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Im Netz trennt sich die Spreu vom Weizen

Nachdem sich der Hype um Social Media und Mobile gelegt hat, ist es Zeit für eine Bestandsaufnahme: facebook ist in der Realität angekommen, lebt aber noch immer von der Hoffnung. Einstige Stars wie Groupon sind im Niedergang begriffen, während die Gewinne nicht nur bei Google explodieren.

BÖRSE am Sonntag

Die Umsätze mit Online-Werbung werden weltweit bis 2017 auf 143 Mrd. US-Dollar steigen. Im letzten Jahr dürfte das Volumen bereits bei 92 Mrd. US-Dollar gelegen haben. Die Zahlen stammen aus der aktuellen Studie „Online Advertising Forecasts“ der Firma Digital TV Research. Größter Markt für digitale Werbung sind die USA mit 40% Marktanteil, gefolgt von Großbritannien und Japan. Doch nicht nur bei den Internet-Konzernen gerät die traditionelle Ordnung ins Wanken.

Profitabler als facebook

Bereits im nächsten Jahr, so ein weiteres Ergebnis der Studie, wird China Japan als Nummer 3 ablösen. Angesichts des dynamischen Wachstums der chinesischen Online-Werbeumsätze kein Wunder: Letztere sollen sich von 2 Mrd. US-Dollar im Jahr 2010 bis 2017 auf fast 11 Mrd. US-Dollar mehr als verfünffachen. Dazu kommen Umsätze aus Online Gaming, die in China bereits heute höher liegen als in den USA. Die Nummer 1 auf dem chinesischen Markt ist der Konzern Tencent. Die Firma dürfte es 2012 auf einen Umsatz von 7 Mrd. US-Dollar und einen Gewinn von 2,7 Mrd. US-Dollar gebracht haben. Baidu, die chinesische Antwort auf Google, wird 2012 laut Analystenschätzungen 1,7 Mrd. Dollar Gewinn einfahren. Obwohl mittlerweile zumindest profitabel, kann facebook von solchen Werten bislang nur träumen.

China auch im Netz eine Macht

Es gibt weitere chinesische Player, die Jahr für Jahr steigende Gewinne ausweisen: Sina, Changyou.com und Sohu.com. Nach wie vor Verluste schreiben hingegen die Angebote Youku Tudou und Renren. Parallel zur Korrektur der überzogenen Erwartungen an facebook mussten jedoch auch die Aktien der Internet-Konzerne aus dem Reich der Mitte in den letzten zwölf Monaten hinnehmen: Sohu.com verloren um knapp 10%, Sina um 34%, Youku Tudou um 36%, Baidu um 37% und Renren sogar um 44%. Changyou.com konnte sich immerhin mit einem Miniplus von 1,5% gegen den Trend stemmen. Einzig die Gewinnmaschine Tencent konnte mit +18% kräftige Zuwächse verbuchen. Weiteren Rückenwind dürfte den chinesischen Playern die steigende Zahl der Internet-Nutzer bescheren: So wuchs deren Zahl im vergangenen Jahr laut dem China Internet Network Information Center (CNNIC) um 11% auf 538 Mio. Dies entspricht lediglich einer Penetration von 40% der Bevölkerung, sodass hier weiter Luft nach oben ist. Das chinesische Ministerium für Industrie und Informationstechnologie rechnet bis Ende 2015 mit einem Anstieg auf 800 Mio. Angesichts der Volatilität der Aktien macht für Anleger trotz der positiven Aussichten die Bündelung chinesischer Internet-Werte mit einem Zertifikat (WKN: A1A376) Sinn.

Die Russen kommen

Trotz einer ähnlich großen Bevölkerung hinkt Indien China bei der Zahl der Internet-Nutzer weit hinterher: Gerade einmal 100 Mio. Inder (8,5% der Bevölkerung) sind heute online. Zwar ist damit auch das Potenzial für weiteres Wachstum gigantisch, doch verfügt der Subkontinent über keine vergleichbare Internet-Industrie. Erwähnenswert sind hier lediglich drei Aktien: MakeMyTrip, Rediff.com und Sify. Die beiden letzteren Firmen sind jedoch deutlich kleiner als die vorgenannten chinesischen Titel und noch nicht profitabel. Die Aktienkurse sind in den letzten zwölf Monaten um 45% und 62% deutlich eingebrochen. Gleiches gilt für den Marktführer im indischen Online-Reisemarkt, MakeMyTrip. Das Unternehmen war mit vielen Vorschusslorbeeren gestartet, konnte die Erwartungen jedoch nicht erfüllen. Der Aktienkurs stürzte dementsprechend seit März letzten Jahres um rund 37% ab. Ein Investment drängt sich in keinem der drei Fälle auf. Über eine deutlich höhere Internet-Penetration (43%) und 60 Mio. Internet-Nutzer verfügt das in diesem Zusammenhang häufig übersehene Russland. Die beiden wichtigsten Player sind Mail.ru und insbesondere Yandex. In der aktuellen Analyse „Russian Internet“ empfiehlt die Credit Suisse beide Titel zum Kauf. Begründet wird dies mit der jeweils intakten Wachstumsstory, den unverändert positiven Rahmenbedingungen sowie den deutlichen Bewertungsabschlägen im Vergleich zur amerikanischen Konkurrenz.

Spreu vom Weizen trennen

Neben der Zahl der Internet-Nutzer wird in vielen Branchenanalysen mittlerweile die Zahl der facebook-Nutzer eines Landes als weitere Referenzgröße angegeben. Das mag schmeichelhaft für Mark Zuckerberg sein, für die Aktionäre ist es jedoch nur ein schwacher Trost. Denn obwohl sich der Börsenkurs der Firma in den letzten Monaten erholen konnte und das Unternehmen mit zahlreichen Maßnahmen versucht, die Monetarisierung der gigantischen Besucherströme zu verbessern, bleibt das Social Network weiterhin eine Wette auf die Zukunft: Auch wenn die Firma die hohen Gewinnerwartungen für das laufende Jahr erfüllen kann – selbst das wird von einigen Analysten bezweifelt –, liegt das KGV für 2013 bei stolzen 68. Auf Sicht der letzten zwölf Monate haben Anleger jedenfalls bereits ein Drittel ihres Einsatzes verloren und die Marktkapitalisierung beträgt noch immer über 60 Mrd. US-Dollar. Noch schlimmer hat es die Aktionäre von Groupon (–70%) und Zynga (–74%) erwischt. Einige einstige Stars haben sich mithin als Sternschnuppen entpuppt.

+475% mit einer Internet-Rakete

Demgegenüber gibt es aber auch Titel, die ihren Anlegern in den vergangenen Jahren so richtig Freude gemacht haben. Diese Titel haben eines gemeinsam: Sie sind hochprofitabel und weisen Jahr für Jahr ein großes Gewinnwachstum aus. So konnten sich die Aktionäre von Google und LinkedIn in den letzten fünf Jahren über einen Wertzuwachs von fast 90% freuen, 200% waren mit Aktien von Expedia drin und mit dem Spitzenreiter Priceline.com haben Anleger eine Performance von sagenhaften 475% erzielt. Fairerweise muss gesagt werden, dass die Turnaround Story von Priceline kaum abzusehen war. Bei den anderen Titeln ist jedoch ein stimmiges Geschäftsmodell, das nachweislich hohe Erträge und skalierbares Wachstum ermöglicht, die Basis des Erfolges. Für Anleger gilt es, genau diese Firmen zu identifizieren. Dieses Quartett ist dabei auch zukünftig eine gute Wahl.

Streuung zahlt sich aus

Einfacher und risikoärmer lässt sich an der Wachstumsstory freilich mit speziellen Zertifikaten oder Fonds partizipieren. Selbst Inhaber von Zertifikaten, die sich auf den Hype um facebook sowie Social Networks beziehen, sind so relativ glimpflich davongekommen: Mit +2% und –5% haben sich die entsprechenden Papiere der Société Générale (WKN: SG10SN) und der Deutschen Bank (WKN: DE9S0M) nicht nur in den vergangenen zwölf Monaten vergleichsweise gut geschlagen. Auch mit dem Zertifikat auf die chinesischen Internet-Werte (WKN: A1A376) sind Anleger mit –7% angesichts der herben Verluste einzelner Titel noch gut gefahren. Über ein kleines Plus in Höhe von fast 3% kann sich freuen, wer mittels des Solactive Smart Mobile Zertifikats (WKN: HV3SM1) auf den Wachstumstrend mobile Internet-Nutzung gesetzt hat.

Fazit

Ob eine neue Ära beginnt oder nicht: Firmen ohne solides Geschäftsmodell haben an der Börse nichts zu suchen – und daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Anleger, die von der digitalen Wachstumsbranche profitieren möchten, greifen am besten zu entsprechenden Zertifikaten. Eine Ausnahme von dieser Regel bildet Google. Die Firma verfügt über eine einzigartige Wettbewerbsposition gepaart mit einem hochprofitablen Geschäftsmodell und ist in allen Bereichen gut vertreten.