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Die besten Anlagen 2009

Die Weltwirtschaft steuert auf die wahrscheinlich schwerste Rezession seit dem 2. Weltkrieg zu. Besonders hart trifft es die westlichen Industrienationen – ihre Wirtschaftsleistung dürfte 2009 zum ersten Mal seit 50 Jahren in allen vier Quartalen schrumpfen. Doch die Turbulenzen sorgen auch dafür, dass Risiken wieder entsprechend bezahlt werden.

BÖRSE am Sonntag

Laut Internation alem Währungsfonds (IWF) wird die Wirtschaftsleistung 2009 weltweit nur noch um 2,2% wachsen und nicht um 3%, wie noch im September vorhergesagt. Dementsprechend vorsichtig äußert sich Frank Haak, Zertifikateexperte der WestLB zu den weiteren Aussichten: „2009 wird ein herausforderndes Jahr. Ein besseres wirtschaftliches Umfeld erwarten wir erst in der zweiten Jahreshälfte.“ Die Hoffnung ruht vor allem auf den weltweit aufgelegten Konjunkturprogrammen und einer durch die Garantien und Leitzinssenkungen bewirkten Entspannung des Geldkreislaufs. Beide Maßnahmen brauchen Zeit, könnten sich aber in der zweiten Jahreshälfte in der Realwirtschaft spürbar bemerkbar machen. Unterstützend dürften sich die deutlich gesunkenen Rohstoffpreise auswirken. Paradoxerweise könnten die Tiefststände der Konjunkturprognosen damit einen Wendepunkt markieren – schließlich nehmen die Börsen die Entwicklung der Realwirtschaft rund 6 Monate vorweg. Dafür spricht, dass die Bewertungen mittlerweile langjährige Tiefststände erreicht haben: „Absolut betrachtet unsere Research-Abteilung Aktien und Unternehmensanleihen im aktuellen Umfeld als relativ attraktiv, da sich die jeweiligen Risikoprämien auf historisch hohem Niveau befinden. Innerhalb der Aktiengattung tendieren wir hierbei zu Large Caps, innerhalb der Anleihen zu solchen mit Investment Grade Status“, so Jochen Fischer, Zertifikateexperte bei Goldman Sachs.

Diese Anlagen machen auch in der Krise eine gute Figur

Im Schnitt bieten entsprechende, auf Euro lautende Unternehmensanleihen laut Merrill Lynch inzwischen 3,4 Prozentpunkte mehr Rendite als deutsche Bundesanleihen. Besonders interessant: Eine im Dezember von BMW emittierte Anleihe (WKN: A0TVE8) mit einem Kupon von 5% und einer Restlaufzeit bis 28.05.2015 bringt derzeit eine Rendite von 6,85%. Wer nicht auf Automobilwerte setzen möchte, sollte sich die Fresenius-Anleihe (WKN: A0GMAX) mit einer Laufzeit bis zum 31.01.2013 ansehen – diese bietet immerhin noch eine Rendite von 5,61%. Bei Aktien empfiehlt der Goldman-Sachs-Experte defensive Titel: „Der Versorgersektor dürfte nächstes Jahr gute Chancen besitzen, wieder stärker als sicherer Hafen zu fungieren. Konzerne mit einer guten Dividendenstory bieten sich als Basiswerte an“, so Fischer. Mit Blick auf die Eigenkapitalstärke und die Dividendenrendite (5,8%) dürfte E.ON bei den Versorgern zu den aussichtsreichsten Werten zählen. Einen Blick wert ist auch die Struktur in Form einer Classic-Aktienanleihe auf RWE (WKN: SFL9KG). Mit einer Dividendenrendite von 7,11% darf die Aktie der Deutschen Telekom eigentlich nicht fehlen. Christopher Maaß von Sal. Oppenheim hat ebenfalls sehr konkrete Vorstellungen: „Zu den attraktiven Aktieninvestments mit einer positiven zweistelligen Performancerwartung zählt Sal. Oppenheim u. a. ABB, Allianz, Bayer, CEZ, RWE, Philips, Österreichische Post, Merck, Syngenta und Vodafone. Zu den Top-Nebenwerten zählt Sal. Oppenheim u. a. Andritz, Demag Cranes, Fraport, Rhön Klinikum, Puma, Roth & Rau sowie United Internet.“

Investieren auf dem Expressway

Geteilte Meinungen bestehen über die weitere Entwicklung im Epizentrum des Finanzbebens. Während unter anderem die Experten von Schroders davon ausgehen, dass die US-Wirtschaft im aktuellen Krisenzyklus weiter fortgeschritten ist als in allen anderen Industriestaaten und, ausgehend von dem beherzten Eingreifen der Regierung, eine schnelle Stabilisierung erwartet, rechnet Haak nur mit einer schleichenden Besserung: „Die Konjunkturerholung in den USA wird im kommenden Jahr eher schwach ausfallen.“ Anleger, die sich nicht auf Stock-Picking verlegen möchten, sondern langfristig planen, sollten eher zu Infrastrukturwerten greifen: „Wir sind davon überzeugt, dass sich der Infrastrukturbereich in einem Super Cycle befindet, der für den Investor im Jahr 2009 attraktive Investitionsmöglichkeiten bereithält. An den enormen Investitionen, wie sie etwa der künftige US-Präsident Obama angekündigt hat, können Anleger mit den richtigen Produkten partizipieren“, so Roland Pfeuti, Leiter Equities Infrastructure/Utilities/Energy bei Julius Bär. Hintergrund: Der größte Teil der Gelder, die weltweit über Konjunkturprogramme bereit gestellt werden, dürfte direkt in Infrastrukturprojekte fließen. Doch damit nicht genug: „Infrastruktur bietet viele Vorteile gegenüber anderen Assetklassen. Die Nachfrage ist relativ unelastisch, die Unternehmen können mit stabilen Cashflows rechnen und die Einstiegshürde für eventuelle Wettbewerber ist durch immense Anfangsinvestitionen sehr hoch“, so Pfeuti. Besonders spesengünstig lässt sich das Thema mit ETF-Produkten spielen. So beträgt die jährliche Verwaltungsgebühr des erst im März aufgelegten EasyETF NMX30 Infrastructure Global (WKN: A0ND6R) gerade einmal 0,5%. Basiswerte sind die 30 weltweit größten Unternehmen aus dem Bereich Infrastruktur. Mit einer Verwaltungsgebühr von 0,65% p.a. ist der iShares FTSE/Macquarie Global Infrastructure 100 etwas teurer, aber dafür mit 100 Basiswerten breiter diversifiziert.

Emerging Markets

Obwohl oder vielleicht gerade weil die Emerging-Markets-Börsen im abgelaufenen Jahr zu den größten Verlierern zählten, sollten Anleger diese Märkte nicht vernachlässigen. Dabei gilt es jedoch stärker zu selektieren. Die in der Vergangenheit so erfolgreichen BRIC-Produkte eignen sich – zumindest mittelfristig – nicht mehr als Depotbaustein. Zu unterschiedlich sind die Aussichten der darin enthaltenen Einzelmärkte. Trotz der scheinbar äußerst niedrigen KGVs sollten Anleger derzeit beispielsweise einen Bogen um den russischen Markt machen. Denn wie die wirtschaftliche Entwicklung weitergeht, ist derzeit kaum absehbar und damit sind auch die Gewinnschätzungen infrage gestellt: „Das größte Risiko einer harten Landung sehen wir aufgrund der hohen Rohstoffabhängigkeit für Russland“, so Haak. Anders sieht es in China aus: „Trotz zurzeit nachlassender Konjunkturzahlen aus dem asiatischen Raum sind die Wachstumsfaktoren dort nachhaltig: Wachsende Mittelschichten, steigendes Bildungs- und Lebenshaltungsniveau und zunehmende Urbanisierung durch Infrastrukturmaßnahmen in diesen ‚neuen’ Volkswirtschaften sprechen dagegen, dass es sich bei dem Boom der vergangenen Jahre nur um ein ‚Strohfeuer’ gehandelt hat. Wir glauben, dass die positive Entwicklung zwar temporär verlangsamt, aber stetig weiter gehen wird“, so Dr. Oliver Moosmayer, Vorstand der HCI Capital. Ähnlich äußert sich auch Fischer: „In Bezug auf Asien sind wir trotz der globalen Unsicherheit langfristig optimistisch für chinesische A-Aktien gestimmt“. Besonders bequem lässt sich diese Anlagekategorie über Zertifikate, wie das China A-Shares Strategie Zertifikat (WKN: DB0RCA) der Deutschen Bank abdecken.

Alternative Anlagen – auch steuerlich

Gerade in Zeiten zunehmender Unsicherheit erfreuen sich alternative Investments aufgrund ihrer niedrigen Korrelation einer steigenden Beliebtheit. Eine Einschätzung, die Dr. Moosmayer teilt: „Wir glauben, dass 2009 viele Anleger aus den Erfahrungen der Krise heraus verstärkt nach Investitionen in reale Sachwerte suchen werden. Denn Sachwerte, wie Schiffe, Immobilien oder Flugzeuge, haben eine eigene Ertragskraft und verfügen zudem über einen Substanzwert, unabhängig von Marktzyklen und Emittentenrisiken, den sie nicht über Nacht verlieren können.“ Zudem ist der Zeitpunkt für einen Einstieg laut Moosmayer günstig: „Zurzeit sehen wir bei Immobilieninvestments auf der Käuferseite große Chancen, da die Preise deutlich nachgegeben haben und so ein Einstieg besonders lohnt. Doch natürlich gibt es auch im Bereich Schiffsinvestments oder Flugzeugleasing interessante Fondsobjekte, die langfristig gute Renditeaussichten haben.“ Mit dem Inkrafttreten der Abgeltungsteuer werden diese Verpackungen sogar noch interessanter: „Aufgrund der gewählten steuerlichen Konzeption bleiben Erträge aus geschlossenen Fonds in den meisten Fällen von der Abgeltungsteuer unberührt. Besondere steuerliche Regelungen, wie die Tonnagesteuer bei Schiffsbeteiligungen oder die Freistellungsregelungen in zahlreichen Doppelbesteuerungs-abkommen, die bei im Ausland investierenden Fonds zum Tragen kommen, erhöhen die steuerliche Attraktivität dieser Anlageform zusätzlich“, so Dr. Moosmayer.