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Nur Palladium kann glänzen

Die Preise für Edelmetalle kamen im bisherigen Jahresverlauf mächtig unter die Räder. Gold –17%, Silber –27% und Platin –5%. Nur Palladium konnte bisher mit einem Plus von rund 7% glänzen. Wer in Edelmetalle investiert, sollte sich jedes einzelne Metall und dessen Anlageumfeld genauer ansehen.

BÖRSE am Sonntag

Gold hat seinen Nimbus als sicheren Hafen verloren. Spätestens seitdem das gelbe Metall Mitte April an einem Tag knapp 10% seines Wertes verloren hat, ist klar: Gold ist nicht mehr krisensicher. Wer hätte das gedacht? In vergangenen Jahren stieg der Preis immer weiter nach oben und erreichte im September 2011 mit 1.920 Dollar pro Feinunze (31,1 Gramm) seinen Rekordstand. Danach ging es bergab. Zu Beginn dieses Jahres stand der Kurs bei knapp 1.700 Dollar. Von seinem heftigen Einbruch im April auf rund 1.350 Dollar konnte sich das populäre Edelmetall nur wenig erholen, derzeit notiert es bei rund 1.400 Dollar.

Starke Nachfrage bei Privatanlegern

Experten gehen davon aus, dass große Goldverkäufe von institutionellen Investoren die Preise haben einstürzen lassen. Von Januar bis April verkauften laut einer Analyse der Deutschen Bank Exchange Traded Funds (ETFs) und Exchange Traded Commodities (ETCs), die mit physischem Gold hinterlegt sind, Gold im Wert von insgesamt 18 Mrd. Dollar. Allein im April waren es 8,8 Mrd. Dollar. Andererseits finden offenbar immer noch viele Privatanleger Gold attraktiv. Nach einer aktuellen Statistik des World Gold Council, einer globalen Lobby-Organisation der Goldminenindustrie, ist die Nachfrage nach Gold in Form von Barren und Münzen im ersten Quartal dieses Jahres 8% höher als im gleichen Vorjahreszeitraum. Die Nachfrage nach Goldmünzen stieg sogar um 18%.

In welche Richtung sich der Goldpreis künftig entwickelt, ist unklar. Während die einen angesichts des niedrigen Zinsniveaus und der ultralockeren Geldpolitik der Notenbanken von einem fundamental guten Investment-Umfeld sprechen, glauben die anderen, dass institutionelle Investoren weiterhin viel Gold verkaufen und damit den Preis auch künftig unter Druck setzen werden. Thorsten Proettel, Edelmetallexperte der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW): „Die Umschichtung der Investoren in Aktien macht auch vor Gold nicht halt. Zudem sind die Wirtschaftswachstumsraten in China, das ein wichtiger Goldmarkt der Welt ist, nicht so gut, wie noch vor Kurzem erwartet. Der schwächer gewordene Einkaufsmanagerindex aus dem Reich der Mitte passt dabei ins Bild“, nennt der Experte Argumente, die gegen einen steigenden Preis sprechen. Seiner Meinung nach werden sich die Käufe und Verkäufe in diesem Jahr unterm Strich ausgleichen, er erwartet beim Goldpreis nur wenig Bewegung. Die Rohstoffanalysten der LBBW prognostizieren für das dritte und vierte Quartal 2013 einen Goldpreis von 1.350 Dollar.

Silber mit Aufwärtspotenzial

Noch härter als Gold traf es in den vergangenen Monaten Silber. Im Mai sank der Preis für eine Feinunze mit rund 22 Dollar auf den tiefsten Stand seit mehr als zweieinhalb Jahren. Dieses Jahr verlor das weiße Metall rund 27% seines Wertes. Im April war es sogar innerhalb von zwei Tagen um 20% gefallen. Silber ist generell schwankungsintensiver als Gold, da es weit stärker von der globalen Konjunktur abhängig ist. Der Grund: Silber wird stark in der industriellen Verarbeitung verwendet. Etwa bei Batterien, Kugellagern, Lötdrähten, chemischen Katalysatoren, in der Elektronik und in der Photovoltaik. Die wichtigsten Abnehmer des Metalls sind die Hersteller von Elektronikgeräten sowie der Automobil- und Flugzeugbau. In den vergangenen Jahren ist das weiße Metall zudem immer stärker als Anlageklasse in den Fokus gerückt, was analog zu Gold auf die Etablierung von börsengehandelten Indexfonds mit physischer Hinterlegung von Silberbarren zurückzuführen ist. Für dieses Jahr sehen viele Experten nach der deutlichen jüngsten Preiskorrektur bei Silber das größte Erholungspotenzial unter den Edelmetallen. Die LBBW prognostiziert, dass Silber (aktueller Kurs: knapp 23 Dollar) im vierten Quartal 2013 bei 25 Dollar notieren wird. Die Rohstoffexperten der Commerzbank gehen sogar davon aus, dass der kleine Bruder des Goldes im vierten Quartal bei 30 Dollar stehen wird.

Platin und Palladium für die Autoindustrie

Ähnlich wie Silber werden auch die beiden anderen Edelmetalle Platin und Palladium industriell verarbeitet. Sie sind ein wichtiger Rohstoff für die Autoindustrie. Wie das Schwestermetall Platin wird auch Palladium vor allem als Ausgangsmaterial in Abgaskatalysatoren eingesetzt. Das hellgrau schimmernde Metall wandelt giftiges Kohlenstoffmonoxid in weniger gefährliches Kohlenstoffdioxid um. Im Gegensatz zu den anderen Edelmetallen stiegen in den vergangenen Monaten die Preise für Palladium. Im Sommer 2012 wurde eine Feinunze für rund 600 Dollar gehandelt. Derzeit liegt der Preis bei 750 Dollar und damit 25% höher. Der Goldpreisabsturz im April zog auch Palladium ein Stück weit nach unten, das innerhalb von zwei Tagen 80 Dollar abgab. Anschließend ging es jedoch wieder steil nach oben. „Das spricht für eine starke Beachtung der Fundamentaldaten durch die Marktteilnehmer, die eher für steigende Preise sprechen“, verweist Proettel auf das Aufwärtspotenzial dieses Edelmetalls.

Die Preise von Palladium und Platin sind stets im Zusammenhang mit der Konjunkturentwicklung in China zu sehen. Nach Stückzahlen ist das Land mittlerweile der weltgrößte Automarkt. So wurden in den vergangenen zwölf Monaten insgesamt rund 20 Mio. Fahrzeuge im Reich der Mitte abgesetzt. Die Rohstoffanalysten der LBBW rechnen für dieses Jahr mit einem neuen Absatzrekord und einem entsprechend hohen Palladiumbedarf der Autoindustrie.

„Mit einem voraussichtlichen Anteil von rund 66% an der Gesamtnachfrage in diesem Jahr ist die Verwendung in der Kfz-Branche das dominierende Einsatzgebiet von Palladium“, sagt Proettel. Weiterhin werde das Metall in der Elektrotechnik und in der chemischen Industrie verwendet, was zusammen 17% der Nachfrage ausmache. Der Rest entfalle auf die Dental- und Schmuckbranche sowie auf Investoren.

Palladium immer gefragter

Platin, das aktuell 1.470 Dollar pro Feinunze kostet, ist derzeit fast doppelt so teuer wie Palladium. Wegen des boomenden Palladiums verliert Platin als Industriemetall immer mehr an Bedeutung. Das Anlegermagazin „Börse Online“ berichtete jüngst, dass die Automobilindustrie in diesem Jahr Schätzungen zufolge nur noch 90 Tonnen Platin, aber 210 Tonnen Palladium abrufen werde. Vor der Finanzkrise hätten beide Metalle noch gleichauf gelegen. Andererseits habe Platin in der Schmuckindustrie klar die Nase vorn. Ein wichtiger Preisfaktor sind sowohl bei Platin als auch bei Palladium die Produktionsverhältnisse in den Abbauminen. So liegen rund drei Viertel der Minen in Südafrika. Durch einsetzende Streiks kann sich das Angebot des Rohstoffs verknappen, was letztlich zu höheren Preisen führen kann.

Fazit

Edelmetall ist also nicht gleich Edelmetall. Anleger sollten sich ein genaues Bild über das jeweilige Metall und den entsprechenden Markt verschaffen. Neben dem physischen Erwerb des Edelmetalls ist es möglich, börsengehandelte Produkte zu kaufen. Dazu gehören Aktien der entsprechenden Minenunternehmen, ETFs, Zertifikate und ETCs. Bei Aktien von Unternehmen ist zu beachten, dass der Erfolg des Unternehmens die Wertentwicklung stärker beeinflusst als der Metallpreis.