Devisen: Auf die richtigen Papiere kommt es an
Darf es etwas mehr sein? Gehebelte Anlagen in Fremdwährungen boomen und der internationale Devisenhandel wächst sprunghaft. Auch immer mehr Privatanleger engagieren sich in ihrer Freizeit als Währungsspekulanten. Je nach gewähltem Instrument birgt dies jedoch zum Teil enorme Risiken. Wie Sie die Chancen richtig nutzen, erfahren Sie hier.
Welche enormen Währungsströme um den Globus fließen, ist selbst vielen Anlegern nicht bewusst. Das Volumen des Devisenhandels beläuft sich nach Angaben der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) auf rund 4 Bio. US-Dollar täglich (April 2010). Zum Vergleich: Der Umsatz an allen deutschen Wertpapierbörsen betrug im gesamten Jahr 2009 rund 1,3 Bio. Euro. Unter Berücksichtigung der Wechselkursverhältnisse wird damit an den Devisenmärkten jeden Tag doppelt so viel Geld bewegt wie in Deutschland mit Aktien, Zertifikaten, Optionsscheinen und Renten in einem ganzen Jahr.
Devisenhandel wächst deutlich
Der Handel mit Devisen, der im Börsenjargon als FX (Foreign Exchange) oder Forex-Handel bezeichnet wird, ist ein echter Wachstumsmarkt. Zwischen 2007 und 2010 kletterte das durchschnittliche tägliche Handelsvolumen um 20%. Für den Anstieg ist nach Analysen der BIZ eine Gruppe verantwortlich, die in den Statistiken unter dem nichtssagenden Titel „other financial institutions“ geführt wird. Darunter werden kleine Banken, Investment-Fonds, Geldmarktfonds, Versicherungen, Pensionsfonds und Hedgefonds, aber auch Zentralbanken zusammengefasst. Die Devisenhandelsumsätze dieser Gruppe kletterten im gleichen Zeitraum sogar um über 40%, also noch deutlich stärker als der Gesamtmarkt. Aber es sind keineswegs nur die berühmt-berüchtigten Hedgefonds, die ihre Aktivitäten auf diesem Terrain entfalten. Auch immer mehr Privatanleger haben das Spiel mit den Währungspaaren für sich entdeckt.
Währungsspekulanten von nebenan
Schließlich zeichnet sich der Devisenhandel durch lange Handelszeiten, enorme Liquidität, niedrige Transaktionskosten und hohe Hebelmöglichkeiten aus. Spätestens seit der legendäre Hedgefonds-Manager George Soros im September 1992 mit geliehenem Geld gegen das britische Pfund wettete, es aus dem europäischen Währungssystem zwang und damit innerhalb kürzester Zeit 1 Mrd. britische Pfund verdiente, haben Spekulanten den Handel mit Währungen für sich entdeckt. Lange Zeit waren Anlagen in Fremdwährungen jedoch kompliziert, erforderten einen hohen Mindesteinsatz und waren damit fast ausschließlich den Profis vorbehalten. Mit vollelektronischen Konto- und Handelssystemen, die über das Internet einfach und bequem eröffnet und gesteuert werden, haben spezielle FX-Broker den Devisenhandel für die Masse der Privatanleger erst in den letzten Jahren zugänglich gemacht. Eine stetig wachsende Zahl solcher Anbieter – wie beispielsweise ACM Advanced Currency Markets, eToro, FXdirekt und die Saxo Bank – bewegen für ihre Kunden rund um den Globus pro Tag mittlerweile ein Volumen zwischen 125 und 150 Mrd. US-Dollar. Nach Angaben von Marktteilnehmern sind Privatanleger und semi-professionelle Händler damit für 8% bis 10% des weltweiten Devisenhandels verantwortlich. Neben dem einfacheren Zugang haben aber auch die lange Baisse an den Aktienmärkten im vergangenen Jahrzehnt und die nach wie vor niedrigen Zinsen bei Tagesgeld & Co. dem Segment zum Durchbruch verholfen.
Kleine Schwankungen, große Hebel
Mit Währungsanlagen Geld zu verdienen funktioniert jedoch anders als mit Aktien oder Staatsanleihen. Zum einen ist eine fundamentale Bewertung sehr schwer, zum anderen setzt man immer auf einen Wechselkurs und damit im Grunde auf die Entwicklung von zwei Währungen. Letzteres bedeutet nichts anderes, als dass es sich um eine sehr relative Betrachtung handelt. Der Franken könnte beispielsweise gegenüber dem Euro steigen und gegenüber dem US-Dollar unverändert bleiben. Die Einflussfaktoren auf die einzelnen Wechselkurspaare sind dabei vielfältig: Neben den Unterschieden im Zinsgefüge beeinflussen Inflationsraten, Kapitalströme, Konjunkturdaten, Eingriffe der Notenbanken oder politische Ereignisse die Devisenkurse. Die Währungsmärkte reagieren zudem besonders schnell auf externe Ereignisse. Schwankungsbreiten von rund 0,8% pro Tag beziehungsweise von bis zu 2% in einer Handelswoche sind für die wichtigsten Währungspaare jedoch normal. Was zunächst sehr risikoarm klingt, wird durch das üblicherweise eingesetzte Fremdkapital schnell hoch riskant.
Alles oder nichts
Denn der gewöhnliche Hebel beim Trading über FX-Broker beträgt 100:1 – einige Broker erlauben sogar ein Vielfaches davon. Werden beispielsweise 2.000 Euro auf das Währungspaar Euro/US-Dollar gesetzt, können tatsächlich Devisen im Wert von 200.000 Euro gehandelt werden. Steigt nun der Kurs des Euro gegenüber dem US-Dollar um 1%, erzielt der Anleger einen Gewinn von 2.000 Euro – und damit bezogen auf das eingesetzte Kapital einen Gewinn von 100%. Fällt jedoch der Euro gegenüber dem Dollar um 1%, verliert der Anleger 2.000 Euro – und mithin seinen gesamten Einsatz. Weil der Handel rund um die Uhr stattfindet, eignet sich diese Art der Währungsspekulation nur für risikobereite Profis, die im Sekundentakt kaufen und verkaufen und ihre Positionen laufend im Auge behalten. Trotzdem müssen Privatanleger auf die Vorteile des Devisenmarktes nicht verzichten.
160% Rendite in vier Monaten
Schließlich existiert eine Vielzahl an Zertifikaten und Optionen, die ein weit weniger riskantes Engagement ermöglichen. So ließ sich beispielsweise mit einem Zinszertifikat (WKN: 918740) auf den Wechselkurs des Euro zum australischen Dollar in den letzten zwölf Monaten bereits eine Rendite von über 7% erzielen – bei einer Volatilität von nur 13%. Mit einem ähnlichen Produkt auf das Währungspaar Euro/norwegische Krone (WKN: 918624) waren in den letzten sechs Monaten bei einer noch geringeren Schwankungsbreite (6,75% über 180 Tage) immerhin noch 4% zu verdienen. Wer bereit ist, etwas mehr Risiko einzugehen, sollte einen Blick auf Turbos- und Optionsscheine werfen. Deren Hebel (Leverage) nehmen sich im Vergleich zu jenen im Forex-Handel geradezu bescheiden aus. Mit einem Schein auf den Wechselkurs Euro/US-Dollar (WKN: CM5X9S) konnten Anleger allein seit Jahresbeginn gut 72% Gewinn erzielen, obwohl der Hebel aktuelle gerade einmal bei 5,3 liegt. Noch etwas mehr waren mit einer Long-Spekulation auf den Wechselkurs Euro/Yen drin. Ein Turbo mit 8,6-fachem Hebel (WKN: CM5GJ9) lieferte seit Jahresbeginn rund 160% Rendite.
Zinspapiere für Sparfüchse
Darüber hinaus eröffnen sogenannte Floored Floater auch risikoscheuen Privatanlegern interessante Möglichkeiten, um aus höher verzinslichen Währungen Kapital zu schlagen. Die Papiere bieten in der Regel eine garantierte Mindestverzinsung, die Möglichkeit an steigenden Zinsen zu partizipieren, quartalsweise Couponzahlungen sowie einen hundertprozentigen Kapitalschutz. Die Laufzeit bewegt sich zwischen einem und vier Jahren. Die Produkte werden mittlerweile von verschiedenen Emittenten für viele Währungen angeboten. Für den Euro-Raum bietet beispielsweise ein Produkt der Société Générale (WKN: SG9BB6) derzeit einen Mindestcoupon von 2,25% pro Jahr.
Fazit
Der weltweite Devisenhandel wächst und Privatanleger mischen kräftig mit. Gerade unter Diversifikationsgesichtspunkten können Währungen im Depot einen wertvollen Beitrag leisten. Nicht jede Art der Währungsspekulation ist jedoch für das Gros der Anleger geeignet. Dreistellige Hebel mögen für Day-Trader und Halb-Professionelle interessant sein, für den Vermögensaufbau sind diese Angebote jedoch ungeeignet. Dagegen bieten börsengehandelte Hebelpapiere erfahrenen Anlegern mittlerweile alle Möglichkeiten, um mit überschaubarem Risiko von den Chancen der Devisenmärkte zu profitieren.