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Holen Sie zum K.-o.-Schlag aus

Wer in der jüngsten Zeit lediglich auf Aktien und Staatsanleihen setzte, dem war an den Börsen wenig Erfolg beschieden. Weil man demgegenüber mit Derivaten sowohl auf fallende als auch auf steigende Kurse und die Volatilität selbst setzen kann, ist das derzeitige Umfeld für Trader äußerst lukrativ. Insbesondere Knock-out-Produkte sind derzeit einen Blick wert. 

BÖRSE am Sonntag

Der Gewinner des letztjährigen „Handelsblatt“-Börsenspiels machte in nur drei Monaten aus 20.000 Euro 1,4 Mio. Euro. Solche Ergebnisse können nur mit Hebelpapieren erreicht werden. Denn mit diesen Produkten lassen sich auch mit kleinen Schwankungen große Gewinne erzielen. Und in den aktuell stürmischen Zeiten gibt es genügend Potenzial, besonders viel Geld zu verdienen: „Für Day-Trader ist die Situation sehr interessant. Je größer die Volatilität, umso mehr kann man verdienen“, so Klaus Neukert, Gewinner des „Handelsblatt“-Börsenspiels 2010 in einem Interview. Dennoch gibt es große Unterschiede zwischen den einzelnen Hebelpapieren. 

 

Die Schwelle macht den Unterschied

Der wichtigste ist sicherlich, dass klassische Optionsscheine im Gegensatz zu Mini-Futures, Knock-out-(K.-o.-)Zertifikaten und K.-o.-Optionsscheinen keine Schwelle enthalten, bei deren erreichen sie sofort wertlos verfallen. Trotzdem ist auch hier ein Totalverlust möglich: Sie sind spätestens dann wertlos, wenn sie am Ende der Laufzeit aus dem Geld liegen. Sprich: wenn der Basiswert nicht diesseits der vorab definierten Schwelle rangiert. K.-o.-Zertifikate, -Optionen und Mini-Futures haben zusätzlich eine Knock-out-Schwelle, der sie ihren Namenszusatz verdanken. Bei erreichen dieser Barriere verfallen sie sofort wertlos – teilweise wird noch ein geringer Restbetrag ausgezahlt. Knock-out-Papiere besitzen neben dem Bezugsverhältnis als weiteren Faktor einen Basispreis. Je nach Konstruktion kann dieser der Knock-out Schwelle entsprechen oder von dieser abweichen. Differiert die Knock-out-Schwelle vom Basispreis, wird bei Berühren der Knock-out-Schwelle noch ein Differenzbetrag ausbezahlt (Money-Back-Element). Sind die beiden identisch, verfällt das Papier wertlos.

 

Das K.-o.-Duo

Wie bei allen Optionsscheinen hängt auch bei K.-o.-Optionsscheinen die Entwicklung während der Laufzeit nicht nur vom Basiswert ab. Stattdessen spielen vor allem Volatilität und Zeitwertverlust unter Umständen eine große Rolle. Insbesondere gegen Ende der Laufzeit nimmt der tägliche Zeitwertverlust meist spürbar zu. Je näher der Knock-out dem aktuellen Kurs des Basiswertes liegt, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Knock-out-Schwelle überschritten wird und der Schein wertlos verfällt. Daher sind diese Optionsscheine relativ günstig im Vergleich zu Optionsscheinen, deren Knock-out-Schwelle weit vom aktuellen Kurs entfernt liegt. Analog hierzu funktionieren auch die K.-o.-Zertifikate: Um den Anleger vor der bei Futures üblichen Nachschusspflicht zu befreien, besitzen diese eine Stoppschwelle. Wird Letztere erreicht, verfallen die Zertifikate sofort wertlos. Da sich Knock-out-Zertifikate bei ihrer Preisbildung an Futures orientieren, muss im Zeitablauf ein linear abnehmendes Aufgeld bzw. Abgeld berücksichtigt werden, das die Finanzierungskosten des Emittenten bzw. die Zinserträge des Emittenten für den nicht als Sicherheitsleistung hinterlegten Kapitalanteil abzüglich eventueller Dividenden abdeckt. Im Gegensatz zu den Optionsscheinen spielen Volatilität und Zeitwertverlust bei den K.-o.-Zertifikaten kaum eine Rolle für die Preisbildung.

 

Futures im Schafspelz

Mini-Futures (Minis) funktionieren im Prinzip wie Knock-out-Zertifikate. Die wichtigsten Unterschiede sind, dass die Volatilität bei Mini-Futures überhaupt keine Rolle spielt und es auch keinen Zeitwertverlust gibt. Im Gegensatz zu K.-o.-Optionsscheinen entfällt bei Minis zudem das Aufgeld und die Knock-out-Schwelle entspricht hier nicht dem Basispreis. Das erhöht gerade derzeit die Attraktivität dieser Produkte. Denn sind K.-o.-Schwelle und Basispreis identisch, stellt das für den Emittenten ein Risiko dar, das er sich in Form eines Aufgeldes vergüten lässt. Nimmt – wie zuletzt zu beobachten – zusätzlich die Volatilität zu, erhöht sich nicht nur das Risiko für den Anleger, sondern auch für den Emittenten. Denn das Risiko des Anlegers ist auf den Einsatz begrenzt. Fällt der Basiswert aber sehr schnell und weit unter die Schwelle, geht die Differenz zulasten des Emittenten. Deshalb werden ansonsten identische K.-o.-Optionsscheine in diesen Phasen mit höherem Preis und Aufgeld angeboten.

 

Für jedes Umfeld das passende Produkt

Allein aufgrund der unterschiedlichen Produkteigenschaften lassen sich daher bereits folgende Handlungsempfehlungen ableiten: Selbst für Heavy-Trader ist der komplexe Einfluss verschiedener Faktoren auf den Preis der Optionsscheine teilweise ein Problem. Gerade diese Klientel arbeitet nämlich in der Regel mit engen Limits (Stop-Loss-Orders). Weil sie sich dabei an genau berechneten Kursmarken des Basiswertes orientieren, die korrespondierende Entwicklung des Optionspreises jedoch nicht genau ermittelt werden kann, kann es zu teuren Abweichungen kommen, weil der Stop-Loss möglicherweise zu früh oder zu spät greift.

Weniger erfahrene Anleger sollten grundsätzlich K.-o.-Zertifikate und Minis gegenüber K.-o.-Optionsscheinen bevorzugen, da deren Preisbildung transparenter ist. Eine laufende Überwachung der Positionen und das Arbeiten mit Limits gehört aber auch für diese Gruppe zu den Grundvoraussetzungen. Insbesondere in Zeiten hoher Volatilität sind diese Produkte zudem im Einkauf deutlich günstiger. Demgegenüber sind in Zeiten niedriger Schwankungsbreite K.-o.-Optionsscheine durchaus einen Blick wert: Sie sind dann vergleichsweise billig und ermöglichen es dem Anleger, zusätzlich von einer anziehenden Volatilität zu profitieren.

 

Einsatzmöglichkeiten

Heute werden Knock-out-Papiere vor allem beim Day-Trading eingesetzt. Dabei versuchen die Investoren, durch die korrekte Prognose der Entwicklung eines Basiswertes mit geringem Kapitaleinsatz eine maximale Performance zu erzielen. Demgegenüber werden diese Papiere aber auch immer noch zur Realisierung risikominimierender Strategien verwendet. So können sie etwa als Ersatz eines direkten Investments in den Basiswert dienen, indem der Großteil des vorgesehenen Anlagebetrags sicher verzinst angelegt und nur ein kleiner Teil in Knock-outs gesteckt wird. Die Hebelpapiere gewährleisten daraufhin die Partizipation an den steigenden Kursen des Underlyings, während im Gegenzug der maximale Verlust auf den Kaufpreis der Optionen begrenzt wird. Die Einführung neuer Konstruktionen ermöglicht darüber hinaus die bequeme Umsetzung einer bestimmten Marktmeinung.

 

Alles auf Gold

Ein Beispiel hiefür sind die zuerst nur auf den DAX emittierten „Stay High“- und „Stay Low“-Optionsscheine. Hier gilt: Solange der DAX bis zum Laufzeitende immer über („Stay High“) beziehungsweise unter („Stay Low“) einer festgelegten Kursmarke (dem Knock-out Level) notiert, wird der entsprechende Optionsschein bei Fälligkeit mit einem fixen Betrag zurückgezahlt – in der Regel 10 Euro. Wird der Knock-out-Level vorher verletzt, verfällt der Schein mit sofortiger Wirkung. Stark nachgefragt sind laut den Umsatzstatistiken der Euwax derzeit auch wieder Hebelprodukte auf den Basiswert Gold. Einen 4,4-fachen Hebel auf das glänzende Metall bietet derzeit ein Papier der Royal Bank of Scotland (WKN: AA2 485). Die K.-o.-Schwelle liegt bei 1.380 US-Dollar.

 

Fazit

Hebelpapiere verlangen nicht nur eine genaue Kenntnis der Funktionsweise und der mit ihnen verbundenen Risiken, sondern auch ein genaues Studium des jeweiligen Emissionsprospektes. Unabhängig von der individuellen Ausgestaltung sollte bei allen Produkten der Stand des Basiswerts und dessen Entfernung zur Knock-out-Schwelle laufend überwacht werden.