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Tagesgeld & Co - kurz und gut

Für Sparer ist die aktuelle Situation alles andere als einfach. Im derzeitigen Niedrigzinsumfeld bieten viele kurzfristige Anlagen nicht einmal einen Inflationsausgleich. Langfristige Anlageformen mit fester Laufzeit verbieten sich auf dem aktuellen Niveau erst Recht. Doch es gibt sie: die Produkte, um Geld kurzfristig, sicher und gut verzinst anzulegen.

BÖRSE am Sonntag

Die Rendite von Bundesanleihen mit zehnjähriger Laufzeit liegt nur noch bei 1,61%, Sparkonten und Geldmarktfonds bringen häufig nicht einmal mehr 1%. Demgegenüber sank die Inflation laut dem Statistischem Bundesamt zuletzt zwar leicht - von 2,1% im April auf 1,9% im Mai – nach Abzug der Abgeltungssteuer entsteht jedoch bereits auf dem aktuellen Niveau ein Minus.

Geldvernichter Inflation

Wie ernst die Lage tatsächlich ist, zeigt sich auf den ersten Blick freilich gar nicht. Schließlich spiegelt sich der durch die Inflation verursachte Vermögensrückgang nicht in einem sichtbaren Rückgang des Betrags auf dem Konto wider. Sondern manifestiert sich in einem schleichenden Kaufkraftverlust - den viele Sparer genau aus diesem Grund unterschätzen: Übersteigt die Inflation die Zinsrate nur um einen Prozentpunkt, entsteht dem Anleger nach 30 Jahren ein Kaufkraftverlust von 26%. Mehr als ein Viertel des Ersparten wäre damit faktisch verloren. Doch auch im kurzfristigen Bereich verschärfen sich die Auswirkungen im derzeitigen Umfeld negativer Realzinsen: Steigt die Inflationsrate nur leicht auf 2,5% und werden beispielsweise 100.000 Euro zu 0,5% auf dem Sparbuch geparkt, beläuft sich der Verlust pro Jahr bereits auf 2.000 Euro. Wohin also mit dem Geld?

Untergang der Geldmarktfonds

Dass Geldmarktfonds in diesen Zeiten keine geeignete Anlageform darstellen, lässt sich am Verhalten der Anleger ablesen: Zwischen Ende April 2009 und Ende April des laufenden Jahres verloren diese Produkte rund 85% ihres Volumens. Angesichts einer schwachen Performance ist dies wenig überraschend: Diese lag laut dem Bundesverband Investment und Asset-Management BVI im Schnitt der letzten 12 Monate bei lediglich rund 1% pro Jahr. Zum Vergleich: Im Jahr 2007 lag die Durchschnittsrendite der Geldmarktfonds noch bei 2,8% pro Jahr. Tagesgeld brachte damals bis zu 3,25% (z. B. im Angebot der ING-DiBa). Der Renditeabstand zwischen den beiden Produkten hat sich seitdem stark zugunsten der Tagesgeldkonten verschoben. Angesichts dieser Entwicklung eignen sich die einstmals beliebten Geldmarktfonds derzeit nicht einmal mehr, um Geld sehr kurzfristig zu parken.

Die Top 5 Tagesgeldangebote

Ganz anders stellt sich die Situation hingegen beim Tagesgeld dar. Aktuell sind laut einer Analyse der Stiftung Warentest (Stand 04.06.) bis zu 2,45% (nominal) drin. Während die Rendite der Geldmarktprodukte gegenüber dem Jahr 2007 damit um 64% zurückgegangen ist, beträgt der Rendite-Rückgang beim Tagesgeld lediglich 25%. Auf diesem Niveau ermöglicht Tagesgeld für Kleinanleger – nach Abzug von Inflation und Abgeltungssteuer – zumindest noch annähernd einen Vermögenserhalt. Die Top 5 der Tagesgeldangebote setzen sich aktuell wie folgt zusammen: Auf Platz 1 rangiert mit 2,45% MoneYou, Platz 2 belegen mit jeweils 2,4% Cortal Consors, Royal Bank of Scotland und Amsterdam Trade Bank, den dritten Platz teilen sich mit 2,3% NIBC Direkt, Volkswagen Bank direkt und 1822direkt, nur ganz knapp dahinter rangieren ING Diba, Akbank und GarantiBank mit jeweils 2,25% – auf Platz 5 liegt die VTB Direktbank mit 2,2%. Allerdings sollten Anleger auf die Höhe der Zinsen schauen. Sicherheit geht vor.

Deutsche schaffen Geld ins Ausland

Die Namen einiger Institute lassen es bereits erahnen. Bei manchen von ihnen handelt es sich nicht um in Deutschland ansässige Finanzdienstleister. Und genau hier wird es spannend, denn die vergleichsweise hohen Zinsen sind eine direkte Folge der aktuellen Schuldenkrise: Im Gegensatz zu früher leihen sich die Institute untereinander nämlich deutlich weniger Geld, und wenn, dann häufig zu relativ schlechten Konditionen. Bei den Privatanlegern lässt sich dagegen weiterhin mit knapp überdurchschnittlichen Zinsen punkten: Nach einem Bericht der Financial Times Deutschland (FTD) sind die Einlagen bei Zweigstellen ausländischer Institute seit April 2011 um 21,6 Mrd. Euro auf 67 Mrd. Euro geklettert. Hohe Summen konnten laut FTD insbesondere die schottische Bank of Scotland (5 Mrd. Euro), die niederländische ABN Amro (Marke Moneyou; 2 Mrd. Euro) sowie die russische VTB Direktbank (österreichischer Banklizenz; 1 Mrd. Euro) einsammeln.

Tagesgeld – darauf müssen sie achten

Zwar gibt es bei allen genannten Instituten einen Schutz durch den jeweiligen nationalen Einlagensicherungsfonds, der je Verbraucher bis zu 100.000 Euro absichert, ob dieser im Fall des Falles jedoch auch tatsächlich noch in der Lage ist, die Beträge auszuzahlen, ist zumindest fraglich. An dieser Stelle sei insbesondere auf die Pleite der isländischen Kaupthing-Bank verwiesen: Erst nach einer monatelangen Zitterpartie wurde das Geld der Sparer schließlich erstattet. Darüber hinaus gilt es bei Tagesgeld folgende Punkte zu beachten: Der Zinssatz gilt möglicherweise nur für Neukunden, eine bestimmte Laufzeit, für eine bestimmte Summe, oder erst ab einem bestimmten Volumen. Und wer über längere Zeit - beispielsweise über ein Jahr hinaus - Geld anlegen möchte, sollte ohnehin ein Auge auf die aktuell gültigen Konditionen haben. Denn wie der Name bereits andeutet, kann sich die Höhe der Zinsen hier rasch ändern.

Bis zu 3% für Festgeld

Wer sein Geld für 12 Monate fest anlegen möchte, kann daher einen Blick auf die Festgeldangebote von akf Bank und Akbank werfen. Bei Festgeld ist das Zinsniveau über die gesamte Laufzeit fix und mit 2,7% beziehungsweise 3,0% liegen die Internetangebote der beiden Institute derzeit ganz vorne. Eine weitere Möglichkeit für Zinsfüchse bieten auch ausgewählte Kreditkartenanbieter. Bei der DKB werden derzeit beispielsweise 2,05% für Guthaben auf dem Kreditkartenkonto gezahlt, bei der Ikano-Bank sind es sogar 2,41%. Besonders interessant: Die akf Bank sowie die beiden letztgenannten Anbieter sind der gesetzlichen Einlagensicherung in Deutschland angeschlossen.

Deep Discounter als Alternative

Eine Alternative zu Tagesgeld & Co für etwas mutigere Anleger sind sogenannte "Deep Discounter". Als solche werden Discounter bezeichnet, die einen Rabatt von mindestens 20 bis 30% auf den Basiswert gewähren. Im Gegenzug für den Rabatt muss der Käufer eine Begrenzung der Gewinnchancen in Form eines Caps akzeptieren. Für den sicherheitsorientierten Anleger steht aber ohnehin die Absicherung im Vordergrund. Als Basiswerte kommen für dieses Anlageprofil - aufgrund der „eingebauten Diversifikation“ - vor allem Blue-Chip-Indizes wie beispielsweise der Dax in Frage. Besonders interessant sind hier konstruktionsbedingt Papiere mit kurzen Restlaufzeiten. Hier bietet sich beispielsweise ein Dax-Discounter von HSBC Trinkaus & Burkhardt (WKN: TB6ZFY), der noch bis 21.12.2012 läuft, an. Nur wenn der Dax bis zum Ende der Laufzeit um fast ein Drittel (30,7%) fällt, erleidet der Anleger einen Verlust. Bleiben die Verluste oberhalb dieses Niveaus erhält der Anleger eine Verzinsung von 3,15% p.a..

Fazit:

Sparkonten und Geldmarktfonds bieten aufgrund ihrer Mini-Zinsen keine vertretbaren Renditen mehr. Bei den Tagesgeldkonten sollten sich gerade Kleinanleger fragen, ob die wenigen zehntel Prozent mehr das Risiko, das ausländische Institute im Einzelfall zweifellos mitbringen, wirklich wert sind. Auch im kurzfristigen Bereich gilt: Mehr Zins bedeutet mehr Risiko. Wie so oft ist es der Mittelweg, der ans Ziel führt.