Dividendentitel statt Zinshäuser
Dem hiesigen Immobilienmarkt bescheren die niedrigen Zinsen derzeit eine Sonderkonjunktur. Doch auch Aktien zählen zu den Sachwerten und die Dividendenrendite vieler Titel kann locker mit jener von Zinshäusern mithalten. Wenn nicht jetzt, wann dann sollten sich Anleger mit Dividendenstrategien beschäftigten?
Die Nachfrage nach Betongold lässt in Deutschland nicht nur die Mieten steigen, sondern auch die Preise für Zinshäuser. Das belegt der jüngste „Wohn- und Geschäftshäuser Marktbericht Deutschland 2012“ von Engel & Völkers Commercial. Daraus folgt unweigerlich, dass die Renditen der Objekte sinken: An Topstandorten in Hamburg sind nur mehr rund 4% zu erzielen.
Betongold über die Börse kaufen
Wer sich nicht in den A-Lagen einkaufen kann, keine Lust auf Ärger mit Mietern hat, aber dennoch in Betongold investieren möchte, sollte sich Immobilienaktien einmal näher ansehen. Die Papiere der deutschen Vertreter dieser Zunft haben sich in den letzten Jahren von ihren Tiefstständen erholen können, bieten aber häufig noch immer eine attraktive Verzinsung: Titel wie beispielsweise Prime Office REIT, Alstria Office REIT oder Hamborner REIT bieten Dividendenrenditen zwischen 5,6% und 6%. Angesichts der Lage auf dem deutschen Immobilienmarkt und der guten Konjunktur sollten sich die Abwärtsrisiken für die Kurse zudem in Grenzen halten. Dies nicht zuletzt auch deshalb, weil viele Immobilienwerte nach wie vor mit deutlichen Abschlägen auf ihren Substanzwert gehandelt werden. Bei Alstria liegt der Nettosubstanzwert je Aktie aktuell etwa bei 10,60 Euro – der Aktienkurs hingegen bei lediglich 7,75 Euro!
Bis zu 8% Dividendenrendite möglich
Doch nicht nur die börsennotierten Immobilienwerte locken mit ansprechenden Ausschüttungen – hochprozentige Dividendenrenditen sind hierzulande kein Einzelfall mehr. Nach derzeitigem Stand werden die 30 DAX-Unternehmen in diesem Jahr gut 27 Mrd. Euro an die Aktionäre ausschütten und damit fast 2 Mrd. mehr als noch im Vorjahr. Nur zweimal überhaupt war die Summe der Dividenden höher: in den Rekordjahren 2006 und 2007. An der Spitze rangiert mit einer Dividendenrendite von fast 8% die Deutsche Telekom – dicht gefolgt von zwei weiteren gefallenen Engeln: Die Versorger E.ON und RWE machen ihren Aktionären mit 7% bzw. 6,7% zumindest in dieser Hinsicht eine Freude. Auf Platz 4 steht mit 6,3% der Autohersteller Daimler. Die beiden Finanzkonzerne Allianz und Münchener Rück rangieren mit jeweils rund 6% nur knapp dahinter. Bei den Nebenwerten zählen Freenet und Drillisch mit jeweils über 8%, der Fernsehsender ProsiebenSat1 mit 7,6% sowie die Comdirect Bank mit 7,2% zu den Highlights.
Aktie schlägt Unternehmensanleihe
Noch deutlicher wird die derzeitige Attraktivität, wenn man das Verhältnis zwischen Dividendenrendite und der Verzinsung der zugehörigen Unternehmensanleihen betrachtet. Beispiel Deutsche Telekom: Die Aktie wies per Ende Februar 2011 eine Dividendenrendite von rund 8,0% aus, eine Anleihe des Konzerns mit einer überschaubaren Restlaufzeit bis Januar 2017 (WKN: A0T5X0) bringt es nur auf eine Verzinsung von 1,9% pro Jahr. Gleiches gilt für E.ON und Daimler. Eine Anleihe des Versorgers mit Laufzeit bis Februar 2017 (WKN: A0TKED) wirft derzeit nur rund 1,6% ab, die Dividendenrendite liegt wie eingangs dargestellt hingegen bei knapp 7%. Eine bis 2017 laufende Anleihe des Autokonzerns (WKN: A1C9VQ) rentiert mit 1,66%, die Dividendenrendite liegt bei über 6%.
Keine Angst vor Inflation
Eine der Urängste der Deutschen ist die Furcht vor einer Geldentwertung durch Inflation. Diesem Umstand ist wohl auch ein Gutteil der aktuellen Investments in Immobilien zuzuschreiben. Was eine dividendenorientierte Anlagestrategie unter diesem Gesichtspunkt zu leisten vermag, haben jüngst Dr. Klaus Telöken und Dr. Kai Hirschen in einer Studie von Allianz Global Investors untersucht: „In den letzten 30 Jahren waren die Inflationsraten eher gemäßigt, aber von den späten 60er-Jahren bis in die frühen 80er-Jahre durchlebte die Welt eine Phase sehr hoher Inflation mit Spitzenwerten von über 7% in Deutschland und fast 15% in den USA. Dividendenstrategien konnten in dieser Phase überzeugen. Über den Gesamtzeitraum von 1967 bis 1982 konnte die Dividendenstrategie einen realen Wertzuwachs von fast 4% pro Jahr erzielen. Dividendenstrategien schnitten dabei besser ab als der breite Aktienmarkt oder als ein Investment in festverzinsliche Anlagen“, so ein Ergebnis der Studie.
Unterschätzte Langweiler
Dass Dividenden lange Zeit unterschätzt wurden, zeigt eine weitere Analyse von Allianz Global Investors: Demnach lag der Anteil der Dividendenausschüttungen an der Gesamtrendite für die 500 wichtigsten Aktien der USA zwischen 1926 und 2010 bei durchschnittlich mehr als 40%! Kleinanlegern raten Experten in der Regel zu einfachen, spesengünstigen Produkten, die das Geld über viele Einzelwerte streuen und das Risiko auf diese Weise senken. Diese Voraussetzung erfüllen ETFs und Index-Zertifikate. Bei Letzteren sollten Anleger aber unbedingt darauf achten, dass sich die Index-Zertifikate auch auf die als Performance-Index berechnete Variante beziehen – gerade bei Garantiestrukturen ist dies häufig nicht der Fall. Ein wichtiger Unterschied: Während der DivDAX-Kursindex seit dem 1. Januar 2008 um über 43% verloren hat, beläuft sich das Minus beim DivDAX-Performance-Index für den gleichen Zeitraum nur auf –30%! Dass dies kein Einzelfall ist, unterstreicht der Blick auf das laufende Jahr: Hier liegt der Performance-Index mit rund 6% im Plus – der Kursindex hingegen lediglich mit 1,8%.
Darauf müssen Anleger achten
Zwar halfen in der Finanzkrise auch hohe Dividenden nicht: Im Jahr 2008 verlor der DivDAX, der die 15 dividendenstärksten deutschen Standardwerten enthält, mit –45% sogar stärker als der DAX (–40%). Zu diesem Zeitpunkt befanden sich allerdings überproportional viele Versicherungskonzerne und Banken im Auswahlindex. Das verdeutlicht eine Schwäche der Dividendenstrategie: Steckt ein Unternehmen in Schwierigkeiten, fällt in der Regel der Kurs, was automatisch zu einer steigenden Dividendenrendite führt. Anleger sollten daher bei ihren Anlageentscheidungen auf weitere Kriterien achten. „Eine erfolgreiche Dividendenstrategie besteht nicht darin, einfach die Aktien mit den höchsten Dividendenrenditen zu kaufen“, warnte Pictet-Fondsmanager Bruno Lippens jüngst in einem Interview. Stattdessen sollte darauf geachtet werden, dass die Ausschüttungen regelmäßig erfolgen (können) und die Aussichten der Firma positiv sind. Diese Ansätze greift die HypoVereinsbank mit vier Open-End-Index-Zertifikaten auf die neuen europäischen Dow Jones Forecasted Dividend Plus Indizes auf: Ein europäischer Regionalindex mit 40 Titeln (WKN: HV5ZN5) und drei Länderindizes – Deutschland (WKN: HV5ZN7), Frankreich (WKN: HV5ZN6) und das Vereinigte Königreich (WKN: HV5ZN8) – mit jeweils 20 Titeln sollen die Wertentwicklung von Aktien widerspiegeln, die die höchsten erwarteten Dividendenrenditen aufweisen und in der Vergangenheit durch nachhaltige Dividendenausschüttungen überzeugt haben. „Für den Anleger bedeuten diese Indizes eine neue Herangehensweise an Dividendenstrategien“, so Dominik Auricht, Experte für Anlage- und Hebelprodukte bei HypoVereinsbank onemarkets. „Nicht die historischen Dividenden sind Auswahlkriterium, sondern die zukünftig erwarteten Dividendenrenditen. Gleichzeitig müssen die Unternehmen aber auch über einen längeren Zeitraum gut performt haben“. Bei den Indizes handelt es sich ferner um in EUR notierte Performance-Varianten.
Fazit
Dividendenstrategien gehören zu den ältesten und erfolgreichsten Anlagestrategien auf den Aktienmärkten. Eine Vielzahl solider Blue Chips mit hohen Dividendenrenditen bietet Anlegern daher derzeit hervorragende Anlagemöglichkeiten. Für langfristig orientierte Anleger empfiehlt sich eine Streuung der Risiken via Zertifikat oder ETFs. Doch auch herkömmliche Fonds wie beispielsweise der DWS Top Dividende machten zuletzt eine gute Figur.