Der schwarze Kontinent vor dem Anstoß
Die Region Sub-Sahara ist auf dem besten Wege, im Jahr der ersten Fußball-WM auf afrikanischem Boden das zweithöchste Wirtschaftswachstum weltweit zu erzielen. Damit rückt ein Teil der Erde in den Fokus, der bereits seit einigen Jahren dabei ist, sein schlechtes Image abzulegen. Doch nicht nur für Fußballfans, sondern auch für Anleger dürfte sich eine Entdeckungsreise lohnen.
Das sportliche Großereignis und die fundamentale Entwicklung dürften dazu beitragen, dass die negativen Assoziationen, die mit Afrika verbunden sind, bald der Vergangenheit angehören. Schließlich ist Afrika für die meisten Europäer nicht selten ein Synonym für Hunger, Elend, Bürgerkrieg und gilt damit bis heute als verlorener Kontinent. Doch in vielen Staaten vollzieht sich seit Jahren – vom Westen weitgehend unbemerkt – ein kräftiger wirtschaftlicher Aufschwung.
Rohstoffboom befeuert das Wachstum
Der maßgebliche Katalysator für den scheinbar plötzlichen Boom ist die Hausse an den internationalen Rohstoffmärkten. So besitzt der Schwarze Kontinent unter anderem die weltweit größten Vorkommen an Platin, Chrom und Diamanten. Dank ihrer Bodenschätze zählen daher unter anderem Ägypten, die Demokratische Republik Kongo, die Elfenbeinküste, Sambia, Sierra Leone, Tansania und Uganda zu den wichtigsten Zielen ausländischer Direktinvestitionen. Auch der Geschäftsführer des bekannten Hedgefonds Harbinger, Lawrence Clark, attestierte dem lange vernachlässigten Kontinent in einem Bloomberg-Interview jüngst eine Ausnahmestellung: „Afrika ist in Sachen ungenutzter Ressourcen weltweit der letzte weiße Flecken“. Angesichts des Rohstoffhungers der großen Schwellenländer – allen voran China – dürfte sich der Höhenflug der Rohstoffpreise in den nächsten Jahren weiter fortsetzen. Anlegern, die gezielt auf afrikanische Minen- und Rohstofftitel setzen möchten, können dies mit den Zertifikaten Central Africa Resources TR Index (WKN AA0F70) und mit dem Papier auf den FTSE/JSE Africa Resource 20 Index (WKN ABN4B1) bequem umsetzen.
Eine der dynamischsten Regionen der Welt
Angeführt von den Staaten mit hohen Zuflüssen an ausländischem Kapital ist Afrika insgesamt – nach Südostasien – zwischenzeitlich sogar zur zweitdynamischsten Wirtschaftsregion der Welt geworden: Zwischen den Jahren 2000 bis 2007 wuchs die gesamtafrikanische Wirtschaft um durchschnittlich 5,6% und selbst in den Krisenjahren 2008 und 2009 konnte die Region mit positiven Wachstumsraten von 5,2% beziehungsweise 2,0% aufwarten. Zum Vergleich: Die Weltwirtschaft konnte 2008 lediglich um 3,2% wachsen und schrumpfte im Jahr 2009 sogar (-1,3%). Auch fand das Wachstum nicht nur im Norden statt, dessen Länder sich schon seit Jahren wirtschaftlich erfolgreich entwickeln, sondern auch in den Staaten südlich der Sahara.
Der Rohstoffreichtum ist nur ein Aspekt
Die wirkliche Überraschung ist jedoch, dass die Wachstumsraten der nicht ressourcenreichen Länder im Durchschnitt höher waren als die in ressourcenreichen Ländern ohne Öl. Zu diesem Ergebnis kommt eine kürzlich veröffentlichte Studie des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI) und der Berenberg Bank. Trotz der großen Bedeutung der Rohstoffe für einige afrikanische Länder, und dem weltweiten Commodity-Boom, ist die jüngste Entwicklung also keineswegs allein den reichen Bodenschätzen zu verdanken. Zin Bekkali, Chef des Fondsspezialisten Silk Invest, teilt die Auffassung, dass es im Fall Afrikas weniger der Rohstoffreichtum ist, der die Region interessant macht: "Es ist die Tatsache, dass in den Staaten, wie Nigeria oder Kenia, ein Umfeld entstanden ist, in dem sich privates Unternehmertum entwickeln kann".
Afrika bietet enorme Chancen
Und weil Afrika am weitesten zurückliegt, machen sich die positiven Effekte besonders stark bemerkbar: „Afrika befindet sich in puncto Wachstum, Stand der Regierungsinstitutionen, makroökonomischer Stabilität sowie Bildung und Gesundheit in einer vergleichbaren Situation wie Südostasien vor 25 bis 30 Jahren. Seither vermochten die asiatischen Staaten enorm an Wirtschaftskraft zuzulegen. Dies, obwohl die Bewältigung von Krisen und temporären Rückschlägen immer wieder die Geduld der Anleger beanspruchte. Dieses Szenario scheint auch für Afrika plausibel und zeigt den Investoren die typischen Chancen und Risiken auf, die ein Engagement mit langfristig überdurchschnittlichem Renditepotenzial mit sich bringt“, so die Autoren der Studie von HWWI und der Berenberg Bank.
Südafrika ist das Tor zum „Schwarzen Kontinent“
Nicht nur aufgrund der WM kommen Anleger am stärksten Player des Kontinents nicht vorbei. Die wirtschaftliche Bedeutung Südafrikas für den gesamten Kontinent ist schlichtweg enorm: Von dem Land werden mit knapp 6% der Bevölkerung 33% der gesamten Wirtschaftsleistung erbracht und im Unterschied zu seinen Nachbarländern ist Südafrika nicht allein von Rohstoffexporten abhängig. Über die Hälfte des Exportwertes wird stattdessen mit Produkten der verarbeitenden Industrie erzielt. Was nichts anderes bedeutet, als dass Südafrika über einen nennenswerten und vor allem wettbewerbsfähigen Industriesektor verfügt. Das südlichste Land des Kontinents stellt damit den einzigen wirklich entwickelten Markt dar. Südafrikas Unternehmen, von denen viele inzwischen auch in anderen afrikanischen Ländern tätig sind, können daher als Türöffner zum gesamten Kontinent genutzt werden. Dies spiegelt sich auch in der Marktkapitalisierung und Liquidität der Börsen wider: Das Land am Kap wies Ende 2009 eine Marktkapitalisierung von knapp 800 Mrd. US-Dollar auf. Der Zweitplazierte, die ägyptische Börse, kommt bereits nur noch auf rund ein Zehntel dieses Wertes und nur vier weitere Börsenplätze können mit einer Marktkapitalisierung in zweistelliger Milliardenhöhe aufwarten.
Investitionen in Afrika nicht ohne Risiken
Zu den üblichen Anlagerisiken kommt in einigen afrikanischen Staaten zudem eine erhebliche Rechtsunsicherheit. Beispielsweise berichtete das Unternehmen First Quantum Minerals, dass eine Lizenz für eine seiner Minen in der Demokratischen Republik Kongo plötzlich einer anderen Partei zugeteilt wurde, und der Firma African Consolidated Resources wurde von den Behörden in Simbabwe überraschend eine seit 2006 bestehende Lizenz zum Abbau von Edelsteinen im Marange Diamantenfeld gekündigt. Die Mehrzahl der afrikanischen Börsen ist daher aufgrund hoher Schwankungen, einem niedrigen Handelsvolumen, einer kleinen Anzahl gelisteter Unternehmen und Defiziten bei Rechtssicherheit, Transparenz und Regulierung für Einzelinvestments durch Privatanleger ungeeignet.
Alternativen für mutige Anleger
Stattdessen sollten Anleger zu breit gestreuten passiven Indexinvestments greifen. Hierfür bieten sich beispielsweise Zertifikate auf den FTSE JSE Africa Top 40 Index an (WKN GS0J64 oder WKN SG02S6) oder entsprechende börsengehandelte Indexfonds (WKN A0MU3W). Mutigere Anleger können mit Zertifikaten auch auf einzelne Länder wie beispielsweise Kenia (WKN AA198P) oder Nigeria (WKN AA0VRW) beziehungsweise über aktiv gemanagte Fonds, wie beispielsweise den Magna Africa Fund (WKN A0H0MA) oder den Silk African Lions Fund (WKN A0RAC3) auf eine Outperformance setzen.
Fazit
Dass der Zeitpunkt dafür günstig erscheint, liegt also nicht nur an der bevorstehenden Fußball-WM. Im Gegensatz zu den großen Emerging-Markets-Indizes haben die afrikanischen Börsen in ihrer Gesamtheit 2009 zudem nochmals Verluste hinnehmen müssen. So verlor der MSCI Frontier Africa Index im Jahr 2009 15% seines Wertes. Den explosiven Kursanstieg des letzten Jahres, der bei einzelnen Schwellenländerindizes sogar zu einer Verdopplung führte, haben die afrikanischen Barometer nicht mitgemacht: "Dadurch sind diese mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund zwölf, verglichen mit den lateinamerikanischen oder asiatischen Börsen, günstig bewertet", so Bekkali.