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Defensive Investments - Sicherheit mit Köpfchen

Das Vertrauen in den Euro ist dahin – gleichzeitig bringen die klassischen sicheren Häfen keine Rendite mehr. Bundesanleihen, Zinshäuser und Geldmarktfonds haben sich zu einem Minusgeschäft entwickelt. Aber es gibt durchaus defensive und gleichzeitig doch attraktive Anlagen.  

BÖRSE am Sonntag

Ein Krisengipfel jagt den nächsten und inzwischen bringen selbst europäische Spitzenpolitiker, wie der italienische Regierungschef Mario Monti, ein Ende der Gemeinschaftswährung ins Spiel: Wenn Deutschland keine Hilfe leistet, könnte dies „politische Kräfte“ freisetzen, die die europäische Integration und den Euro „zur Hölle fahren lassen“, sagte er laut der Nachrichtenagentur AP. In diesem Sinne gelang es ihm auch, im Verbund mit dem spanischen Ministerpräsidenten Rajoy die direkte Unterstützung maroder Banken durch den europäischen Rettungsfonds durchzusetzen.

Deutsche Staatsanleihen keine Alternative

Solche Äußerungen und Maßnahmen sind nicht nur Wasser auf den Mühlen der Euro-Skeptiker, auch Finanzexperten betrachten den Kontinent mittlerweile als Gefahrenzone: „Anleger sollten ihr Engagement in Euro-Anlagen einschränken“, so Andrew Balls, Anlagechef Europa des weltgrößten Anleiheninvestors Pimco, in einem Interview mit dem Schweizer Finanzportal Cash. Eine Empfehlung, die laut Balls nicht nur kurzfristig gilt, sondern für die nächsten drei bis fünf Jahre. Staatsanleihen der europäischen Krisenstaaten werden daher entweder komplett gemieden – wie im Falle von Griechenland oder Irland – oder auf sehr niedrigem Niveau gehalten. Selbst deutsche Staatsanleihen sieht Pimco inzwischen kritisch: „Deutschland verliert durch die zunehmenden Risiken an Qualität“, so Andrew Bosomworth, Fondsmanager und Deutschland-Chef des Vermögensverwalters Pimco, jüngst in einem Interview. Dazu kommt, dass die Renditen der Papiere – zehnjährige Bundesanleihen bringen nur noch wenig mehr als 1% – derzeit unattraktiv sind. Nach Abzug von Steuern und Inflationsrate verbleibt hier unter dem Strich ein Minus.

Wenig Risiko, guter Ertrag

Doch zum Glück leben wir in einer globalisierten Welt. Die Chancen, die sich daraus ergeben, sollten Anleger nutzen. Konkret bedeutet dies, dass sich in Sachen Staatsanleihen ein Blick in die Ferne auszahlen kann. Ein erwähnenswertes Produkt ist in diesem Zusammenhang ein Fonds, der eine besonders interessante Investment-Philosophie verfolgt: Der Fonds Raiffeisen-Global-Fundamental-Rent R (WKN: A1H9HD) der österreichischen Volks- und Raiffeisenbanken investiert zu Rund drei Vierteln in Papiere der acht Länder mit den solidesten Staatsfinanzen – namentlich die Schweiz, Norwegen, Schweden, Russland, Thailand, Südkorea, Indonesien und Malaysia. Die restlichen gut 25% werden in Titel jener Staaten gesteckt, die bei ihren Staatshaushalten die größten Fortschritte erzielen. In diese Gruppe fallen beispielweise Mexiko und die Türkei. Auf Jahressicht konnte das Produkt bereits über 8% zulegen. Aber Achtung: Aufgrund der unterschiedlichen Währungen im Fonds kann es mitunter auch zu größeren Schwankungen kommen. Ähnlich attraktiv für die aktuelle Situation ist ein Produkt aus dem Hause Flossbach von Storch (WKN: A0M43U), das die Bezeichnung defensiv bereits im Namen trägt. Im Unterschied zu dem vorgenannten, reinen Anleihenfonds nutzt die Fondsgesellschaft Flossbach von Storch eine breite Palette an Finanzinstrumenten. Der Fokus liegt auf dem Substanzerhalt durch Anlagen in Anleihen. Der maximale Aktienanteil beträgt 35%. Auf Jahressicht beträgt das Plus immerhin 5%. Für Anleger, die Geld mittelfristig parken wollen, sind beide Vehikel mehr als nur einen Blick wert.     

Inflation macht nicht vor Mauern halt

Auf der Suche nach einem Ausweg aus der Inflationsfalle sind zuletzt immer mehr Anleger in Immobilien und Fremdwährungen geflüchtet. Doch die Preise von Immobilien in guten Lagen sind hierzulande bereits stark gestiegen und werfen nur noch niedrige Anfangsrenditen ab: In den Innenstadtlagen von begehrten Großstädten wie Berlin, Hamburg und München verteuerten sich die Objekte in jüngster Zeit massiv. Bereits im April letzten Jahres berichtete die Tageszeitung „Die Welt“, dass sich Wohn- und Geschäftshäuser in Spitzenlagen innerhalb weniger Jahre zum Teil sogar um mehr als zwei Drittel verteuert hätten und die Nettoverzinsung auch hier auf knapp 1,9% gesunken sei. Dazu kommt, wie neuere Studien belegen, dass die Preise für Betongold eng mit der Wirtschaftsentwicklung korrelieren: Kommt es zu einem konjunkturellen Einbruch, sinken auch die Preise – steigende Inflationsrate hin oder her. Weil offene Immobilienfonds noch immer in der Krise stecken, sollte ein Investment in Immobilien aktuell kritisch hinterfragt werden. Beruhigt hat sich dagegen die Lage am Goldmarkt.

Gold wieder attraktiver

Der Preis für eine Feinunze Gold ist seit dem Höchststand aus dem vergangenen September (in Dollar) um gut 17% zurückgekommen und liegt nun bei rund 1.570 US-Dollar. Für Investoren aus dem Euro-Raum sieht die Rechnung dagegen freundlicher aus: In der Gemeinschaftswährung notiert der Goldpreis lediglich rund 10% unter seinem Allzeithoch. Hintergrund: Gold wird in US-Dollar gehandelt. Fällt der Euro gegenüber der Weltleitwährung, wird Gold für Europäer teurer und umgekehrt. Damit ist Gold immer noch deutlich teurer als vor ein paar Jahren, doch in der Welt der Währungen ist alles relativ. Im Gegensatz zu Papiergeld lässt sich Gold schließlich nicht beliebig vermehren. Der Anstieg der Notierung in den letzten Jahren lässt sich daher auch als Beleg für den Verfall des Wertes von Euro und US-Dollar infolge einer Geldschwemme interpretieren. Konservative Anleger können daher weitere Rückgänge zum Aufbau von Positionen nutzen. Dabei sollte jedoch nur ein kleiner  Teil des Vermögens in Gold umgemünzt werden. Als Faustregel gelten – je nach Größe des Vermögens – 5% bis maximal 15% der frei verfügbaren Mittel. Eine gute Alternative zum Kauf von Barren und Münzen ist der physisch hinterlegte ETC Xetra-Gold (WKN: A0S9GB) der Deutschen Börse. Da die steuerliche Behandlung physisch gedeckter Goldanlagen mit Auslieferungsanspruch umstritten ist, sollte jedoch ein Steuerberater konsultiert werden.

Clevere Alternativen

Eine weitere Alternative bilden konservativ ausgestaltete Zertifikate-Strukturen. Dazu zählen beispielsweise die an dieser Stelle bereits vorgestellten Deep-Discounter, aber auch defensive Express-Zertifikate. Als solche werden Produkte bezeichnet, bei denen die Barriere lediglich am Ende der Laufzeit in Kraft tritt und der Anleger die maximale Rendite bereits dann vereinnahmen kann, wenn der Basiswert zu diesem Zeitpunkt über dieser Schwelle notiert. In diese Kategorie fallen beispielsweise die Easy-Express-Zertifikate der WGZ Bank. Die Produkte, wie beispielsweise das Zertifikat auf die Allianz (WKN: WGZ3P9), zeichnen sich durch hohe Puffer und die Bezugnahme auf nur einen einzigen Bewertungstag (am Ende der Laufzeit) aus. Bei einer überschaubaren Laufzeit bis zum 15.03.2013 sind hier 7,4% Rendite möglich.

Dividenden sind die neuen Zinsen

Als weiterer Baustein eignen sich internationale Blue Chips mit hoher Dividendenrendite. Als Paradebeispiel wird in diesem Zusammenhang häufig der Schweizer Nahrungsmittelriese Nestlé angeführt, der mehrere Währungsreformen überlebt hat, ohne pleitezugehen: „Wer vor 100 Jahren Geld in Aktien von Nestlé gesteckt hat, hat es heute immer noch. Wer vor 100 Jahren Geld in deutsche Staatsanleihen angelegt hat, hat es mindestens zweimal verloren“, so Philipp Vorndran, Kapitalmarktstratege des Vermögensverwalters Flossbach und von Storch, in einem ARD-Interview. Durch den Kauf von Anteilen an ausländischen Unternehmen, die in Fremdwährungen bilanzieren, lassen sich neben Kursgewinnen und Dividenden eventuell auch Währungsgewinne erzielen. Große Biotech- oder Pharmawerte wie Novartis, Konsumgüteriesen wie McDonald’s, Coca-Cola, Imperial Tobacco und Nestlé sind in diesem Zusammenhang erste Wahl. Bei der Auswahl sollten sich Anleger auf die langfristig erfolgreichsten Titel mit einer Dividendenrendite um 4% konzentrieren.

Fazit

Mehr als je zuvor gilt es derzeit, das Vermögen geschickt über mehrere Asset- und Produktklassen zu streuen. Gold, dividendenstarke Blue Chips und defensive Top-Fonds mit hohem Anleihenanteil sind hierbei erste Wahl. Übertriebene Sicherheit – Stichwort Bundesanleihen – häufige oder hektische An- und Verkäufe sowie blinder Herdentrieb schaden dem Vermögen langfristig mehr, als sie nutzen.