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Luxuriöses, nicht nur zum Fest

Gucci, Prada, Luis Vuitton & Co. schreiben bereits jetzt Rekordumsätze und das Weihnachtsgeschäft steht erst noch bevor. Der globale Markt ist jedoch Chance und Herausforderung zugleich. Welche Firmen profitieren und wo Juwelen, feinste Lederwaren, Champagner und Cashmere-Pullover gekauft werden.

BÖRSE am Sonntag

Die Zahl der Millionäre wächst weltweit kräftig. Dies führt dazu, dass die Nachfrage nach Luxusgütern trotz Schuldenkrise und Konjunktursorgen kräftig anzieht. Insbesondere asiatische Konsumenten schätzen High-End-Produkte westlicher Top-Marken. Doch davon können keineswegs alle Hersteller gleichermaßen profitieren.

Immer mehr Millionäre

Auch 2011 ist die Zahl der vermögenden Privatpersonen weiter angestiegen: Nach einem deutlichen Wachstum von 8,3% im Jahr 2010 wuchs ihre Zahl 2011 nochmals um 0,8%. Damit verfügen weltweit betrachtet 11 Mio. Menschen über ein Vermögen von mehr als 1 Mio. US-Dollar. Dies geht aus dem „World Wealth Report 2012“ der Unternehmensberatung Capgemini hervor. Für die Hersteller teurer Kleidungsstücke, Accessoires, Autos und Schmuck ist dies ein Glücksfall. Die zahlenmäßig wachsende Gruppe der Reichen sorgt für eine stetig steigende Nachfrage.

Shopping ohne Konjunktursorgen

So werden sich die Umsätze weltweit positiv entwickeln und im laufenden Jahr 2012 – mit einem Zuwachs von 7% – erstmals die Schwelle von 200 Mrd. Euro überschreiten. Das ist das Ergebnis der weltweiten Studie „Luxury Goods Worldwide Market Observatory“, die die Management-Beratung Bain & Company zusammen mit dem italienischen Luxusgüterverband Fondazione Altagamma jährlich im Frühjahr durchführt. Auch für die Zukunft zeigen sich die Autoren der Studie optimistisch: Bis Mitte des Jahrzehnts werden für Luxusmarken jährliche Umsatzsteigerungen zwischen 7% und 9% erwartet. Die Turbulenzen in der Eurozone und die Sorgen um die Konjunktur beeinträchtigen die Nachfrage nach Luxusgütern demnach kaum. Dies bestätigen Ergebnisse einer weiteren, erst Anfang Oktober veröffentlichten Studie des Konsumforschungsunternehmens Euromonitor: Zwar lässt die Nachfrage in diesem Segment im Westen etwas nach, dafür legt aber der Verkauf in den Schwellenländern deutlich zu, sodass für das laufende Jahr weiterhin mit einem deutlichen Zuwachs gerechnet wird. Auch wenn Letzterer bei Euromonitor mit 4% etwas niedriger angegeben wird.

Dreigestirn im Erfolgsrausch

Ein Blick auf die Ergebnisse der Branchenriesen zeigt, dass diese in besonderem Maße von dieser Entwicklung profitieren konnten. Eines der Schwergewichte ist zweifellos der Konzern LVMH (WKN: 853292), der vor allem für seine Marken Moët, Hennessy und Louis Vuitton bekannt ist und in über 3.000 Boutiquen weltweit edle Parfums, Weine, Spirituosen sowie Mode, Schmuck und Accessoires verkauft. Im ersten Halbjahr 2012 konnte LVMH den Umsatz um satte 26% auf 12,9 Mrd. Euro nach oben schrauben. Das operative Ergebnis kletterte dabei um 20% auf 2,66 Mrd. Euro. Die Zahlen sind durch die Übernahme des Juweliers Bulgari nicht ausschließlich auf organisches Wachstum zurückzuführen, aber nichtsdestotrotz hervorragend. In noch stärkerer Verfassung präsentiert sich das Luxusimperium Richemont (WKN: A0Q9J3), das über Marken wie Cartier, Jaeger-LeCoultre und Montblanc gebietet. Der Umsatz der Schweizer kletterte im ersten Halbjahr 2012/13 um über 20% auf 5,1 Mrd. Euro, wobei der Gewinn um mehr als 50% und stark überproportional auf  1,1 Mrd. Euro gesteigert werden konnte.

Die Asiaten kommen

Auf den ersten Blick erstaunlich ist, dass Richemont das stärkste Wachstum in Europa erzielte: Die Umsätze im Euro-Raum wuchsen mit knapp 25% deutlich stärker als in den anderen Regionen inklusive Asien. Eine Erklärung hierfür lieferte man gleich mit: Die Verkäufe in Europa wurden vor allem von asiatischen Touristen beflügelt. Eine Entwicklung, die sich mit den Ergebnissen der Studie „Luxury Goods Worldwide Market Observatory“ deckt: Wie Bain & Company mitteilte, machen die „Luxusausgaben chinesischer Verbraucher zu Hause und im Ausland inzwischen über 20% der weltweiten Luxusgüterumsätze aus“. Berücksichtigt man die asiatische Kundschaft insgesamt, liegt dieser Wert bereits heute jenseits der 50%-Marke. Weil sich mit dem hohen Wachstum in China und Südostasien die Gewichte auch innerhalb dieser Gruppe verschieben – China hat Japan als zweitgrößten Markt für Luxusgüter abgelöst – verändert sich nun das Profil der Kunden: Das Durchschnittsalter der Luxuskonsumenten in Asien nimmt ständig ab, während es in Japan, Europa und den USA steigt: „Das schnelle Wachstum beschleunigt die Veränderungen im Luxussektor noch stärker“, so Josef Ming von Bain & Company.

Nicht nur Gewinner

Komplettiert wird das Dreigestirn der breit aufgestellten Luxusgüterkonglomerate vom französischen Konzern PPR Pinault-Printemps-Redoute (WKN: 851223). Neben Top-Labels wie Gucci, Yves Saint Laurent und Bottega Veneta gehören allerdings auch Handelsketten im mittleren und unteren Preissegment zum Portfolio. Im ersten Halbjahr steigerte PPR den Gewinn mit 20,4% ebenfalls zweistellig und übertraf damit die Markterwartungen. Im Luxussegment allein lag das Plus mit 30% sogar noch höher. Von den Aktivitäten im schnöden unteren und mittleren Preissegment will man sich daher trennen. Weniger gut läuft es jedoch bei Herstellern, die nur in einzelnen Segmenten tätig sind. So veröffentlichte beispielsweise die britische Traditionsmarke Burberry (WKN: 691197) jüngst eine Gewinnwarnung und verwies dabei auf schwache Geschäfte in China. Der Aktienkurs brach daraufhin um rund 18% ein. Zwischenzeitlich hat sich das Papier zwar wieder deutlich erholt, Investoren dürfen dies aber als deutliches Warnsignal dafür interpretieren, dass die Zeiten, in denen Traditionsmarken praktisch eine Lizenz zum Gelddrucken hatten, der Vergangenheit angehören. „Luxusanbieter müssen immer mehr Märkte gleichzeitig bearbeiten, Trends früh erkennen und sich spezifisch darauf einstellen. Reagieren die Unternehmen nicht flexibel und schnell genug, können sie bei dieser Dynamik Marktanteile verlieren, statt ihre Position zu stärken“, so Ming weiter.

Glamour fürs Depot

Die hohe Nachfrage aus den Schwellenländern wird auch in Zukunft die Kassen der Edelmarken klingeln lassen, daran lassen weder die Studien von Bain & Company noch von Euromonitor Zweifel aufkommen. Allerdings sind die zugehörigen Aktien in diesem Segment bereits sehr gut gelaufen – in diesem Jahr bereits über 20%. Die Rally ist damit nicht vorbei, doch die Luft wird dünner. Am einfachsten holen sich Anleger die Luxusmarken daher breit gestreut per Fonds oder Zertifikat ins Depot. Beispielsweise mit dem renommierten Fonds Credit Suisse Equity Luxury Goods (WKN: A0NEVK), der in den letzten zwölf Monaten bereits um über 21% zulegen konnte. Noch etwas besser gefahren sind Anleger mit einem Zertifikat (WKN: BN1LUX) der BNP Paribas auf den World Luxury Index. Der Basiswert wird von der Deutschen Börse betreut und enthält ebenfalls die Aktien der 20 größten Firmen der Branche. Allerdings findet hier keine Anrechnung der Dividenden statt. Nichtsdestotrotz liegt das Plus für den 12-Monats-Zeitraum bei stolzen 23%. Sehr gut hat auch ein Fonds aus dem Hause Julius Bär abgeschnitten: Mit einer Performance von 80% über die letzten drei Jahre braucht sich das Produkt JB EF Luxury Brands EUR B (WKN: A0NCNT) der Privatbank nicht zu verstecken.

Fazit

Nicht zu vernachlässigen ist ein weiteres Ergebnis der Bain & Company Studie: „Der Luxuskonsum wird vor allem durch neues und immer mehr Geld angekurbelt.“ Davon profitiert insbesondere das „hochpreisige High-End-Segment der Luxusbranche“. Ein Investment in die großen Luxuskonzerne ist mithin auch eine Anlage, die von der Liquiditätsschwemme in besonderem Maße profitiert. In Form von Fonds und Zertifikaten gehören Luxusgüter daher nicht nur unter den Weihnachtsbaum.