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Unternehmensanleihen immer beliebter

Noch vor nicht allzu langer Zeit galten die Staatsanleihen westlicher Industrienationen als risikoloses Investment. Paradoxerweise hat die Vertrauenskrise rund um die Staatsschulden dazu geführt, dass nun ausgerechnet Unternehmensanleihen eine Sonderkonjunktur erleben. Doch auch hier ist nicht alles Gold, was mit Rendite glänzt. 

BÖRSE am Sonntag

Bis vor wenigen Jahren finanzierten sich europäische Unternehmen im Allgemeinen – und der deutsche Mittelstand im Besonderen – vor allem über Darlehen der Hausbank. Mit dem Ausbruch der weltweiten Finanzkrise fuhren die Banken ihre Kreditengagements jedoch sukzessive zurück. Einerseits um ihre Risiken zu reduzieren, andererseits auch um regulatorische Anforderungen zu erfüllen. Bei den Anlegern sind die Unternehmen als Schuldner hingegen gefragter denn je.

Unternehmensfinanzierung ohne Bank

Die Folgen dieser Verschiebung sind dramatisch: „Das beachtliche Wachstum der Anleihemärkte deutet auf strukturelle Veränderungen in der Unternehmensfinanzierung in Europa hin. Die noch immer spürbaren Auswirkungen der Finanzkrise und neue regulatorische Anforderungen schränken in einigen Ländern die Verfügbarkeit von Bankkrediten ein. Daher wenden sich die Unternehmen verstärkt den Anleihemärkten zu“, so das Research der Deutschen Bank (DB Research) in einer aktuellen Studie. Tatsächlich sind Anleihen seit 2010 – etwa bei Fonds – die Anlageklasse mit dem größten Zuspruch. Allein 249 Mrd. Euro flossen zwischen Januar 2010 und Dezember 2012 in europäische Anleihefonds und Anleihen-ETFs. Zum Vergleich: Aktienfonds und Aktien-ETFs verzeichneten im gleichen Zeitraum lediglich einen Mittelzufluss von rund 26 Mrd. Euro.

Das passende Produkt zur richtigen Zeit

Der Boom der Anleihefonds wurde auch dadurch begünstigt, dass die Anbieter ihr Angebot in den letzten Jahren deutlich ausgebaut haben. Auf diese Weise wurde vielen Investoren erst ein bequemer und kostengünstiger Weg eröffnet, in dieses Segment  zu investieren. Beispielsweise waren ETFs auf Unternehmensanleihen in Europa bis ins Jahr 2009  hinein noch eine Seltenheit. Inzwischen können Investoren aus mehr als 30 entsprechenden Produkten wählen. Insgesamt stehen mittlerweile in Europa rund 300 Anleihe-ETFs zur Auswahl. Die Palette reicht von klassischen Staatsanleihen über Unternehmensanleihen bis hin zu Local Currency Bonds.

Die Schattenseite des Booms

Doch diese Entwicklung hat eine Schattenseite. Denn der Boom bei den Unternehmensanleihen wird vor allem von der Nachfrage der Investoren getrieben: „Das  Emissionsvolumen von Unternehmensanleihen ist gestiegen und die Renditen sind gesunken. Während diese Entwicklung den europäischen Unternehmen derzeit kostengünstige externe Finanzierungsmöglichkeiten bietet, stellt sie für die Anleger auch eine Herausforderung dar“, so DB Research weiter. Zum Problem könnte also werden, dass die Nachfrage der Investoren die Renditen der Anleihen in den Keller getrieben hat: Europäische Unternehmensanleihen mit Investment-Qualität bringen laut der aktuellen Studie „Dividendenstrategien in Zeiten der finanziellen Repression“ von Allianz Global Investors (AGI)  im Schnitt nur noch 2% Rendite.

Risiken schlechter bezahlt

Riskantere Titel bringen zwar mehr Performance, doch Bezugspunkt für die Aufschläge (Spreads) sind die Renditen der Produkte mit Spitzenqualität. Also erstklassige Staats- und Unternehmensanleihen. Da die Basis so niedrig liegt, setzten sich die niedrigen Renditen durch alle Risikoklassen – bis hin zu den Junk-Bonds – fort. Trotzdem sind auch riskantere Papiere so beliebt wie seit Langem nicht mehr. „Die Analyse der Daten zeigt, dass europäische Unternehmen mit Hochzinsanleihen seit dem zweiten Quartal 2010 große Anleihevolumen platzieren konnten. In der Tat wurden nie zuvor derartig hohe Emissionsvolumen erreicht wie 2012“, heißt es in der Analyse von DB Research weiter.

Risiken steigen

Ein Ende dieses Trends ist bislang nicht in Sicht: In den USA steuert das Emissionsvolumen von Unternehmensanleihen für den laufenden Monat Mai auf ein neues Rekordhoch zu. Dabei mehrten sich jüngst die Stimmen, die vor einer Überhitzung warnen. So äußerten beispielsweise Bill Gross, Manager des weltgrößten Anleihefonds, und die Investorenlegende Warren Buffett Bedenken gegenüber weiteren Investments in den Markt für Unternehmensanleihen.

Goldgräberstimmung bei EM Bonds

Trotz dieser Bedenken herrscht im Anleihebereich weiter Goldgräberstimmung. Als aussichtsreich galt zuletzt der Bereich der Emerging-Markets-Anleihen. Während die westlichen Staaten sich in den letzten zehn Jahren mithin von einer soliden Haushaltspolitik verabschiedet haben, präsentieren sich die vormals krisengeschüttelten Emerging Markets (EM) heute als Vorzeigemodell. Dies spiegelt sich auch bei den Ratings wieder: Brasilien, Kolumbien, Indonesien & Co. können im Gegensatz zu ihren westlichen Pendants mit Heraufstufungen aufwarten. Dementsprechend hat sich auch der Anteil der Schwellenländeranleihen mit Investment-Grade-Rating – im repräsentativen JPMorgan Bond Index Global – seit dem Jahr 2000 auf rund 60% verdoppelt! Parallel dazu hat sich auch der Anleihemarkt in den Schwellenländern prächtig entwickelt.

15% Rendite in zwölf Monaten

Wer in den letzten Monaten auf Unternehmensanleihen aus Schwellenländern spekulierte, konnte stolze Gewinne einfahren: Der JPMorgan Emerging Markets Corporate Bond A (WKN: A1CZZJ) kletterte in den letzten zwölf Monaten um 15%. Eine immer größere Bedeutung gewinnen dabei sogenannte Local Currency Bonds – zu Deutsch: Emissionen in lokaler Währung. Denn Anleihen in heimischer Währung sind für die Schwellenländer eine sehr interessante Art der Finanzierung, da Währungsabwertungen hier nicht mehr direkt durchschlagen. Das Pendant für Anleihen in lokalen Währungen, wie dem brasilianischen Real, der JPMorgan Emerging Markets Local Currency Debt A (WKN: A0M8CD), brachte es auf ein Plus von 13%. Aus Differenzierungsgründen bieten sich für Privatanleger in jedem Fall Fondslösungen an.

Es ist noch nicht zu spät

Noch könnte sich ein Einstieg in das Segment lohnen: „Zurzeit erzielt man mit Emerging-Markets-Unternehmensanleihen noch immer mehr Ertrag je Risikoeinheit als mit US-amerikanischen Investment-Grade-Papieren“, so Grégoire Rifaut, Investment-Spezialist Emerging Markets Fixed Income bei der BNP Paribas in London. Zwar drückt auch hier die wachsende Nachfrage die Renditen, trotzdem hält er den Bereich weiterhin für aussichtsreich: „2013 erwarten wir für Emerging-Markets-Unternehmensanleihen Renditen von 7,5% bis 8,5%. Aufgrund der starken Zuflüsse in Emerging-Markets-Anleihen, der Entstehung eines Markts für Lokalwährungsanleihen sowie der stabilen und sich verbessernden Fundamentaldaten der Emittenten sind wir für die Asset-Klasse sehr optimistisch“, so Rifaut weiter. Wer stattdessen ein Basisinvestment sucht, sollte einen Blick auf einen Fonds der Allianz-Tochter Pimco (WKN: A0J2S2) werfen, der in Unternehmensanleihen weltweit investiert. Die Wertentwicklung in der Fondswährung US-Dollar liegt während eines Beobachtungszeitraums von fünf Jahren bei gut 59%, in den letzten zwölf Monaten schaffte das Management knapp 12%. Und: Es gibt keinen Ausgabeaufschlag, die Verwaltungsgebühr beträgt 0,69% und die Depotbankgebühren 0,03%.

Fazit

Mit Zinserhöhungen ist aufgrund der konjunkturellen Lage und der Schuldenkrise bis auf Weiteres nicht zu rechnen. Dies ist neben einem deutlichen Anstieg der Ausfallraten und einer Veränderung der Risikowahrnehmung das größte Risiko für die Inhaber von Anleihen. Unternehmensanleihen mit schlechter Bonität sind daher  mit Vorsicht zu genießen. Papiere von Firmen aus den Schwellenländern mit guter Bonität – insbesondere in lokaler Währung – bleiben dagegen weiterhin attraktiv. Anleger können sich diese Assets per ETF bequem, breit diversifiziert und spesengünstig ins Depot legen.