Kein Platz für Gefühle
Den Markt schlagen und das kontinuierlich, das klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Und doch: Werden professionelle Handelsstrategien in ein Strategie-Zertifikat gepackt, dürfen Käufer eine Outperformance gegenüber der Benchmark erwarten. Denn viele Anleger lassen sich bei ihren Investments häufig von Gefühlen verleiten. Wir stellen interessante Strategieprodukte vor, mit denen Anleger emotionale Anlageentscheidungen vermeiden können.
Die Mehrzahl der Strategie-Zertifikate basiert auf bestimmten Kennzahlensystemen. Die Anlageentscheidungen werden ausschließlich anhand ausgewählter Selektionskriterien, beispielsweise der Dividendenrendite oder der relativen Stärke, getroffen. Während die ersten Produkte dieses Typs meist nichts anderes waren als geschickt vermarktete, statische Basket- oder Branchen-Zertifikate, hat sich dies in den letzten Jahren gewandelt. Mittlerweile lassen sich komplette Handelssysteme, komplexe Timing-Strategien oder eine umfassende Vermögensverwaltung in Form spezieller Zertifikate erwerben. Mit guten Produkten konnten Anleger in den letzten drei Jahren eine Outperformance von mehr als 20% erzielen. Die Bezeichnung Strategie-Zertifikat unterliegt jedoch keiner einheitlichen Definition und ist damit letztendlich wenig aussagekräftig.
Auf die Starken setzen
Relativ einfach nachvollziehbar und erfolgreich sind beispielsweise sogenannte Momentum-Strategien. Sie setzen darauf, dass sich ein bestehender Trend in der Zukunft weiter fortsetzt. Auf Basis eines quantitativen Modells wird daher bei der bekannten TSI-Struktur für jede in den Indizes DAX, TecDAX und MDAX enthaltene Aktie der sogenannte TSI-Faktor berechnet. Ziel ist es, regelmäßig die performance-stärksten Aktien in einem Index zu bündeln. Ob so etwas funktioniert, zeigt sich, wenn man längerfristige Zeiträume betrachtet, die auch stürmische Perioden enthalten haben. Die letzten drei Jahre waren für einen solchen Stresstest wie geschaffen. Der DAX schwankte in diesem Zeitraum stark und schaffte letztendlich ein Plus von 18%. Mit dem TSI 2-Zertifikat (WKN: DB0TS2) der Deutschen Bank war jedoch deutlich mehr drin: +40,6% und damit mehr als doppelt so viel wie mit einem Index-Tracker. Kurzfristig, auf Sicht der letzten zwölf Monate, konnte das Modell allerdings nicht überzeugen: 2011 verlor das Papier 34% und damit mehr als doppelt so viel wie der Deutsche Leitindex.
Zur richtigen Zeit
Die Gründe hierfür mögen in den außergewöhnlichen Ereignissen der zurückliegenden Krise liegen, könnten aber auch systemimmanent sein: Gerade die gut gelaufenen Aktienpositionen konnten in der Krise möglicherweise noch mit Gewinn verkauft werden und verstärkten dann in einem ohnehin schwachen Umfeld den Abgabedruck. Wie dem auch sei: Wer glaubt, dass die schlimmsten Turbulenzen hinter uns liegen, könnte den niedrigen Kurs nutzen, um auf den Momentum-Zug aufzuspringen. Schließlich erwies sich das Konzept vor allem in Aufschwungphasen als äußerst ertragreich: Von Mitte 2009 bis Anfang 2010 legte das Papier glatt eine Kursverdopplung hin.
Nur in guten Zeiten
Nicht nur das TSI-Papier, sondern auch der breite Markt hat in der Zwischenzeit einen Gutteil seiner Gewinne wieder abgegeben. Da liegt der Gedanke nicht fern, nur in guten Zeiten zu investieren und das Geld in schlechten Zeiten einfach auf dem Festgeldkonto zu parken. Tatsächlich belegen zahlreiche Studien, dass es sich auszahlt, sich nur zu bestimmten Zeiten an den Aktienmärkten zu engagieren. So verbriefte die Royal Bank of Scotland (RBS) vor Jahren ein Konzept, das davon ausgeht, dass die Performance des Aktienmarktes an den ersten und letzten Handelstagen des Monats sowie vor und nach Feiertagen überdurchschnittlich hoch ist. Das Kapital wird bei diesen Papieren dementsprechend nur an einigen Tagen eines jeden Monats investiert. Die restliche Zeit wird der Kapitalstock am Geldmarkt geparkt. Das Papier für den deutschen Markt (WKN: ABN2GB) generierte über die letzten drei Jahre jedoch lediglich ein Plus von 8%. Im abgelaufenen Jahr rutschte das Papier mit einem Minus von rund 11% ebenfalls in die Verlustzone – wobei die Abschläge etwas niedriger ausfielen als beim Deutschen Leitindex. Von einer Outperformance gegenüber dem DAX kann also unter dem Strich keine Rede sein. Sehr gut geeignet für diesen Ansatz scheint jedoch der japanische Aktienmarkt zu sein. Das Papier für diesen Markt (WKN: ABN2GD) lieferte in den letzten drei Jahren +67%, während der Nikkei-Index um rund 7% verlor.
Ein Plus von 50% in drei Jahren
Dass sich auch auf dem deutschen Aktienmarkt mit saisonalen Engagements Geld verdienen lässt, beweist das DAXplus Seasonal Strategy TRI Index open end Zertifikat des gleichen Anbieters (RBS). Bei diesem Ansatz wird das Geld Jahr für Jahr in den Monaten August und September aus dem Aktienmarkt abgezogen und geparkt. Über die letzten drei Jahre schaffte das Produkt auf diese Weise ein Plus von knapp 50% und damit eine Outperformance gegenüber dem DAX von fast 30%. Selbst im schwierigen Umfeld des vergangenen Jahres rutschte das Modell nicht ab und generierte mit +13,5% abermals ein sehr gutes Ergebnis.
Weniger Risiko, mehr Rendite?
Deutlich zurückgegangen ist zuletzt die Zahl sogenannter marktneutraler Strategie-Zertifikate. Das Konzept dieser Produkte errechnet sich aus dem relativen Performance-Unterschied zweier Underlyings (z. B. DAX gegen DivDAX). Der Vorteil: Die Wertentwicklung wird von der absoluten Marktentwicklung abgekoppelt und das funktioniert theoretisch sowohl in fallenden als auch in steigenden Märkten. In der Praxis konnte diese Gattung allerdings nur in wenigen Ausnahmefällen überzeugen. Einen anderen Weg eröffnet eine risikoadjustierte Strategie der Schweizer UBS: Die sogenannte Risk Adjusted Dynamic Alpha oder kurz RADA. Der Ansatz ist relativ komplex, da er im ersten Schritt die tägliche Ermittlung von acht Indikatoren voraussetzt, unter anderem der Volatilität von Aktienoptionen und Währungen sowie die Preisunterschiede zwischen Unternehmens- und Staatsanleihen. Anschließend wird das Geld je nach Ergebnis automatisiert in Aktien oder am Geldmarkt anlegt. Im Ergebnis kommt das Produkt (WKN: UB0C7S) für den DAX auf eine deutlich niedrigere Volatilität. Bei der Performance konnte jedoch nur kurzfristig ein Mehrertrag erzielt werden: 2011 erzielten Anleger mit dem Papier immerhin ein Miniplus (0,4%). Auf Sicht der letzten drei Jahre liegt man knapp hinter dem DAX.
Devisenmärkte immer beliebter
Auf den weltweiten Devisenmärkten wird nicht nur rund um die Uhr gehandelt. Das Volumen übersteigt das der Aktienmärkte auch um ein Vielfaches. Noch reizvoller ist für immer mehr Anleger aber die Tatsache, dass sich die Bewegungen der Währungspaare völlig unabhängig von den Aktienmärkten vollziehen. Neben den Tradern, die mit kurzfristigen Trades gehebelt auf die Entwicklung einzelner Pärchen setzen, gibt es auf diesem Gebiet auch Strategen. Letztere setzen beispielsweise auf die Aufwertung der sogenannten Rohstoffwährungen oder der Leitwährungen der Emerging Markets. Eine solchen Ansatz hat die UBS in ihrem G10 Carry-Zertifikat (WKN: UB0G10) verpackt. Konkret sieht das Modell die Anlage in die drei Währungen mit der höchsten Verzinsung vor, die durch Short-Positionen in die drei Währungen mit der niedrigsten Verzinsung gegenfinanziert werden. Berücksichtigt werden japanische Yen, US-Dollar, Euro, Neuseeland-Dollar, australische Dollar, britische Pfund, schwedische Kronen, norwegische Kronen, kanadische Dollar und Schweizer Franken. 2011 hat das nicht allzu gut funktioniert: Unter dem Strich steht für das vergangene Jahr ein Minus von rund 4%. Nimmt man die letzten drei Jahre zusammen, kommt jedoch ein ordentliches Plus von über 16% zusammen.
Fazit
Die auf dem Markt befindlichen Strategie-Zertifikate haben sich insgesamt sehr unterschiedlich entwickelt. Einige ausgewählte Papiere generieren jedoch bereits über Jahre hinweg eine signifikante Überrendite. Anleger sollten bei der Auswahl daher auf bewährte Konzepte und Emittenten setzen und die Strategie nachvollziehen können.