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Die Lieblingsinstrumente der Spekulanten

Die jüngsten Turbulenzen kommen spekulativen Anlegern gerade recht. Mithilfe von Differenzkontrakten schlagen Anleger spielend einfach aus fallenden und steigenden Märkten Kapital. Große Anbieter verhelfen CFDs jetzt auch hierzulande zum Durchbruch.

BÖRSE am Sonntag

Die Abkürzung CFD steht für die englische Bezeichnung „Contracts for Difference“. Die Entsprechung im Deutschen lautet Differenzkontrakte beziehungsweise Kursdifferenzgeschäfte. Häufig wird jedoch auch hierzulande die Kurzform CFDs verwendet. Wirklich neu ist das Instrument nicht. Im Londoner Finanzdistrikt nutzen Finanzprofis solche Geschäfte seit mehr als 40 Jahren. In den vergangenen Jahren haben die Kontrakte ihren Siegeszug unter den Privatanlegern angetreten.  

Markteintritt großer Anbieter

Die wachsende Begeisterung ist auf verschiedene Faktoren zurückzuführen. Einerseits möchten immer mehr Privatanleger ihr Vermögen selbst verwalten. Ein Trend, der nicht zuletzt darauf zurückzuführen ist, dass klassische „Buy and Hold“-Strategien immer seltener von Erfolg gekrönt sind. Andererseits hat der Markteintritt größerer Finanzinstitute die Produkte für eine breitere Kundenklientel erschlossen: Nach Cortal Consors und dem Sparkassenbroker S-Broker startete Anfang September nun die comdirect bank mit einem eigenen Angebot. Dass die Commerzbank-Tochter es ernst meint, zeigt ein Blick auf die Produktpalette. Mit 1.200 Basiswerten übertrifft man aus dem Stand das Angebot vieler bereits existierender Anbieter. Auch die zunehmende mobile Verfügbarkeit und Verbreitung des Internets hat den Zugang zum CFD-Handel zuletzt enorm befördert. Allein in Deutschland soll es mittlerweile rund 60.000 CFD-Konten geben, schätzt Jens Kleine vom Steinbeis Research Center for Financial Services. Diese Summe hätte sich damit seit Anfang 2007 gut vervierfacht. Die Zahl der aktiv handelnden Anleger beziffert CMC Markets, dem laut einer aktuellen Studie des Marktforschungsinstitut Investment Trends größten CFD-Anbieter in Deutschland, derzeit auf 32.000.  

Spekulanten nutzen die Schuldenkrise

Wie der Name bereits andeutet, ist der Differenzkontrakt ein Vertrag zwischen einem Käufer und einem Verkäufer über den Ausgleich der Kursdifferenz eines bestimmten Basiswertes. Im Gegensatz zu Zertifikaten handelt es sich bei diesen Kontrakten jedoch um ein sogenanntes unverbrieftes Finanzinstrument. Das heißt, CFDs sind keine Wertpapiere wie beispielsweise Aktien und auch nicht standardisiert. Dies hat zur Folge, dass die Kontrakte nicht über eine Börse gehandelt werden können. Stattdessen wird der Markt von den Anbietern selbst organisiert, die als Market Maker auftreten und die Kauf- und Verkaufskurse stellen. Gute Anbieter zeichnen sich durch eine kontinuierliche und faire Kursstellung auch in turbulenten Zeiten aus. Interessant ist an dem Instrument, dass man damit sowohl Long- als auch Short-Positionen eingehen kann und sich die Einsätze stark hebeln lassen. Auf diese Weise können Anleger Marktschwankungen besonders gut ausnutzen. So konnte beispielsweise CMC Markets eine deutliche Steigerung seines Handelsvolumens verbuchen: Mit +51% gegenüber dem Vormonat explodierte das Handelsvolumen im August parallel zur Verschärfung der Schuldenkrise geradezu.

So funktionieren CFDs

Um eine bestimmte Position aufzubauen, muss im Falle der Differenzkontrakte nicht das gesamte Volumen eines Basiswertes erworben, sondern lediglich eine Sicherheitsleistung (Margin) hinterlegt werden. Dadurch entsteht, ähnlich wie bei Futures, ein bestimmter Hebel, denn der Anleger partizipiert trotzdem zu 100% an der Entwicklung des Basiswertes. Einziger Einflussfaktor auf den Preis des Kontraktes ist im Grunde die Entwicklung des Basiswertes. Die Volatilität oder Angebot und Nachfrage spielen keine Rolle. Die Funktionsweise lässt sich an einem Beispiel nachvollziehen. Der Kaufkurs eines CFDs entspricht dem Kurs des Basiswertes, in unserem Beispiel liegt dieser bei 100 Euro. Ein Anleger kauft nun 100 CFDs mit einem Gesamtwert von 10.000 Euro. Im Gegensatz zu der Direktanlage muss der Anleger jedoch nicht den vollen Betrag aufbringen, sondern lediglich eine Margin-Gebühr in Höhe von 5% des Volumens hinterlegen. In unserem Beispiel also lediglich 500 Euro. Steigt die Aktie im Laufe des Tages um 5% auf 105 Euro, dann hätte der Anleger einen Gewinn von 500 Euro (100 Aktien x 5 Euro Gewinn) erzielt. Bezogen auf seinen Kapitaleinsatz von 500 Euro entspricht dies einer Rendite von 100%. Bei einem Kauf der Aktie hätte der Anleger 10.000 Euro aufbringen müssen und bezogen darauf lediglich 5% erwirtschaftet. Mit den CFDs hebelt der Anleger seinen Einsatz im vorliegenden Beispiel also um das 20-Fache. 

Hohe Gewinne mit kleinem Einsatz

Der enorme Hebeleffekt ist ein wesentliches Kennzeichen der Differenzkontrakte: Kein anderes Derivat bietet einen höheren Hebel, dieser liegt maximal bei 400! Dazu kommt die geringe Kostenbelastung. CFDs weisen gegenüber Zertifikaten tendenziell deutlich geringere Spreads auf. Bei zahlreichen Brokern beträgt die Spanne zwischen An- und Verkaufskurs für DAX und Dow Jones gerade einmal zwei Punkte. Zinskosten werden nur bei einer Haltedauer über Nacht berechnet. Day-Trader zahlen also keine Zinsen. Kommissionen fallen meist nur beim Handel von Einzeltiteln an. Die Kombination aus geringen Gebühren und hohen Hebeln erlaubte es erstmals auch semi-professionellen Anlegern mit kleinerer Kapitalausstattung, aus Kursbewegungen von wenigen Indexpunkten Kapital zu schlagen. Der Anlagehorizont dieser Klientel ist auf einige Stunden begrenzt, die einzelnen Positionen werden nicht selten nur wenige Sekunden oder Minuten gehalten. Für diese Gruppe eignen sich die Differenzkontrakte demnach perfekt. Bedingt durch ein strenges Money Management und den extrem kurzfristigen Charakter ihrer Trades spielt für sie die Tatsache, dass das Risiko bei CFDs nicht auf den Einsatz beschränkt ist, nur eine untergeordnete Rolle.

Verluste lassen sich begrenzen

Das theoretisch unbegrenzte Verlustpotenzial ist aber der Hauptkritikpunkt der Verbraucherschützer. Denn läuft der Trade gegen den Anleger und schließt dieser die Position nicht, muss er laufend weitere Sicherheitszahlungen leisten. Das schreckte viele Anleger, die nicht aus dem Zirkel der Heavy Trader stammen, bislang ab. Um neue Kundenkreise zu erschließen, haben die Anbieter daher seit einiger Zeit spezielle Konten für weniger risikofreudige Anleger im Angebot. Bei RBS marketindex und dem Investment Account von CMC Markets ist eine Nachschusspflicht beispielsweise von vornherein ausgeschlossen. Bei dem neuen Angebot der comdirect lässt sich eine solche Risikobegrenzung kostenfrei in jeden Account integrieren.

Einsatzgebiet erweitert

Darüber hinaus zeichnen sich diese Angebote meist durch eine deutliche Begrenzung der Hebel sowie im Hinblick auf die Mindesteinzahlung und die Anzahl der handelbaren Werte aus. Mit diesen Anpassungen können die Produkte nun auch dazu eingesetzt werden, um bestehende Positionen günstiger und vor allem transparenter als bisher abzusichern. Denn im Unterschied zu Optionsscheinen beträgt die Partizipation an den Veränderungen des Basiswertes immer 100%, es gibt keinen Zeitwertverlust, keinen Volatilitätseinfluss und auch kein Aufgeld. „Für Anleger, deren Chance-Risiko-Profil zu demjenigen der CFDs passt, sind CFDs sicherlich ein sinnvolles und auch transparentes Finanzprodukt“, so Kleine weiter.

Fazit

Mit der wachsenden Popularität der CFDs hat auch die Zahl der CFD-Anbieter deutlich zugenommen. Insbesondere der Markteintritt etablierter Player mit großer Kundenbasis und breitem Produktangebot dürfte dem Markt weitere Wachstumsimpulse verleihen. Die zunehmende Konkurrenz auf der Broker-Seite führt schließlich  wie schon bei den Zertifikaten  zu einer dauerhaften Verbesserung von Qualität und Pricing. So war es sicherlich kein Zufall, dass CMC Markets noch im Sommer die Spreads signifikant reduzierte.