Dreistellige Gewinne mit drei Buchstaben
Nicht nur ETFs sind eine Erfolgsgeschichte. Auch die Bedeutung börsengehandelter Indexprodukte auf Rohstoffe, sogenannter ETCs, steigt rasant. Neben der Liquidität können die Produkte vor allem mit ihrer einfachen Handhabung und den geringen Kosten punkten. Das macht die Papiere auch für Profis interessant.
Exchange Traded Commodities (ETCs) ähneln in Aufbau und Funktionsweise börsengehandelten Indexfonds (ETF), allerdings unterscheiden sich die neuen Produkte von letzteren in einem wichtigen Punkt. Mittlerweile umfasst das Angebot hierzulande (Xetra) 141 Produkte von drei Emittenten und das Handelsvolumen liegt im Schnitt bei rund 400 Mio. Euro pro Monat.
Dreistellige Gewinne mit börsengehandelten Rohstoffen
Im letzten Jahr stieg das weltweit in diesem Bereich verwaltete Vermögen, nach Zahlen des Anbieters ETF Securities, von 7 Mrd. auf 16 Mrd. US-Dollar. Besonders beliebt waren – dank einer Erholung auf breiter Front – die ETCs auf Industriemetalle. Die Performance von Kupfer, Aluminium & Co. schlug die Performance des EuroStoxx 50 um stolze 48 %! Mit Wetten auf einzelne Rohstoffe (Kupfer und Zink) waren sogar dreistellige Gewinne möglich, und auch in anderen Segmenten setzte sich der langjährige Superzyklus der Rohstoffe fort: In der zurückliegenden Dekade waren Edelmetalle mit einem Plus von über 260 % das lukrativste Investment überhaupt. Sorgen über eine mögliche Superinflation infolge der Konjunkturprogramme und das Schreckgespenst einer Staatspleite in Südeuropa führten, trotz einer zwischenzeitlichen Schwäche des Goldpreises, gerade in den ersten Monaten des laufenden Jahres, zu enormen Mittelzuflüssen in physisch hinterlegte Gold-ETCs. Allein der bekannte Spekulant George Soros hält nach Veröffentlichungen der amerikanischen Börsenaufsicht SEC Gold im Wert von 8,8 Mrd. US-Dollar. Und auch Soros nutzt dafür ETCs: Neben einem Anteil von 1,7 % am weltgrößten Gold-ETF SPDR Gold Shares hält seine Investmentgesellschaft auch noch 11.000 Call-Optionen auf den ETF. Dass selbst Marktteilnehmer dieser Größenordnung die Neulinge nutzen, hat einen guten Grund.
Einfach, bequem und günstig
Wie Aktien können ETCs nämlich laufend über die Börse ge- und verkauft werden und ermöglichen damit bei größtmöglicher Liquidität ein genaues und transparentes Tracking der wichtigsten Bodenschätze und Agrarerzeugnisse. Die neuen Rohstofftitel weisen dabei die gleiche günstige Kostenbelastung auf wie ETFs: Die jährliche Verwaltungsgebühr liegt bei 0,49 %, und der Spread bewegt sich im regulären Handel in der Regel zwischen 0,2 % und 0,6 %. Dass die Kosten vergleichsweise niedrig sind, erklärt sich mit dem passiven Ansatz: Es muss kein gut bezahlter Fondsmanager eingestellt werden, der die Zusammensetzung des Index überwacht und mit einem eigenen Team von Analysten nach Einzelwerten sucht.
Sicherheit ist Trumpf
Aus rechtlicher Sicht handelt es sich bei ETCs um besicherte, unbefristete und in Bezug auf das Volumen unbegrenzte Inhaberschuldverschreibungen. Im Fall der Insolvenz des Anbieters ist das angelegte Vermögen daher nicht automatisch separiert. Die börsengehandelten Rohstoff-Tracker stellen also kein Sondervermögen wie beispielsweise Investmentfonds und ETFs dar. Das bedeutet, dass bei einem Konkurs grundsätzlich ein Totalverlust möglich ist. Um diesen Nachteil auszugleichen, haben die verschiedenen Anbieter Produkte entwickelt, die eine fast 100 %-ige Sicherheit ermöglichen. So meldet beispielsweise ETF Securities, dass alle Produkte zu 100 % mit Sicherheiten unterlegt werden, und der neueste Marktteilnehmer, die Source Commodities Markets, sichert nicht nur eine vollständige Absicherung, sondern auch noch die Art der Sicherheiten (US-Schatzanweisungen und Barmittel) zu. Eine Sonderrolle spielen in diesem Zusammenhang die Edelmetall- und hier insbesondere die Gold-ETCs. Um dem besonders defensiven Charakter gerecht zu werden, wurden diese Produkte von Anfang an mit physischem Gold besichert: so bietet der Anbieter ETF Securities beispielsweise ETCs auf Gold an (Gold Bullion Securities), die zu 100 % mit physischem und nicht verleihbarem Gold unterlegt sind. Auch die Deutsche Börse Commodities GmbH hat dafür ein spezielles und besonders erfolgreiches Produkt entwickelt.
Am Golde hängt’s, zum Golde drängt’s
Das sogenannte „Xetra-Gold“ (WKN A0S9GB) dürfte hierzulande der bekannteste ETC überhaupt sein. Formal handelt es sich um eine Anleihe der Deutsche Börse Commodities, einer Tochtergesellschaft der Deutsche Börse AG. Für den Anleger interessant ist vor allem die Tatsache, dass dieses Produkt tatsächlich mit physischem Gold hinterlegt wird – die Gesellschaft deckt die jeweils ausstehenden Anleihenvolumina zu 95 % in physischem Gold und zu 5 % über gleichberechtigte Forderungen ab –, und dass die Papiere das Recht verbriefen, sich das Gold auch ausliefern zu lassen. Letzteres ist zwar sehr teuer und damit für Kleinanleger in der Praxis ungeeignet. Die Sicherheit ist aber zweifelsohne höher als bei einem Zertifikat und die Fungibilität deutlich größer als bei einer Münze.
Unterschiedliche Besicherung
Das Angebot des Branchenpioniers ETF Securities umfasst neben dem physisch besicherten Goldfonds (WKN A0LP78) auch Produkte für Silber (WKN A0N62F), Platin (WKN A0N62D) und Palladium (WKN A0N62E) sowie einen Rohstoffkorb aus den vier Edelmetallen, die allesamt physisch besichert und durch einzeln identifizierbare Edelmetallbarren gedeckt sind. Sie bergen daher kein Kreditrisiko. Die Edelmetallbarren werden in London treuhänderisch von der HSBC Bank verwaltet. Wertpapiere werden nur ausgegeben, sofern bestätigt wird, dass die entsprechenden Barren in dem Edelmetall-Depot des Unternehmens hinterlegt sind. Wie physisches Gold werden die Edelmetalle nicht geliehen oder verliehen noch werden Zinserträge mit den Edelmetallen erzielt. Dazu kommen über 100 weitere ETCs, die das gesamte Spektrum der Rohstoffe – von Erdgas, Öl über Kaffee bis Lebendrind – abdecken. Im Unterschied zu den vier speziellen Edelmetall-Produkten werden die meisten anderen Produkte jedoch nicht physisch mit den jeweiligen Rohstoffen hinterlegt.
Auch Gold-ETCs werden besteuert
Einen Rückschlag stellt die jüngste Entwicklung der steuerlichen Behandlung von Gold-ETCs dar. Bislang waren die Anbieter, so auch die Deutsche Börse Commodities, davon ausgegangen, dass Gold-ETCs nicht unter die Abgeltungsteuer fallen. Schließlich handle es sich dabei um nichts anderes als einen Lieferanspruch auf Gold. Dieser Praxis hat das Bundesfinanzministerium (BMF) jedoch jüngst einen Riegel vorgeschoben. Mit dem Anwendungserlass zur Abgeltungsteuer des BMF vom 22. Dezember 2009 erklärte das Ministerium alle „Goldanleihen“ für abgeltungsteuerpflichtig.
Von Gütern zu Devisen
Aufgrund der äußerst positiven Entwicklung der Rohstoff-ETCs im Jahr 2009 hat sich ETF Securities jüngst entschlossen, die Struktur auch auf Währungen auszuweiten. Im November 2009 wurde die erste europäische Plattform für Währungs-ETCs an der Londoner Börse eingeführt. Dass sich auch dieses Segment erfreulich entwickelt, zeigt die jüngste Emission 10 weiterer Währungs-ETCs (Achtung: ETC steht hier für Exchange Traded Currency!) an der Deutschen Börse (Xetra).
Fazit
Die starke Nachfrage der Anleger nach sicheren, transparenten und liquiden börsen-gehandelten Produkten ist der beste Beweis für die Tragfähigkeit des ETC-Konzeptes. Aufgrund der vielen Vorteile, insbesondere in puncto Sicherheit und Kostenbelastung, eignen sich ETCs gerade auch für Privatanleger.