Luxus-Investments - der pure Genuss
Wer in Luxusgüter investieren will, kann zwischen dem Engagement in die Aktien der großen Luxusartikelhersteller wählen und damit vom Massenkonsum der Reichen überproportional profitieren. Oder er kann für sich selbst die Freude an zeitloser Qualität und individueller Kennerschaft als den wahren Luxus entdecken.
Trotz Finanzmarktkrise wächst die Zahl der Reichen und Superreichen kontinuierlich. In ihrem „World Wealth Report“ schätzt Merrill Lynch, dass fast 10 Mio. Menschen weltweit über mehr als 1 Mio. US-Dollar verfügen. Zusammen besitzt diese privilegierte Gruppe mehr als 27 Bio. Euro und damit das Zwölffache des deutschen Bruttoinlandsprodukts aus dem Jahr 2006.
Getrieben durch den Rohstoffreichtum Russlands und den Boom des produzierenden Gewerbes in Indien und China wächst die Zahl der Millionäre in den Schwellenländern nach wie vor besonders stark. Vor allem Chinas wachsende Schicht der Wohlhabenden wird die Nachfrage nach Luxusgüterproduzenten in den kommenden Jahren maßgeblich bestimmen.
Die global wachsende Oberschicht sucht nach Statussymbolen zur Selbstinszenierung und Abgrenzung. Luxusartikelhersteller mit besonders starken bzw. populären Markenamen profitieren von dieser Entwicklung vor allem in diesem Jahr weit überdurchschnittlich.
Über eine Investition etwa in die Aktie des französischen Weltmarktführers LVMH (ISIN: FR0000121014) oder der schweizerischen Richemont-Gruppe (ISIN CH0045039655), die sich beide seit etwa zwei Jahren in einem kräftigen Aufwärtstrend befinden, können Anleger von der rapide steigenden Nachfrage der Reichen nach Lederwaren von Louis Vuitton, Champagner von Dom Perignon, Juwelen von De Beers oder Parfüms von Dior profitieren.
Wahrer Luxus ist persönlicher Genuss
Man muss nicht reich sein, um Luxus genießen zu können. Und nicht jede Investition in Luxusgüter muss sich letztlich in einem Wachstum der Rendite niederschlagen.
Fantasievoller, genussreicher und damit langfristig zufriedenstellender als die Spekulation auf den Luxuskonsum der Wohlhabenden ist die ganz persönliche Definition dessen, was Luxus im Rahmen der individuellen Bedürfnisse und jeweiligen finanziellen Möglichkeiten sein kann. Luxus ist relativ, wenn man ihn als Genuss auffasst. Wer das versteht, sucht nicht mehr nach den neuesten massenproduzierten Statussymbolen der Standardmarken, sondern nach dauerhafter Qualität und erfrischender Originalität, die nur in den Nischen gedeihen. Auf dieser spannenden Suche stößt man schließlich nicht mehr auf die wechselhaften Launen und Moden der Konsumenten, sondern auf Kennerschaft, Liebhaberei und Enthusiasmus relativ weniger, den zuverlässigsten Garanten für die Langlebigkeit einer Investition in wahren Luxus.
Der Genuss an einer Patek ist unvergänglich
Etwa 80% alle Nobel-Armbanduhren aus der Schweiz sind als Kapitalanlage ungeeignet. Denn: Sie sind für ein Massenpublikum konzipiert, dass sich mehr am modischen Diamantenbesatz, der technologischen Materialschlacht und dem bloßen Markenamen orientiert als an geistreicher technologischer Innovation und zeitlos elegantem Design.
Auch die berühmte Genfer Manufaktur Patek Philippe bietet ihren Kunden reich geschmückte Hingucker in handwerklich höchster Qualität. Doch wahre Kennerherzen werden erst schwach bei den genialen Konstruktionen von Komplikationen wie dem ewigem Kalender, dem Tourbillon und der Minutenrepitation, die die Ingenieure des Familienunternehmens noch vor der Einführung computergesteuerter CAD-Anlagen ersonnen und gefertigt haben und die zweifellos große technologische Errungenschaften sind. Aufgrund dieser einmaligen Leistungen der Ingenieurskunst werden vor allem für die großen Komplikationen aus dem vorcomputerisierten Zeitalter auf Auktionen immer höhere Millionensummen geboten.
Aber, und das wird oft übersehen, Patek Philippe hat zum Beispiel in den 50er-Jahren des 20. Jahrhundert vergleichsweise einfache Automatikuhren höchster Innovationskraft gefertigt, deren puristisches und überaus elegantes Design noch heute Maßstäbe setzt. Diese frühen Modelle der Calatrava-Serie sind Klassiker, die im Glücksfall bereits ab etwa 5.000 bis 6.000 Euro auf Auktionen und bei autorisierten Fachhändlern erworben werden können. Die Investition lohnt sich: Im Tresor aufbewahrt werden sie ihren Marktwert im Laufe der Zeit kontinuierlich steigern. Und am eigenen Handgelenk getragen verleihen sie ihrem Besitzer das luxuriöse Gefühl, mit einer großen Epoche der Innovationskraft und des sensiblen Gespürs für dezente und dennoch charakteristische Ästhetik verbunden zu sein.
Der Schatz von Islay
Schottische Whiskys zählen zu den erlesensten Genussmitteln überhaupt und sind wegen ihres Ruhmes in aller Munde. Aber ihre anhaltende Popularität hat dafür gesorgt, dass viele Destillerien, darunter auch die klangvollsten Namen der Branche, sich bereits seit Jahren auf die Massenproduktion konzentrieren. Kenner und Liebhaber bedauern daher schmerzlich den fortschreitenden Verlust der großartigen, überaus komplexen und regional verschiedenen Aromen, die oft einer schieren Sherry-Süße gewichen sind.
Doch auf der schottischen Insel Islay werden die Whisky-Enthusiasten noch fündig. Zwar ist auch hier nicht mehr alles Gold, was prächtig im Glas funkelt. Aber der Inselcharakter der Islay-Whiskys ist nach wie vor völlig unverwechselbar und eigenständig: Der intensive Geruch und Geschmack nach Jod und Seetang, nach Torffeuer und Salzwasser, nach Teer und Phenolen, der von einer dezenten Süße getragen wird, spaltet die Whiskytrinker-Nation in Liebhaber und Hasser.
Trotz ihres gemeinsamen Grundcharakters produzieren die acht Islay-Destillerien jeweils ihren eigenen Aroma-Kosmos, groß genug, um ihm ein Genießerleben zu widmen. Leidenschaftliche Genuss-Investoren finden den wahren Schatz von Islay allerdings bei den Abfüllungen aus früheren Zeiten vor der Massenproduktion. Zu den größten geschmacklichen Herausforderungen zählen dabei zweifellos die Whiskys von Ardbeg, die bis 1974 hergestellt wurden. Kühn und prächtig, ungeheuer vielschichtig und schwermütig wie ein abgedankter Monarch sind nicht nur die lange Jahre im Eichenfass gereiften Abfüllungen, sondern bereits alte zehnjährige Standardabfüllung, für die Kenner gerne bis zu 1.000 Euro zahlen. Tendenz stetig steigend, denn obwohl Ardbeg nach langer Pause wieder wunderbare Whiskys produziert, ist dieser alte und erhabene Charakter für immer verloren gegangen.
Fazit
Wer bei einem Luxusinvestment in erster Linie an die Rendite denkt, der ist mit den Aktien der großen Luxusartikelhersteller etwa von LVMH und Richemont bestens bedient, denn hier spricht der Trend für weiterhin fabelhafte Geschäfte. Wer aber Luxus als persönlichen Genuss auffasst, der findet jenseits der ausgetretenen Pfade des internationalen Mainstreams wahre Schätze, deren substanzieller Wert durch die Wertschätzung der Kenner und Enthusiasten kontinuierlich vermehrt wird.