Gemischte Bilanz
Mischfonds erfreuen sich seit Jahren einer steigenden Beliebtheit. Klangvolle Namen und vermeintlich niedrige Risiken sind für viele Anleger eine unwiderstehliche Mischung. Doch mit den neuen Rahmenbedingungen an den Kapitalmärkten haben auch manche Alleskönner so ihre Probleme. Es lohnt sich daher genauer hinzusehen.

Wie aus der aktuellen Investmentstatistik des BVI Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) hervorgeht, ist das in Mischfonds veranlagte Vermögen in den letzten Jahren deutlich gestiegen: Von gerade einmal 20 Milliarden Euro Ende des Jahres 2000 auf 123 Milliarden Ende 2012. Ein Anstieg der seines Gleichen sucht.
Dominante Schwergewichte
In besonderem Maße hat davon ein Fondshaus profitiert: Carmignac Gestion. Mit dem Carmignac Patrimonie (WKN: A0DPW0) hat der Gründer Edouard Carmignac innerhalb weniger Jahre das rund 29 Milliarden Euro schwere Flaggschiff aufgebaut. Der weltweit anlegende Mischfonds gilt heute als Symbol für die gesamte Branche. Auf Platz 2 der volumenstärksten Mischfonds liegt mit rund 11 Milliarden Euro Volumen der BGF Global Allocation Fund (WKN: 973624), des weltgrößten Vermögensverwalters BlackRock. Dahinter folgt mit fast 9 Milliarden Euro der Newton Real Return (WKN: 930442) der BNY Mellon. Platz 4 hat mit 3,5 Milliarden Euro der Newton Balanced GBP (WKN: 930430) inne, ein weiteres Produkt aus dem Hause BNY Mellon. Komplettiert wird die Riege der fünf größten Mischfonds durch den Deka-OptiRent 1+y (WKN: DK092P) aus dem Hause Deka International mit einem Volumen von 3 Milliarden Euro.
Die Mischung machts
Etwa 40 Produkte haben ein Fondvolumen das größer ist als eine Milliarde Euro - insgesamt existieren laut BVI Bundesverband Investment und Asset Management e.V. etwas mehr als 1700 Mischfonds. Häufig wird innerhalb der Gattung noch einmal in aggressiv, ausgewogen (balanced), flexibel (flexible) und konservativ (defensiv) ausgerichtete Fonds unterschieden. Dabei gilt: Je höher die Aktienquote ist, desto "aggressiver" das Produktkonzept. Defensive Mischfonds legen in der Regel bis zu 35 Prozent in Aktien an, ausgewogene normalerweise nicht mehr als 60 Prozent und aggressive bis zu 80 Prozent. Eindeutige Grenzen, ab wann ein Mischfonds zu welcher Kategorie gehört, gibt es jedoch nicht.
+63% in nur drei Jahren
Größe muss man sich verdienen, lautet eine alte Weisheit. Getreu diesem Motto investieren nicht wenige Anleger einfach in die oben genannten, volumenstärksten Produkte. Was alle machen, kann schließlich nicht falsch sein. Allerdings besitzt die diesem Prinzip zugrundeliegende Annahme in der Finanzwelt nur bedingt Gültigkeit. Es sind nämlich keineswegs die erfolgreichsten Produkte, die das meiste Geld anziehen. Dementsprechend finden sich unter den Top 5 der performancestärksten Produkte der letzten 3 Jahre keine der obigen Kandidaten wieder: Platz 1 belegt mit einer Performance von rund 65 Prozent der Multiadvisor (WKN: 988634) von IPConcept, gefolgt vom Fides Europa (WKN: 577365) mit 63 Prozent - ebenfalls von IP Concept. Die Plätze drei und vier belegen der Squad Capital (WKN: A0H1HX) mit +60 Prozent und der Schroder ISF Asian (WKN: A0M6H8) mit +51 Prozent. Auf Rang 5 kommt mit +47 Prozent der Strategie Multiple Opportunities (WKN: A0M43Z) aus dem Hause Flossbach von Storch.
Vermögensverwaltung für alle
Die Vertriebsstärke des Fondshauses und die Marke scheinen also bei der Platzierung eine nicht unerhebliche Rolle zu spielen. Die Lage wird dadurch nicht einfacher, dass seit einigen Jahren bestimmte Mischfonds unter dem Label vermögensverwaltende Fonds – beziehungsweise „VV Fonds“ ? auftreten. Eine Unterscheidung zwischen den Neulingen und herkömmlichen Mischfonds ist für Privatanleger nur schwer möglich. Dies ist insofern unglücklich, als eine Studie des anerkannten Research Hauses Scope zu dem Ergebnis kommt, „dass die VV Produkte in den schwierigen Jahren seit 2007 besser als die Mischfonds abgeschnitten haben“, so Scope in AnalysisKompakt. Für Anleger wird die Situation damit zusätzlich verkompliziert.
Das zeichnet VV-Fonds aus
Neben der Frage ob Mischfonds für ihn ein geeignetes Vehikel darstellen und welche Produktkategorie zu den eigenen Vorstellungen passt, muss er sich nun auch noch mit der Identifikation von den „echten“ VV Fonds abmühen. Letztere definieren sich laut Scope wie folgt: Die Produkte müssen in mindestens drei verschiedene Anlageklassen investieren, dürfen sich nicht an bestimmten Benchmarks orientieren und müssen über ein Risikomanagement verfügen, das den maximalen Verlust begrenzen kann. Kaum ein Anleger dürfte in der Lage sein, aufgrund dieser Kriterien eine trennscharfe Auswahl vorzunehmen.
Doch es kommt noch besser. Während die Ergebnisse aus dem Vergleich zwischen VV-Fonds und Mischfonds überall auf reges Interesse stießen, wurde ein weiteres Scope-Ergebnis weitgehend ignoriert.
So sparen Sie sich Auswahl & Gebühren
Wer sein Geld jeweils zur Hälfte auf Aktien und festverzinsliche Wertpapiere aufteilt, fährt damit nämlich in vielen Fällen besser als mit einem VV- Fonds. Je nach Risikoprofil konnte nur jeder siebte beziehungsweise jeder neunte VV-Fonds in den vergangenen fünf Jahren diese simple Strategie schlagen, heißt es im ScopeAnalysis-Report 06/2012. Die Scope-Benchmark besteht zu je 25 Prozent aus den folgenden Indizes: MSCI World TR, EURO STOXX 50 TR, Citigroup WGBI TR und dem Citigroup EMU GBI TR. Zwar darf nicht verschwiegen werden, dass die Risiken hier, gemessen an der Volatilität, ebenfalls höher lagen, dafür spart sich der Anleger aber auch einen Großteil der Gebühren für das Management, denn die obige Strategie lässt sich mit ETFs sehr kostengünstig abbilden.
Keineswegs günstig
Apropos Kosten. Die Anbieter von Mischfonds lassen sich ihre Leistungen nicht selten üppig vergüten. Die beiden Dachfonds von C-Quadrat vereinnahmen neben laufenden Gebühren (von bis zu 2%, beziehungsweise 1,85%) 20 Prozent aller Erträge bei neuen Fondshöchstständen (High Watermark). Auch beim Ethna aktiv (20%) und Carmignac Patrimoine (10%) wird zusätzlich zu den fixen Verwaltungsgebühren eine Performancegebühr fällig. Letztere wird bei Erreichung einer bestimmten prozentualen Outperformance gegenüber der jeweiligen Benchmark fällig. Ein Blick auf die Total Expense Ratio (TER) kann deshalb nicht schaden. Die dort genannten Kosten fallen zusätzlich zum Ausgabeaufschlag an. Bei bekannten Mischfonds liegt alleine die TER nicht selten jenseits der 2 Prozent Marke. Das kann auf lange Sicht richtig teuer werden.
Keine Verluste, sind die halbe Miete
Die Strategie weniger auf kurzfristige Renditemaximierung zu setzen, sondern in erster Linie die Marktrisiken so gering wie möglich zu halten, hat die Mischfonds in der zurückliegenden, besonders turbulenten, Dekade populär gemacht. Tatsächlich liegt in der Risikoreduktion ihre eigentliche Stärke. Es ist daher kein Zufall, dass ihr Aufstieg mit dem Niedergang der Geldmarktprodukte und der offenen Immobilienfonds zusammenfällt. Moderate Renditen unter dem Primat des Kapitalerhalts zu erwirtschaften ist Legitimation genug. Diesem Anspruch werden viele Produkte auch gerecht. Große Fonds haben im Scope-Rating in der Tendenz übrigens besser abgeschnitten als kleine Produkte. Der Grund: Sowohl beim Risikomanagement als auch beim Research haben kleinere Fonds tendenziell weniger Kapazitäten zur Verfügung.
Fazit
Aufgrund ihrer breiten Anlagemöglichkeiten eignen sich Mischfonds vor allem für mittelfristig orientierte Investoren die sich nicht selbst um ihr Vermögen kümmern möchten. Als alleiniges Allheilmittel für den langfristigen Vermögensaufbau sind sie jedoch ungeeignet.