Rohstoffe glänzen wieder
Die meisten Marktteilnehmer gehen derzeit davon aus, dass die Geldpolitik der wichtigsten Zentralbanken noch expansiver wird. Der Goldkurs konnte im Zuge dessen bereits zulegen – weitere Rohstoffe profitieren ebenfalls von der Flucht in Sachwerte. Auch von anderer Seite kommen für den Rohstoffsektor positive Nachrichten.

Im ersten Halbjahr gerieten die Rohstoffnotierungen fast durch die Bank unter die Räder. Der viel beachtete S&P GSCI verlor beispielsweise zwischen dem 1. Januar 2012 und dem 30. Juni 2012 rund 16%. Nur wenige Wochen später hat sich das Bild jedoch nahezu komplett gewandelt.
Agrargüter gefährlich teuer
Die Rohstoffpreise haben stark zugelegt und die Verluste mehr als wettgemacht: Der S&P GSCI Index konnte seit Ende Juni um rund 22% zulegen und rangiert damit über seinem Jahresanfangswert (YTD). Auch Gold als klassischer sicherer Hafen zog zuletzt wieder an und liegt auf Jahressicht über 8% im Plus. Enorme Steigerungsraten verzeichneten jüngst auch die Agrargüter. Aufgrund einer starken Dürre in den USA, dem größten Lebensmittelproduzenten der Welt, sind die Preise für Mais und Soja extrem angestiegen.
Nicht alles taugt zur Geldanlage
Die moralischen Bedenken, die mit einer Spekulation auf Nahrungsmittelpreise verbunden sind, wurden in den vergangenen Wochen und Monaten heiß diskutiert. Für das Gros der Privatanleger ist die Spekulation mit Mais, Soja & Co. aber aus einem anderen Grund wenig interessant. Denn tatsächlich lässt sich wegen der Eigenheiten des physischen Güterhandels mit Nahrungsmitteln und bestimmten anderen Rohstoffen nur kurzfristig spekulieren. Der Grund dafür sind die Terminkontrakte, mit denen man überhaupt erst die Möglichkeit erhält, an einer bestimmten Notierung zu partizipieren. An dieser Stelle wurden die Probleme, die beim Rollen der Positionen entstehen können, bereits ausführlich erläutert. Demgegenüber sei die Anmerkung gestattet, dass Anlagekapital lediglich Trends verstärkt, aber nicht auszulösen vermag. Die steigenden Preise für Nahrungsmittel werden stattdessen maßgeblich durch die Verarbeitung der Rohstoffe zu Biosprit und Futtermitteln für die Fleischproduktion sowie das weltweite Bevölkerungswachstum verursacht. Wir beschränken uns daher auf die Feststellung, dass ein Investment in einzelne Agrargüter für Privatanleger – unabhängig von ethischen Erwägungen – ohnehin nur kurzfristig und in Ausnahmefällen eine interessante Option darstellt.
Es ist nicht alles Gold, was glänzt
Auch die beharrlich postulierte These, dass die Beimischung von Rohstoffen die Stabilität eines Portfolios erhöht und damit das Verhältnis von Risiko und Ertrag verbessert, galt in den letzten Jahren nicht mehr: Legt man die Charts des S&P GSCI und des amerikanischen S&P 500 übereinander, stellt man rasch fest, dass just seit Ausbruch der Finanzkrise 2007 ein Gleichklang zwischen den Güter- und Kapitalmärkten herrscht. Das Bild ändert sich jedoch, wenn man die Entwicklung von Goldpreis und Aktienkursen vergleicht: Seit Anfang 2007 hat sich der Preis für Gold von gut 600 US-Dollar auf heute rund 1.700 US-Dollar nahezu verdreifacht. Der DAX hingegen stand damals wie heute bei gut 7.000 Punkten und auch der Dow Jones kommt nur auf ein mageres Plus.
Mangelndes Vertrauen als Kurstreiber
Trotz solcher Ergebnisse sollten Anleger nicht darauf verzichten, qualitativ hochwertige Aktien zu kaufen beziehungsweise zu halten. Angesichts der weiteren Entwicklung im Rahmen der Schuldenkrise kann es jedoch sinnvoll sein, zusätzlich einen Teil des Vermögens in Gold zu investieren. Im Gegensatz zur landläufigen Meinung schützt Gold zwar nicht generell vor Inflation – „in vielen Jahren haben Anleger nach Abzug der Inflation Minus gemacht“, stellte der unabhängige Dienstleister „Finanztest“ fest (07/2010) –, im gegenwärtigen Umfeld dürfte die Notierung jedoch weiter deutlich zulegen können. Die niedrigen Zinsen sowie die starke Ausweitung der Geldmenge sind dabei lediglich der Nährboden für den kontinuierlichen Preisauftrieb des begehrten Metalls – nicht jedoch dessen Ursache. Letztere ist vielmehr in den weltweiten Ungleichgewichten und der aus dem Ruder gelaufenen Verschuldung zahlreicher Staaten zu suchen. „Gold wird getrieben durch die Unsicherheiten des Finanzmarkts auf Jahressicht nach Einschätzung der Experten stark zulegen“, so die Meinung der Einkaufsmanager der größten Unternehmen der DACH-Region in einer Umfrage von Spring Procurement. Wie die Gradzahl beim Fieber ist der Goldpreis also eher ein Maß für die Schwere der Erkrankung. Oder anders ausgedrückt, für den Vertrauensverlust in das Zentralbankensystem.
So kaufen Sie steuerfrei
Wer Gold kauft, sollte dabei einiges beachten. Steuerlich am günstigsten sind derzeit zweifelsfrei Münzen und Barren. Einerseits fällt beim Kauf derselben keine Mehrwertsteuer an, anderseits können eventuelle Kursgewinne nach Ablauf der Spekulationsfrist steuerfrei vereinnahmt werden. Die Hersteller von Barren und Münzen erheben für die Herstellungskosten allerdings ein Aufgeld. Hier gilt: Je größer die Einheit, desto weniger fällt dieses ins Gewicht. Weitere Kosten entstehen eventuell für die Verwahrung – beispielsweise im Schließfach. Ohne die beiden letztgenannten Posten kommen Anleger beim beliebten Xetra-Gold aus. Dabei handelt es sich um eine Inhaberschuldverschreibung der Deutsche Börse Commodities, die mit physischem Gold unterlegt ist und börsentäglich gehandelt wird. Zweifellos hat dieses Konstrukt viele Vorteile, jedoch auch einen Nachteil: Die steuerliche Behandlung ist nach wie vor umstritten. Es besteht die Gefahr, dass Xetra-Gold steuerlich wie Goldminenaktien oder Zertifikate behandelt wird. Unabhängig von der Haltedauer fallen Gewinne dann unter die Abgeltungsteuer (zzgl. Solidaritätszuschlag und evtl. Kirchensteuer). Neben Gold könnten mittelfristig aber auch andere Edelmetalle Chancen bieten.
Rohstoffpreise deuten auf Erholung hin
„Für Platin und Silber erwartet man, dass in den nächsten sechs Monaten kaum Preisveränderungen vollzogen werden, danach aber ein deutlicher Anstieg erfolgen wird“, so die Einschätzung der Einkaufsmanager laut Spring-Procurement-Umfrage. Allerdings sind diese Güter steuerlich deutlich schlechter gestellt: Silber, das Gold des kleinen Mannes, wird selbst in Form von Münzen, die als Zahlungsmittel gelten, mit 7%-Mehrwertsteuer belegt – herkömmliche Barren sogar mit 19%. Beim Kauf von Platin- oder Palladiummünzen werden wie für Barren einheitlich 19% Mehrwertsteuer erhoben. Sowohl der Silber- als auch der Platinpreis werden jedoch weniger von dem Appetit der Anleger beeinflusst als von der Nachfrage der Industrie. Unter diesem Aspekt sind die Ergebnisse der Spring-Procurement-Umfrage eine echte Überraschung, denn die Einkäufer der Großunternehmen zeigten sich nicht nur für die Edelmetalle mittelfristig optimistisch.
Frühindikatoren schalten auf Grün
Die Großunternehmen sehen auch insgesamt eine robuste Rohstoffnachfrage. Laut den befragten Einkaufsmanagern zeigt der Trend mittlerweile wieder nach oben. Darauf deuten beispielsweise die Einschätzungen zur Ölpreisentwicklung hin – ein wichtiger Indikator. Die Befragten rechnen beim Rohöl mit einem Anstieg von 6% im nächsten Halbjahr. Es passt daher ins Bild, dass der Preis für Kupfer – der unter Experten ebenfalls als Frühindikator gilt – im letzten Monat um über 3% zulegen konnte und der US-Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe im August stärker zulegen konnte als erwartet. Die Vorzeichen für eine Fortsetzung der Aufholjagd an den Rohstoffmärkten stehen daher gut.
Fazit
Für Anleger stellt sich jedoch trotz aller Finanzinnovationen die Frage, wie man Rohstoffe am besten in das Portfolio integriert. Insbesondere die Spekulation auf einzelne Güter birgt große Risiken. Gut gemanagte Commodity-Fonds sind für Privatanleger daher keine schlechte Wahl. Zusätzlich sollten Anleger Edelmetalle – allen voran Gold – ob ihrer Ausnahmestellung berücksichtigen. Goldmünzen und -barren sollten aufgrund der steuerlichen Vorteile bevorzugt werden.