So machen Sie Ihr Depot fit für 2011
Die deutsche Konjunktur brummt und das spiegelt sich auch in den Unternehmensgewinnen wieder. Glaubt man den Wachstumsprognosen, wird sich der stärkste Wirtschaftsaufschwung seit der Wiedervereinigung auch im kommenden Jahr fortsetzen. Demgegenüber stecken einige unserer europäischen Nachbarn in einer tiefen Krise. Beides hat die Anlagebedingungen verändert.
Erweitert man die Betrachtung um die Emerging Markets sowie die USA, ergibt sich ein ähnlich zweigeteiltes Bild. Die Schwellenländer haben die Krise nicht nur besser überstanden als die etablierten Industrienationen, sie entwickeln sich auch absolut gesehen sehr positiv.
Der Westen fällt zurück
Wie aus dem Bericht des Internationalen Währungsfonds World Economic Outlook hervorgeht, lag das Wachstum in den westlichen Staaten 2010 bei 2,7%, während die aufstrebenden Volkswirtschaften und Entwicklungsländer einen Zuwachs von 7,1% vorweisen können. Dieser Trend steht erst am Anfang und dürfte sich zukünftig weiter fortsetzen: „Die Schere geht weiter auf, weil die strukturellen Rahmendaten der Emerging Markets denen der etablierten Volkswirtschaften überlegen bleiben“, so Jens Wilhelm, das für das Portfoliomanagement zuständige Vorstandsmitglied von Union Investment.
Schwellenländer gewinnen an Gewicht
Der Aufstieg der Schwellenländer wurde durch die Finanzkrise sogar noch beschleunigt. In den letzten beiden Jahren wurde die Verschiebung der wirtschaftlichen Kräfteverhältnisse für den Westen aber besonders sicht- und spürbar. Mit China und Indien befinden sich seit diesem Jahr gleich zwei Schwellenländer unter den zehn größten Volkswirtschaften der Welt. Und die weltweite Wirtschaftspolitik, die bis dato von den G 7, den sieben führenden Industrienationen, nahezu im Alleingang diktiert wurde, wird zukünftig wohl von den G 20 mitbestimmt, einem Kreis, zu dem sich die wichtigsten Schwellenländer im Jahr 2003 zusammengeschlossen haben.
Südostasien besonders aussichtsreich
Wie dynamisch sich diese Märke entwickeln, unterstreicht der Blick auf die Performance der bedeutenden Aktienindizes. Beispielsweise konnten türkische Aktien im laufenden Jahr bereits um 24% zulegen. Auf den weiteren Plätzen folgen Russland mit 23,2%, Südkorea und Polen mit jeweils knapp 20% sowie Mexiko mit 17,3%. Die zweite Reihe konnte damit erwartungsgemäß besonders stark zulegen. Demgegenüber sind die im Vorjahr gut gelaufenen chinesischen und brasilianischen Werte 2010 sogar etwas zurückgekommen. Der marktbreite chinesische CBN 600 Index verlor bis dato sogar 4,2%, der Bovespa trat mit –1% auf der Stelle. Für 2011 müssen Anleger daher noch stärker selektieren. Gute Chancen bieten weiterhin die asiatischen Staaten. Neben Indonesien, das zuletzt als möglicher Ersatzkandidat Russlands im bekannten BRIC-Kreis von sich Reden machte, gelten auch Thailand und die Philippinen sowie mit Abstrichen Vietnam als Geheimfavoriten. So korrigierte etwa die Asian Development Bank (ADB) ihren Ausblick zum Wirtschaftswachstum für das zweite Halbjahr 2010 für Taiwan (von 4,9% auf 7,7%), Thailand (von 4% auf 7%) und die Philippinen (von 3,8% auf 6,2%) Anfang September kräftig nach oben. Neben ETFs auf marktbreite Indizes wie den MSCI Emerging Markets können Anleger auch mit ausgewählten Zertifikaten wie dem Emerging Global Challenger Basket II (WKN: SG1KLG) auf ausgewählte Titel aus diesen Ländern setzen.
Eine aussichtsreiche Kombination
Doch nicht nur Aktienkäufer wandern zunehmend in die Schwellenländer ab. Weltweit investierten Anleger auch Rekordsummen in die Anleihen dieser Staaten. Bevorzugt werden dabei mittlerweile Emissionen in Lokalwährungen. Diese Strategie dürfte ob der weiterhin besseren Wachstumsaussichten, den stabilen Staatsfinanzen und den damit verbundenen Aussichten auf zusätzliche Währungsgewinne auch für 2011 Erfolg versprechen: „Nachdem Schwellenländeranleihen sich dieses Jahr sehr gut entwickelt haben und es hohe Zuflüsse gab, sind einige Marktteilnehmer der Meinung, dass der Markt nicht weiter wachsen wird. Ich glaube aber, dass es durchaus noch Chancen gibt. Die strukturelle Nachfrage nach Schwellenländeranleihen befindet sich noch immer in einem frühen Stadium. Ich gehe davon aus, dass die Zinsen niedrig bleiben und im kommenden Jahr wenig Einfluss auf die Gewinne haben werden. Wenn man von einer Basisverzinsung von ungefähr 5,5% ausgeht, kann man mit einem Gesamtertrag von 7% rechnen“, so John Carlson, Fondsmanager des Fidelity Emerging Market Debt Fund.
Rückkehr der Value-Titel
Allerdings weisen auch einige reiche Volkswirtschaften für das Jahr 2010 stolze Zuwächse aus. So übertrifft Dänemark mit einem Kursplus von 33,5% sogar die oben genannten Boom-Länder. Auch Schweden (+22,3%) und der deutsche Aktienmarkt (+17,8%) gehören im laufenden Jahr zur Spitzengruppe. Dies dürfte zwar eine Ausnahme bleiben und sich so schnell nicht wiederholen, jedoch bleiben – trotz der jüngst gestiegenen Kurse – insbesondere europäische Dividendentitel attraktiv. Sie bieten derzeit im Schnitt eine Dividendenrendite von 4,1% und damit seit Langem einmal wieder mehr als Staatsanleihen. Im Verhältnis zu den Anleihen erstklassiger Unternehmen rentieren Aktien zum ersten Mal überhaupt höher. Beispiel Deutsche Telekom: 2010 dürften Anleger rund 7% aus Dividenden erzielen, eine Anleihe mit vier Jahren Laufzeit bringt es nur auf 3,3%. Eine ähnlich hohe Rendite werfen RWE, Enel, France Telekom, Vivendi und die spanische Telefónica ab. „Das Risiko der Aktienanlage wird so gut entlohnt wie seit 20 Jahren nicht mehr“, bestätigt Wilhelm. Wer nicht auf Einzeltitel setzen möchte, greift zu Total-Return-Produkten auf spezielle Dividenden-Indizes. Darüber hinaus sieht Wilhelm aber auch Aufholchancen bei Titeln aus den europäischen Krisenregionen. Diese haben im laufenden Jahr gegen den globalen Trend verloren. Dementsprechend weisen beispielsweise der portugiesische PSI 20 Index ein KGV von 5 und der spanische IBEX 35 ein KGV von lediglich 9 auf.
Nicht immer offen
Ein weiterer Underdog der jüngsten Vergangenheit sind offene Immobilienfonds. Die Stiftung Warentest untersuchte kürzlich diese in Deutschland äußerst beliebte Fondsgattung und kam zu dem Ergebnis, dass die Produkte nicht sicher seien. Als Begründung nannte die Stiftung die teilweise erheblichen Unsicherheiten in Bezug auf den Bestandswert der gehaltenen Objekte. Als Negativbeispiel wurde insbesondere der Degi Europa angeführt, dessen Anteilscheine innerhalb von zwei Jahren einen Verlust von 17,2% zu verzeichnen hatten. Demgegenüber sind jedoch auch Renditen von 4 bis 5% pro Jahr bei guten Fonds laut Stiftung Warentest keine Seltenheit. Anleger kommen also um eine genaue Analyse der Produkte nicht umhin – dies sollte allerdings eine Selbstverständlichkeit sein. Wer sich die Mühe macht und sein Geld auf Sicht von drei bis fünf Jahren nicht benötigt, dürfte in Zeiten niedriger Zinsen und angebrachter Zweifel an der Solvenz mancher Staaten mit ausgewählten Produkten, wie beispielsweise dem Grundbesitz Europa, viel Freude haben.
Die Immobilien-Discounter
Wer jederzeit an sein Geld möchte, aber aufgrund von Inflationserwartungen oder anderen Gründen in Immobilien investieren möchte, sollte sich deutsche Immobilienaktien einmal näher ansehen. Viele Papiere notieren noch immer mit einem deutlichen Abschlag auf den gehaltenen Immobilienbestand (NAV). Bei Colonia Real Estate und Gagfah beträgt dieser beispielsweise jeweils fast 50%. Bei Gagfah kann sich der Aktionär zudem über eine Dividendenrendite von rund 6% freuen. Bei dem Titel Hamborner REIT beträgt der Abschlag auf den NAV immerhin fast ein Viertel und auch hier lockt mit fast 5% zusätzlich eine ordentliche Dividendenrendite. Auch bei dem Schwergewicht auf dem deutschen Immobilienmarkt, der IVG, können Anleger mit einem Abschlag auf den inneren Wert einsteigen. Dieser liegt aktuell bei rund 12%.