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Japan: Zeit zum Handeln

Die Wahl zum Oberhaus hat Japans Ministerpräsident Shinzo Abe gewonnen. Nun kann er seine Wirtschaftspolitik und Reformen durchführen, ohne von der Opposition gebremst zu werden. Erste Erfolge von „Abenomics“sind sichtbar: Die Wirtschaft wächst, in Tokio steigen die Kurse. Damit der Aufschwung nachhaltig ausfällt, muss die Regierung aber auch die strukturellen Probleme angehen.

BÖRSE am Sonntag

Die Wahl zum Oberhaus hat Japans Ministerpräsident Shinzo Abe gewonnen. Nun kann er seine Wirtschaftspolitik und Reformen durchführen, ohne von der Opposition gebremst zu werden. Erste Erfolge von „Abenomics“sind sichtbar: Die Wirtschaft wächst, in Tokio steigen die Kurse. Damit der Aufschwung nachhaltig ausfällt, muss die Regierung aber auch die strukturellen Probleme angehen.


Kein Wachstum und sinkende Preise – 22 Jahre litt die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt an Deflation. Ministerpräsident Shinzo Abe und der neue Notenbankchef Hirohiko Kuroda haben nun der ungesunden Kombination den Kampf angesagt. Die Bank of Japan wird in den kommenden zwei Jahren mit rund einer Billion Euro die Wirtschaft fluten. Bis dahin soll die Inflationsrate auf zwei Prozent steigen, derzeit beträgt die Teuerungsrate lediglich 0,3 Prozent. Gleichzeitig legt die Regierung ein schuldenfinanziertes,90 Milliarden Euro schweres Konjunkturpaket auf, das insbesondere kleineren und mittleren Betriebenzu gute kommen soll. Zudem will die Regierung die Unternehmen durch Steuersenkungen zu Investitionen motiviert werden.

Der neue Kurs in Tokio verfehlt nicht seine Wirkung. Dank eines rund 30 Prozent abgewerteten Yens steigen insbesondere die Exporte. Der Autobauer Toyota etwa verbuchte im ersten Quartal einen Absatzrekord. Experten schätzen, dass Japans Bruttoinlandsprodukt um 1,6 bis 2,5 Prozent zulegen wird. Deutschland dagegen traut der Internationale Währungsfonds nur ein Plus von 0,9 Prozent zu.

Die hellen Konjunkturperspektiven im Land der aufgehenden Sonne spiegeln sich an der Börse wider. In den vergangenen  sechs Monaten klettere der Nikkei um 48 Prozent. Damit Börsen- und Wirtschaftsaufschwung anhält, müsste Premier Abe nun aber erklären, wie er die vielen strukturellen Probleme des Inselstaates lösen will. Unter anderem sind Japans Binnen- und Arbeitsmarkt noch zu sehr reguliert. Vor allem aber fehlt bislang ein schlüssiges Konzept, wie die Rekordverschuldung von 240 Prozent und ein Haushalsdefizit von knapp Prozent zehn Prozent des Bruttoninlandsprodukts bei abnehmender Bevölkerungszahl nachhaltig abgebaut werden kann. Trotz des neuen Optimismus muss zur daher Vorsicht geraten werden, wenn es um ein Engagement in Japan geht.