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Und ewig lockt der Discounter

Die internationalen Börsen haben einen holprigen Start in das neue Jahr hingelegt. Zwar wurde das Niveau unter dem Strich gehalten, aber die Schwankungen waren enorm. Mit Blick auf die schwelende Euro-Krise darf der Auftakt durchaus als Vorbote für das Gesamtjahr gewertet werden. Ein Umfeld, das Discount-Zertifikaten entgegenkommt.

BÖRSE am Sonntag

Die Zinserhöhung in China am zweiten Weihnachtsfeiertag hat viele Indizes kurzzeitig tief in die Verlustzone geschickt. Die Maßnahme weckte rund um den Globus Ängste vor einem Ende des Booms im Reich der Mitte. Zudem ist die Krise des Euro keineswegs überstanden. Im Laufe des Jahres wird sich zeigen, ob Staaten wie Spanien und Italien weiterhin das Vertrauen der Anleger genießen. Gelingt es der Währungsunion nicht, die Zweifel an der Solvenz einzelner Mitglieder auszuräumen, sind neue Beben an den Finanzmärkten vorprogrammiert. Demgegenüber haben sich Aktienkurse und Rohstoffnotierungen rund um den Globus von ihren in der Finanzkrise erlittenen Verlusten erholt. Große Aufholjagden sind daher für 2011 nicht mehr zu erwarten. Schon eher eine Seitwärtsbewegung.

Trübe Aussichten, aber viel Bewegung

Eine von 23 verschiedenen Instituten erhobene Konsensprognose für den DAX zum Jahresende 2011 liegt denn auch im Durchschnitt bei 7.593 Punkten. Allerdings ist die Bandbreite zwischen den einzelnen Schätzungen exorbitant: Sie reicht von 6.200 bis 9.000 Punkten. Letzteres deutet – genau wie die Schwankungen zum Jahresauftakt – darauf hin, dass Nervosität und Volatilität eher wieder zunehmen dürften. Tatsächlich zogen Angstbarometer wie VDAX und VSTOXX über den Jahreswechsel bereits deutlich an. Der VDAX notiert aktuell bei knapp unter 20, der VSTOXX bei rund 23 Punkten. Die mit dem stetigen Anstieg der Aktienkurse seit Ende November einhergegangene Beruhigung wurde damit zwischenzeitlich wieder egalisiert. Zusammengenommen ergibt sich ein ideales Szenario für Discount-Zertifikate. Denn diese Papiere erlauben es auch Privatanlegern, Kapital aus der Volatilität zu schlagen, und sie eignen sich insbesondere für trendlose Märkte.

Discounter besonders populär

Im Vergleich zum direkten Kauf einer Aktie oder eines anderen Basiswertes erhält der Anleger beim Erwerb von Discount-Zertifikaten nämlich einen Preisabschlag, den sogenannten Discount. Letzterer sorgt dafür, dass sich das Investment auch dann lohnt, wenn sich der Basiswert bis zum Ende der Laufzeit per saldo überhaupt nicht bewegt. Denn der Anleger erwirbt gleichzeitig das Recht, am Ende der Laufzeit den Gegenwert des Basiswertes, zum Beispiel eine Aktie, zu verlangen. Die Höhe der Rückzahlung ist allerdings nach oben begrenzt. Diese Begrenzung des Gewinnpotenzials, der sogenannte Cap, ist die Gegenleistung, die der Anleger für den Abschlag auf den momentanen Kurs erbringen muss. Dass sich das lohnt, zeigt sich vor allem in der Praxis: Discount-Zertifikate haben sich seit ihrer Erstnotiz vor 15 Jahren nicht nur zur populärsten, sondern auch zu der Zertifikate-Struktur mit den höchsten Börsenumsätzen entwickelt (15 Jahre Discount-Zertifikate, Prof. Dr. Lutz Johanning).

Besser als Tagesgeld und Anleihen

Seit der Einführung der Abgeltungsteuer boomen vor allem kurz laufende Discounter. Letztere haben sich für Privatanleger zu einer echten Alternative zu Tagesgeld & Co. gemausert: Selbst konservativ ausgestaltet werfen diese Produkte aktuell mehr ab als vergleichbare Anleihen. Die BNP Paribas bietet beispielsweise ein Discount-Zertifikat auf den europäischen Leitindex (WKN: BN7CX0) an, das bei einer Laufzeit von rund zehn Monaten eine Seitwärtsrendite von 5,2% p. a. ermöglicht. Der Cap liegt bei 2.100 Zählern. Der Sicherheitspuffer beträgt 26%. Immerhin noch fast 4% p. a. bringt ein Papier (WKN: GS1QJQ) mit einem Sicherheitspuffer von rund 36%, das bis Anfang Dezember läuft. Um zu verstehen, wie das funktionieren kann, ist ein Blick hinter die Kulissen notwendig.

Eine gute Kombination

Der Discount setzt sich aus zwei einzelnen Komponenten zusammen. Einerseits aus einem Basiswert, den der Anleger (theoretisch) kauft, andererseits aus einem Call mit einem Basispreis in Höhe des Caps, den der Anleger (theoretisch) verkauft. Diese Kombination erwirbt der Anleger mit dem Kauf eines Discount-Zertifikates in einem einzigen Wertpapier. Wenn der Anleger das, was er für den Kauf der Aktie bezahlen müsste, und das, was er an Prämie aus dem Verkauf des Calls erhalten würde, gegeneinander verrechnet, erhält er den Preis des Discount-Zertifikats. Das klingt kompliziert, aber in der Summe ist das Geschäft deutlich risikoärmer als ein Direktinvestment in Aktien. Das belegen nicht nur die Ergebnisse zahlreicher Studien, sondern dies wurde auch durch die Stiftung Warentest bestätigt: „Für Anleger sind Discount-Zertifikate vorteilhafte Produkte. Sie sind sicherer als etwa Direktinvestitionen in den Aktienmarkt“ (Finanztest 01/2008).

Anleger achten auf Schwankungsbreite

Die Höhe des eingeräumten Rabatts hängt maßgeblich von der Volatilität des Underlyings (z. B. eine Aktie) und dem gewählten Cap ab. Dabei gilt: Je höher die Volatilität, desto interessanter sind Discount-Zertifikate. Denn für den Verkauf der Call-Option wird eine Prämie vereinnahmt. Diese sogenannte Optionsprämie ist maßgeblich von der Schwankungsbreite des Underlyings abhängig. Je stärker die Schwankungen, desto teurer die Option und desto höher damit der Rabatt. Doch die Sache hat auch einen Haken: Steigt die Schwankungsbreite während der Laufzeit an, so sinkt tendenziell der Wert der am Markt befindlichen Discount-Zertifikate. Was für die Besitzer bestehender Zertifikate von Nachteil ist, kann sich aber für Neukunden als Kaufgelegenheit erweisen. Denn in der Regel geben die Emittenten die günstige Konstellation am Optionsmarkt aufgrund des enormen Wettbewerbs in Form höherer Rabatte oder großzügigerer Caps weiter. Wie stark sich dieser Faktor auswirkt, ließ sich in den letzten Monaten schön an Produkten auf die beiden Basiswerte EURO STOXX 50 und DAX nachvollziehen. Dank der Verschuldungskrise in einigen europäischen Ländern schwankte das europäische Barometer stärker als der DAX. Die Volatilität ist also auf europäischer Ebene höher. Mit den Produkten auf den Euroland-Index sind deshalb attraktivere Seitwärts- und Maximalrenditen möglich. Bei länger laufenden Papieren mit Restlaufzeiten von über einem Jahr beträgt der Renditeunterschied –, der auf die Schwankungsbreite zurückzuführen ist –, zum Teil bis zu 2 Prozentpunkte. Dass die Anleger diesen Umstand zu nutzen wissen, zeigen die Statistiken zu den gewählten Underlyings. Seit einigen Monaten liegt der EURO STOXX klar vor dem DAX.

Das Beste kommt zum Schluss

Neben der Volatilität spielt aber natürlich auch der Cap eine große Rolle: Zertifikate mit einem Cap unter dem aktuellen Kurs des Basiswertes stellen eine eher konservative Form mit geringerem Risiko, aber auch geringerer Rendite dar. Wird der Cap dagegen oberhalb des aktuellen Kurses des Basiswertes gewählt, verbessern sich die möglichen Renditen, aber auch das Risiko steigt. Das dritte wichtige Element ist der Faktor Laufzeit. Im Gegensatz zu Optionsscheinen steigt der Kurs der Discount-Zertifikate nämlich mit abnehmender Restlaufzeit an, weil dadurch die Wahrscheinlichkeit zunehmender Volatilität sinkt. Dieser Effekt kommt aufgrund der Berechnung der Optionspreise in den letzten sechs Monaten der Laufzeit verstärkt zum Tragen.

Fazit

Unter dem Strich gehen Besitzer von Discountern gegenüber dem Direktkauf ein geringeres Risiko ein. Wie hoch der Schutz ausfallen soll, kann jeder Anleger für sich selbst entscheiden. Bei über 100.000 ausstehenden Rabattpapieren ist für jeden Anleger die richtige Kombination dabei. Discount-Zertifikate eignen sich aufgrund ihres Chance-Risiko-Profils insbesondere für konservative Anleger, die im derzeitigen Umfeld nach Alternativen zu mageren Zinsen auf Tagesgeld & Co. suchen.