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Luxusausstattung zahlt sich aus

Rolex, Tiffany, Louis Vuitton und Prada – diese Namen sorgen nicht nur bei Damen für strahlende Augen. Die Umsatz- und Gewinnentwicklung der großen Luxusgüterhersteller versetzt so manchen in Verzücken. Doch nicht nur an Weihnachten kann sich etwas Glanz im Depot lohnen.

BÖRSE am Sonntag

Das Vermögen der globalen privaten Haushalte konnte 2010 laut einer Allianz-Studie nicht nur deutlich zulegen, sondern überstieg auch das Vorkrisenniveau klar. Trotz der Turbulenzen in Europa hat sich dieser Trend auch im laufenden Jahr fortgesetzt. So stieg allein das Geldvermögen der privaten Haushalte in Deutschland nach Angaben der Deutschen Bundesbank im ersten Halbjahr um über 80 Mrd. Euro. Davon profitiert vor allem die Luxusbranche.

Die Kundschaft wächst

Denn die Zahl der Reichen wächst besonders schnell: Weltweit kletterte die Zahl der Dollar-Millionäre 2010 um über 12% auf rund 12,5 Mio. Parallel dazu wird auch der Markt für Luxusgüter 2011 erneut zweistellig wachsen: „Die Umsätze der Branche werden in diesem Jahr um 10% auf insgesamt 191 Mrd. Euro steigen“, so Bain & Company anlässlich der Vorstellung der „10. Luxury Goods Worldwide Market“-Studie. Dazu passen die jüngsten Meldungen aus den Unternehmen. Trotz der zu erwartenden Auswirkungen der Finanzkrise und der hohen Vergleichsbasis des Vorjahres gab sich der Schweizer Richemont-Konzern für die zweite Jahreshälfte des laufenden Geschäftsjahres optimistisch: Der operative Gewinn für das Geschäftsjahr dürfte deutlich über dem des letzten Jahres liegen, so Konzernchef Johann Rupert kürzlich. Auch die langfristige Wachstumsprognose für die gesamte Branche haben die Analysten von Bain & Company nach oben korrigiert: Bis 2014 erwarten sie nun für den Luxussektor ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 6% bis 7%.

Die größten Luxusimperien der Welt

Insbesondere die großen Luxusgüterkonzerne können von dieser Entwicklung profitieren. Sie verfügen über das notwendige Know-how und das Kapital, um die aufwendigen Marketing-Kampagnen und Flagship-Stores rund um den Globus zu finanzieren. Die unumstrittene Nummer 1 ist LVMH. Der Umsatz der Franzosen beträgt 20,3 Mrd. Euro, der Gewinn vor Steuern rund 4,8 Mrd. Euro. Der Konzern mit einer Marktkapitalisierung jenseits der 50-Mrd.-Euro-Marke beschäftigt 83.000 Mitarbeiter und besitzt über 60 Top-Marken: Louis Vuitton, Bulgari, Moët & Chandon, Dom Pérignon, Veuve Clicquot, Donna Karan, Givenchy, Fendi, TAG Heuer und Hublot. Die Nummer 2 ist – gemessen am derzeitigen Börsenwert von 16,2 Mrd. Euro – die französische Traditionsmarke Christian Dior, die insbesondere für ihre gleichnamige Mode- und Parfumlinien bekannt ist. Nummer 3 ist mit einem Börsenwert von 15,3 Mrd. Euro die Schweizer Firma Richemont. Die offizielle Firmenbezeichnung lautet Compagnie Financière Richemont. Dahinter verbirgt sich wie bei LVMH ein ganzes Konglomerat an Luxusmarken, beispielsweise die Uhrenhersteller A. Lange & Söhne, IWC und Jaeger-LeCoultre, aber auch breiter aufgestellte Luxusmarken wie Cartier, Chloé, Dunhill und Montblanc. Erst auf Platz 4 liegt mit einem Börsenwert von rund 12,8 Mrd. Euro Pinault-Printemps-Redoute (PPR) – der Eigner von Gucci, Puma, Yves Saint Laurent, Stella McCartney, Alexander McQueen und seit Kurzem auch von Brioni.

Übernahmen treiben Kurse

Weil der Aufbau neuer Marken äußerst kostspielig und langwierig ist, sind die Markteintrittsbarrieren trotz der Attraktivität des Segments vergleichsweise hoch. Vielen kleineren Playern fehlt es schlichtweg an der Vertriebsorganisation und an der Finanzkraft, um im Wettbewerb mit den großen Gruppen mithalten zu können. Besitzen sie wie Bulgari oder Brioni eine starke Marke, werden diese immer häufiger das Ziel von Übernahmen. Entsprechende Spekulationen ranken sich auch um eine ganze Reihe weiterer Top-Marken, wie beispielsweise den US-Juwelier Tiffany, die deutsche Modekette Hugo Boss und die französische Legende Hermès. Neben den hervorragenden Geschäftszahlen dürfte auch die Konsolidierung des Marktes bei den Luxusaktien selbst für steigende Preise sorgen.

Emerging Markets versprechen weiteres Wachstum

Auch der Aufstieg der Schwellenländer ist für die Luxusbranche ein Segen. Die westlichen Statussymbole finden vor allem in Asien reißenden Absatz: Die chinesischen Konsumenten stehen bereits heute für 20% des weltweiten Luxusmarktes. Gerade dort wächst die Oberschicht zudem besonders stark. Mittlerweile leben über 1 Mio. Reiche in China – im Jahr davor waren es erst 670.000. Das geht aus dem aktuellen „Global Wealth Report“ der Beratungsgesellschaft Boston Consulting Group hervor. Ähnlich sieht die Entwicklung in Indien und anderen aufstrebenden Emerging Markets aus. Während im Westen Plagiate in großem Stil importiert und verkauft werden, schätzt gerade die wachsende Schicht der Wohlhabenden in den aufstrebenden Nationen die luxuriösen Originale aus dem alten Europa. So könnte der internationale Markt für diese kleinen und großen Schätze bis zum Jahr 2014 laut der Studie von Bain & Company auf ein Volumen von 225 Mrd. Euro anschwellen.

Spezielle Körbe für Markenfetischisten

Am einfachsten holen sich Anleger die Luxusmarken per Fonds oder Zertifikat ins Depot. Beispielsweise mit dem Solactive Luxus & Lifestyle TR Zertifikat (WKN: DR0NUM). Die Laufzeit des Trackers ist unbegrenzt. Im Index werden nach Angaben des Emittenten die 20 höchst kapitalisierten Unternehmen gebündelt – die wiederum aus einem Pool von insgesamt 150 in einer Vorauswahl ermittelten Firmen stammen. Die Gewichtung im Index wird, wie auch die Zusammensetzung des Barometers an sich, vierteljährlich überprüft. Dieses aktive Management lässt sich der Emittent mit 1,5% Management-Gebühr pro Jahr vergüten. Die Performance konnte bislang überzeugen: Für die letzten drei Jahre weist das Papier ein Plus von über 135% aus. Zum Vergleich: Der EURO STOXX 50 rangiert im gleichen Zeitraum noch immer mit 12% deutlich im Minus. Ebenfalls gut gefahren sind Anleger mit einem Papier (WKN: BN1LUX) der BNP Paribas auf den World Luxury Index. Der Basiswert wird von der Deutschen Börse betreut und enthält ebenfalls die Aktien der 20 größten Firmen der Branche. Allerdings findet hier keine Anrechnung der Dividenden statt. Nichtsdestotrotz liegt das Plus für den 3-Jahres-Zeitraum auch hier bei stolzen 112%. Sehr gut hat auch ein Fonds aus dem Hause Julius Bär abgeschnitten: Mit einer Performance von 126% für die letzten drei Jahre liegt das Produkt JB EF Luxury Brands EUR B (WKN: A0NCNT) der Privatbank nur knapp hinter dem Solactive-Zertifikat.

Luxus macht Depot stabiler

Die Betrachtung der Performance während der zurückliegenden drei turbulenten Jahre bestätigt die These, dass die Luxuskonzerne weit weniger von der allgemeinen Konjunktur abhängig sind, als die Massenhersteller. Zwar mussten auch sie in den Krisenjahren Einbußen hinnehmen, im Vergleich mit anderen Segmenten fielen diese jedoch deutlich milder aus. „Trotz der Schwierigkeiten durch die internationalen Turbulenzen und die wirtschaftliche Unsicherheit erfährt der Luxussektor eine Art Antikrise”, so Dr. Rudolf Pritzl, Partner und Konsumgüterexperte bei Bain & Company. „Wenn die Luxusmarkenhersteller jetzt weiterhin so flexibel agieren wie während des Wirtschaftsaufschwungs, wird der Sektor nach unserer Einschätzung auch künftig andere Kategorien übertreffen können.”

Fazit

Die Streuung über die großen Luxuskonzerne, die international über eine starke Stellung verfügen und damit in hohem Maße von dem Aufstieg der Schwellenländer profitieren, lassen die vorgestellten Zertifikate und Fonds attraktiv erscheinen. Im Gegensatz zu Unterhaltungselektronik, Autos und anderen Konsumgütern spielen in diesem Segment Tradition und das Image eine überragende Rolle. Beide Faktoren können kurz- bis mittelfristig weder kopiert noch anderweitig kompensiert werden. In dieser Form gehören Luxusgüter also nicht nur unter den Weihnachtsbaum.