, werden Probleme vielleicht erst ausgelöst: Einen „Bank Run“ würde kein noch so solides Institut überstehen. Vertrauen ist an den Finanzmärkten ein hohes Gut. In Zypern wurde viel davon geopfert.

Alternativen schwinden

Eine Alternative zu Tagesgeld & Co. stellen sogenannte Kurzläufer dar. Hierbei handelt es sich um Anleihen von Staaten oder Unternehmen, die eine Restlaufzeit von weniger als einem Jahr aufweisen. So favorisieren die Spezialisten von Dexia Asset Management entsprechende Papiere aus dem hohen Norden: „Wegen der guten Fundamentaldaten und des im Vergleich zum Euro-Raum höheren Wachstums halten wir es jetzt für interessant, norwegische Kurzläufer mit einem Renditevorsprung von 1,20 Prozentpunkten gegenüber deutschen Anleihen zu kaufen“ (Stand 14.12.2012). Relativ sicher sind zudem Anleihen der Peripheriestaaten mit kurzer Laufzeit. So bietet eine italienische Staatsanleihe mit einer überschaubaren Laufzeit bis zum 1. August 2014 sowie einer anlegerfreundlichen Stückelung von 1.000 Euro eine annualisierte Rendite von 1,7%. Staatsanleihen mit Investment-Grade-Status aus Lateinamerika (u. a. Mexiko, Brasilien), die noch dazu auf US-Dollar lauten, waren lange Zeit ebenfalls ein Geheimtipp. Im Zuge der fortdauernden Euro-Schuldenkrise wurden jedoch auch diese verborgenen Schätze gehoben und die Renditen in den Keller getrieben: So bietet beispielsweise eine auf US-Dollar lautende mexikanische Staatsanleihe mit Laufzeit bis zum 3. März 2015 (WKN: 777348) nur mehr eine Rendite von 0,87%.

Fazit

Sparkonten und Geldmarktfonds bieten aufgrund ihrer Minizinsen keine vertretbaren Renditen mehr. Trotzdem sollten Anleger nicht vorschnell handeln und ihr Geld in riskante Anlagen oder überteuerte Immobilien stecken. Wer abwartet und das Geld zumindest auf Tagesgeldkonten parkt, kann nicht viel falsch machen. Geduld bleibt also gefragt.

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